
Dass Musik mit Klängen, Tönen und Geräuschen spannende Geschichten erzählen kann, beweisen der Monteverdichor Würzburg und das Orchester der Jenaer Philharmonie nachdrücklich. Diesmal hatte Chorleiter Matthias Beckert, der gern auf Werke jenseits des Mainstream zurückgreift, zwei Kompositionen für Chor und Orchester ausgewählt, die durch ihre Bildhaftigkeit die Zuhörer in der gut besuchten Neubaukirche lauschen und staunen lassen. Vor allem auch deshalb, weil „Daphnis et Chloé“, in den Augen des Dirigenten eine „Sternstunde der Chormusik“, in Würzburg noch nie zu hören war.
Doch zuerst Edward Elgar. Sein „The black knight“ ist eine dramatische Choralsymphonie, der ein Gedicht von Ludwig Uhland zugrunde liegt, das Henry Wadsworth Longfellow ins Englische übertragen hat. Die Ballade schildert den Verlauf eines Ritterturniers, das durch einen ungebetenen Gast, den schwarzen Ritter, den „Prince of mighty sway“ gestört wird.
Schlüsselwerk des Impressionismus
Das präzise spielende Orchester malt dank heller und dunkler Passagen zunächst charmante, später düstere Klangbilder. Festliche Fanfaren, wirbelnde Orchestersätze, tiefe Klarinettentöne, Tuba, Posaunen, eine betörende Oboe und silbrige Flötenklänge zeichnen das Geschehen, zu dem der bestens disponierte Chor Passagen singt, die erst nach edlem Fest, später nach Unglück und Tod klingen.
Maurice Ravel hat unter anderem mit seinen Ballettkompositionen originelle und wichtige Beiträge zur französischen Musik vor dem Ersten Weltkrieg geschrieben. Auch das Ballett in einem Akt und drei Teilen für Chor und Orchester „Daphnis et Chloé“, das zu den Schlüsselwerken des musikalischen Impressionismus gehört, sollte nach seinen Worten ein „breites musikalisches Fresko“ werden, in dem der Komponist seine Begeisterung für das alte Griechenland verewigte.
Wortlos gesungene Laute
Atmosphäre und Stimmung des Augenblicks hat der Tonkünstler mit opulenter Orchestrierung eingefangen, zu der der höchst aufmerksame, vierstimmige Chor wortlose, nur auf Vokalen gesungenen Laute agiert und sich in die Klangwolken der Jenaer Philharmonie mit ihren Streichern, Blech- und Holzbläsern, einem opulenten Schlagwerk, zwei Harfen und einer Windemaschine einmischt. Das gesamte Orchester, die Instrumentalgruppen und Soloinstrumente liefern ein mal klares, mal verwischtes Klanggemälde, in dem es zu schwingen scheint, zu brummen, in dem die Töne zärteln, aggressiv angreifen oder selig tanzen.
Bevor Daphnis und Chloé nach Geräuschsequenzen und aufregenden Orchestersätzen hörbare Hindernissen überwunden haben und mit einem Danse générale (Bacchanale) Happy End feiern können, erklingt der berühmt gewordene „Lever du jour“ (Sonnenaufgang), ein laut Programmheft in Töne gefasstes Naturspektakel, das für den Impressionismus in Ravels Klangsprache steht. Das beeindruckte Publikum bedankt sich mit lang anhaltendem Applaus.