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WÜRZBURG
Tonnenschwere Feinarbeit
IRS Stahlwasserbau Consulting: Die Würzburger Firma hinterlässt monumentale Spuren auf der Welt, die oft unter der Wasserfläche verschwinden. Es geht um Schleusentore, Schiffshebewerke, Stauwehre.
Konstrukteur Sebastian Pohl mit der Alten Mainbrücke von Würzburg auf dem Bildschirm.
Foto: Thomas Obermeier | Konstrukteur Sebastian Pohl mit der Alten Mainbrücke von Würzburg auf dem Bildschirm.
Günther Hillawoth
Günther Hillawoth
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:44 Uhr

Drei-Flüsse-Staudamm in China, Panamakanal, Seeschleuse in Brunsbüttel oder Hochwasserschutz an der Mündung des Rivers Orwell in Ipswich (England) – so mächtig und schwer die Objekte auch sind, die die „IRS Stahlwasserbau Consulting AG“ konstruiert, umso verwunderlicher ist der vergleichsweise geringe Personalaufwand: Im Firmensitz in der Max-von-Laue-Straße 12 im Würzburger Stadtteil Dürrbachau denken 20 Mitarbeiter schon bei der Konzeption ihrer Projekte in Dimensionen meist ab 100 Tonnen aufwärts.

Das Team ist mehr oder weniger „Handverlesen“. Da bringen sich Maschinenbau-Ingenieure – Spezialisten für Antriebe – mit ein. Schließlich muss alles gesenkt, geöffnet, geschlossen, gehoben oder geschoben werden. Weiter kommen Bau-Ingenieure für den Bereich Stahl dazu, damit alles millimeterweise passt, einrastet und schließt. Konstrukteure planen das Ganze bis ins letzte Detail. Die Einzelteile werden dann unter der Regie von Bauleitern vor Ort zusammengefügt.

Kopf der Spezialisten ist Vorstand Matthias Schäfers, Dr.-Ing und Dipl.-Wirtsch.-Ing in einer Person und seit 2003 in der Firma. Er ist selten anzutreffen, weil er logischerweise viel auf Achse ist, beziehungsweise in der Luft von hier nach dort unterwegs. Trotz seiner „Ausflüge“ ist der gebürtige Bad Driburger (Westfalen) aber ein bodenständiger Mensch und wohnt in Unterdürrbach, nicht weit vom IRS-Sitz entfernt. Und trotz aller Internationalität übernimmt die Firma auch Aufträge in der Region. Da geht?s um fünf Wehre für Mainschleusen, eine davon in Erlabrunn, und – ganz aktuell – um eines, das demnächst an der Alten Mainbrücke eingebaut wird.

Die Vorarbeiten dazu haben unter der Aufsicht des Wasser- und Schifffahrtsamtes Schweinfurt bereits im Herbst begonnen. Matthias Schäfers bezeichnet das Projekt als „kleine Spezialität“ – aus seiner Sicht nicht verwunderlich, schließlich geht?s um „nur“ zwölf Tonnen.

Die müssen aber ebenfalls millimetergenau sitzen. Das Tor wird an der Elbe gefertigt und schließlich auf Schienen am neuen Standort unter der alten Mainbrücke eingeschoben. Ausdrücklich erwähnt Schäfers in diesem Zusammenhang die „tolle Zusammenarbeit“ mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Schweinfurt.

Um die Aktivitäten der IRS auch überregional in Deutschland und auf dem ganzen Globus zu beleuchten, müssen wir eine kleine Reise unternehmen.

Da wären einmal die gigantischen Stautore am Panamakanal oder an der Kaiserschleuse in Bremerhaven. Ein Exemplar davon wiegt rund 2300 Tonnen und ist etwas größer als das Forum auf dem Würzburger Marktplatz.

Diese „außergewöhnlichen Tore“, so Matthias Schäfers, würden mit Wasser gefüllt, mit einem kleinen Behelfskiel versehen und senkrecht schwimmend an ihr Ziel geschleppt. Dort übernehmen sogenannte Unterwagen mit mannshohen Rädern die Riesen aus Stahl, transportieren sie zum Einsatzort, wo sie endgültig installiert werden.

Eine andere IRS- Spezialitäten sind Schiffs-Hebewerke, salopp auch Badewannen genannt. Jene am Drei-Schluchten-Staudamm in China bewegt 30 000 Tonnen 115 Meter auf- und abwärts. Sie ist 135 Meter lang.

Ein Vorzeigeprojekt ist auch die fünfte Schleusenkammer in Brunsbüttel am Nord-Ostsee-Kanal. Dieses Bauwerk ist eines der größten Anlagen auf der Welt. Die Gesamtkosten betrugen 500 Millionen Euro.

Andere bewegliche Objekte sind Flussübergänge. Stellvertretend sei hier die Kattwig-Brücke in Hamburg genant. Sie ist 130 Meter lang, 2000 Tonnen schwer und bewältigt eine Hubhöhe von 40 Meter.

Wie aber kommt die Firma an Aufträge? Wie wird das alle konzeptioniert und erstellt? „Wir sind ähnlich wie ein Architekturbüro aufgestellt, nur mit dem Unterschied, dass wir uns mit beweglichen Objekten aus Stahl beschäftigen,“ schickt Matthias Schäfers voraus.

Die Aufträge sind in öffentlichen Amtsblättern beschrieben. Dazu kommen auch internationale Anfragen. „Wir machen dann die Ausschreibungen und helfen dem Auftraggeber bei der Firmenauswahl“, so der Geschäftsführer weiter.

In der Praxis sei die Baustellen-Logistik eine der ersten Heraussforderungen. Ufer, Meeres- und Flussgründe müssten erkundet werden. Die Lage an der Oberfläche spiele eine wichtige Rolle.

Ein Beispiel: Die Spree im Bereich des Berliner Regierungsviertels. Aufgrund der Bebauung ist der Fluss extrem eng, schildert Schäfers die Lage. Da müsse erkundet werden, „wo man ein Wehr reinquetschen kann“.

Bei Planung und Ablauf denken die Mitarbeiter in Jahren und Jahrzehnten. Auch dazu gibt's ein Musterbeispiel: Am Oderbruch entsteht derzeit das Schiffs-Hebewerk Niederfinow. Bei diesem Projekt hätte Matthias Schäfers schon das zehnte Projekt-Jubiläum feiern können und zwar mit „Kuchen und Kerzchen“, scherzt der 47-Jährige. Wenn 2017 Eröffnung sein wird, hat das Projekt 14 Jahre Zeit für Planung und Baubegleitung in Anspruch genommen – und Platz für mehrere Meter dicker Ordner.

Trotz aller Entwicklungen hat der IRS-Chef aber immer noch Visionen. Eine davon: „Wir sind viel in Deutschland und auf allen Kontinenten tätig – außer in den USA“. Das ist noch ein weißer Fleck auf seiner Landkarte.

IRS Stahlwasserbau

Firma: IRS Stahlwasserbau Consulting AG

Standort: 97080 Würzburg, Max-von-Laue-Straße 12

Gründungsjahr: 1996

Firmengründer: Dip.-Ing. Hans Rapsch

Mitarbeiterzahl: 20

Umsatz: k.A.

Hauptprodukte: Planungen im Stahlwasserbau-Bereich

Eigentümer: K+K-Gruppe

Homepage: www.irs-stahlwasserbau.de

Besprechung:  (von links) Ing. Tobias Merklein, Geschäftsführer Matthias Schäfers und Ing. Norman Braun.
Foto: Fotos (2): Th. Obermeier | Besprechung: (von links) Ing. Tobias Merklein, Geschäftsführer Matthias Schäfers und Ing. Norman Braun.
Kaiserschleuse Bremerhaven: Das Schleusentor wurde nicht stehend sondern liegend tranportiert und wird aufgerichtet.
Foto: IRS | Kaiserschleuse Bremerhaven: Das Schleusentor wurde nicht stehend sondern liegend tranportiert und wird aufgerichtet.
Schleuse Wilhelmshaven: Dieses riesige Teil wurde mit Wasser gefüllt und dann eingeschwommen, wie es in der Fachsprache heißt. Die Projekte der Würzburger Firma „IRS Stahlwasserbau Consulting“ bewegen sich in Dimensionen meist ab 100 Tonnen aufwärts.Foto: IRS
| Schleuse Wilhelmshaven: Dieses riesige Teil wurde mit Wasser gefüllt und dann eingeschwommen, wie es in der Fachsprache heißt.
 
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