Böse Überraschung für den Bund Deutscher Karneval: Die Stadt Kitzingen hat das Deutsche Fastnachtsmuseum im Falterturm geschlossen. Grund laut OB Siegfried Müller ist der Brandschutz: Die Sicherheit der Besucher bei einem plötzlichen Feuer sei nicht zu garantieren. Damit die Schätze der Narrenzunft wieder gezeigt werden können, soll das Kitzinger Wahrzeichen bis zum Jahresende brandtechnisch aufgerüstet werden.
Die Hauruck-Aktion ausgerechnet im touristisch so wichtigen Jahr der Kleinen Gartenschau ist seltsam: Seit 2007 tauchen die Brandschutz-Defizite in unregelmäßigen Abständen im Stadtrat auf. Und dann verschwinden sie genauso schnell, obwohl es meist heißt: Wenn nicht wenigstens eine Sprinkleranlage montiert wird, „muss das Fastnachtsmuseum geschlossen werden“.
Die Schließung ist jetzt Fakt, obwohl laut Wolfram Beha vom Stiftungsrat des Museums nie etwas passiert ist und ein Brandschutz-Gutachten seit drei Jahren mehr oder weniger im Aktenschrank schlummerte. Einzige Konsequenz laut OB Müller: Die Besucherzahl im Museum sei vor längerem auf „zehn bis 20 Leute“ eingeschränkt worden. Eine Verschärfung gab es nach einer erneuten Begehung des sechsstöckigen Turms: maximal fünf Besucher, zwei Museumsbegleiter und für jeden einen Notfallrucksack, Feuerlöscher auf jeder Etage. Behas Kommentar: „Unter diesen Umständen war der Turm tot für mich.“
Wolfram Beha Stiftungsrat des Museums
Weil Stadt und Stiftungsrat sich nicht einigen konnten, machte die Stadt die Pforten dicht. Er sei nicht bereit, die Haftung zu übernehmen, wenn ein Feuer ausbricht, so der Oberbürgermeister.
Die bislang recht zäh behandelte Brandschutz-Sache scheint jetzt plötzlich Tempo aufzunehmen: Am Donnerstag soll im Stadtrat eine Entscheidung fallen. Doch das Projekt wird teurer. Im März 2009 ging's noch um 180 000 Euro, 2010 waren dann schon 250 000 im Gespräch und seit einer Woche liegen die Schätzungen bei 325 000 Euro. Das Geld wird laut Müller in einen Rauchabzug, eine Sprinkleranlage, feuerhemmende Zwischendecken und größere Ausstiegsluken gesteckt.
Kopfzerbrechen bereitet das Vorhaben vor allem dem Stiftungsrat. Der ganze Museumsschatz muss raus und irgendwo zwischen gelagert werden. Die Eile der Stadt, den Turm zum Brandrisiko zu erklären, ist für Fasenachter Beha ein Stück weit nachvollziehbar, auch wenn er die Gefahren für weit hergeholt hält.
Falterturm in Kitzingen
Gebaut: Der Falterturm wurde zwischen 1469 und 1496 als Befestigungs- und Wachturm der äußeren Kitzinger Stadtmauer errichtet. Auffällig ist die schiefe Spitze des als Baudenkmal geschützten Turmes, der deshalb auch als schiefer Turm bezeichnet wird. Eigentümer ist die Stadt Kitzingen. Höhe: 52 Meter, aufgeteilt in sieben Stockwerke. Museum: Seit 1966 beherbergt der Turm die Schausammlung des Deutschen Fastnachtmuseums und ist das offizielle Museum des Bundes Deutscher Karneval, der Dachorganisation von rund 4000 Fastnachtsvereinen, Faschingsgilden, Karnevalsgesellschaften und Narrenzünften. Schwerpunkte der Sammlung sind Masken, Requisiten, Medaillen und Orden. Zu sehen ist dabei auch die älteste Narrenkappe Deutschlands von 1840.