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WÜRZBURG
Tollkühner Flug durch die Mainbrücken
Neustart am Flugplatz Schenkenturm 1960: Im Bild rechts Flugsicherheitsinspektor Rudolf Müller.
Foto: FSCW | Neustart am Flugplatz Schenkenturm 1960: Im Bild rechts Flugsicherheitsinspektor Rudolf Müller.
Herbert Kriener
Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:34 Uhr

Sicher ist Würzburg keine Hochburg in der Entwicklung der Luftfahrt. Doch flugbegeisterte Menschen haben die Geschichte der Fliegerei mitgeschrieben. Den spektakulärsten Auftritt darf hier wohl der Kunstflieger Ernst Udet in Anspruch nehmen, als er im Rückenflug die Würzburger Mainbrücken durchflog. Nach seinem Tod wurde Udet in Buch, Theater und Film als „Des Teufels General“ verewigt. Sein Sohn wird nun bei der Landesgartenschau erwartet, bei der die Luftfahrt in Würzburg die ersten beiden Themenwochen bestimmt.

Würzburger Fliegereigeschichte

Vom waghalsigen Flug des Kunstfliegers Udet gibt es nur Zeugenaussagen. Wenn es Bilder gäbe, hätten sie mit Sicherheit ihren Platz gefunden in dem jetzt erschienenen Buch „Luftfahrt in Würzburg“ mit dem Untertitel „Vom Galgenberg zum Schenkenturm – Ein Rückblick auf Würzburgs Fluggeschichte 1905-2018.“ Autoren des 270-seitigen informativen und reich bebilderten Werkes sind Heinz Gräf und Peter Hulansky.

Heinz Gräf, Jahrgang 1946, ist heute Ehrenvorsitzender des Flugsport-Clubs Würzburg. Der neue Band ist bereits seine dritte Veröffentlichung zur Fluggeschichte. Der Berufsschullehrer war bereits 1957 in der Modellfliegerei aktiv, kam im Jahr 1966 zur Segelfliegerei, 1972 wurde er Motorflieger. 25 Jahre war er Vorsitzender des Flugsport-Clubs. Peter Hulansky, geboren 1960 im Egerland, lebt seit 1969 in der Region Würzburg und beschäftigt sich schon seit langem mit der Würzburger und mainfränkischen Geschichte. Seit 1997 arbeitet er an Ausstellungen im Museum Stammheim am Main und seit 2001 in der Geschichtswerkstatt Würzburg mit.

Zeitzeugen berichten

Drei Jahre lang haben die beiden Autoren für dieses Werk Material gesammelt und Zeitzeugen und deren Nachkommen befragt. Fast 500 Bilder aus Würzburgs Fluggeschichte sind so zusammen gekommen. Als Glücksfall sehen beide die Unterstützung durch Hubert Greim, dem Sohn des ehemaligen Flugleiters und Jagdfliegers Robert Ritter von Greim. Herausgeber des Bandes ist der Würzburger Flechsig Verlag.

Angefangen hat alles mit den ersten Ballonflügen im Jahr 1894. Als Beginn der Luftfahrt in Würzburg gilt der 12. Mai 1905, der Gründungstag des „Fränkischen Vereins für Luftfahrt“. Karl Hackstetter, ein junger Architekt aus Bamberg, hatte dafür eine Interessensgemeinschaft ins Leben gerufen. Mitglieder der Studentenverbindungen Markomannia und Thuringia waren die ersten, die er für den Ballonsport begeistern konnte.

Leo Lendners Absturz

Ein Pionier des Motorflugs in Würzburg war Leo Lendner, der „die leichteste Flugmaschine der Welt“ konstruiert hatte und 1910 bauen ließ. In der Ludwigshalle, wo heute das Stadttheater steht, ließ er es ausstellen, jedoch zeigten die Bürger der Stadt kein Interesse. Würzburgs Flugfeld war damals der Exerzierplatz Kugelfang am Galgenberg, wo Lendner eine Werkstatt fand. Am 8. Juli 1913 stürzte Lendner beim Anflug auf den Galgenberg mit seiner Maschine ab und starb.

Nach dem ersten Weltkrieg gründete Hauptmann Heinrich Nopitsch die Fliegerschule Würzburg, die am 24. Juni 1924 im Beisein von Kronprinz Ruprecht von Bayern feierlich eingeweiht wurde. Die damit verbundene Hoffnung des Stadtrates, dass Würzburg nun Verkehrslandeplatz würde, ging aber nicht in Erfüllung. 1927 begann mit Robert Ritter von Greim die Blütezeit der Fliegerschule in Würzburg. Mitte der 30er-Jahre wurde der Flugplatz am Galgenberg zum Fliegerhorst der Luftwaffe, wodurch die zivile Luftfahrt zunächst endete. Am 6. April 1932 landete dort Adolf Hitler, um seinem NS-Gauleiter Hellmuth einen Besuch abzustatten.

Neuer Flugplatz am Schenkenturm

Der Zweite Weltkrieg und die Besetzung durch die Amerikaner brachten dem Flugsport eine weitere Zwangspause. Am 30. September 1955 wurde der Flugsport-Club Würzburg im Hotel Franziskaner gegründet. Anton Endres wurde sein erster Vorsitzender. Weil auf dem Galgenberg nicht mehr geflogen wurden durfte, wurde auf einer Mainwiese in Obereisenheim Segelflug mit Winden betrieben, dann in Giebelstadt und Karlstadt. 1954 bauten die Amerikaner als Ersatz für den alten Flugplatz am Galgenberg einen neuen am Schenkenturm. Ab 1960 durfte der Platz, der in den Besitz der Stadt übergegangen war, von den Flugsportlern mitbenutzt werden, zunächst für Motorflug, fünf Jahre später auch für Segelflug.

Im Jahr 2000 übernahm der Flugsport-Club den Platz auf Drängen der Stadt, weil diese damit jährlich ein Defizit von 200 000 DM eingefahren hatte. Heute hat der Flugsport-Club 250 Mitglieder, von der Jugend angefangen bis in die Seniorenklasse. Das älteste Gründungsmitglied, Helmut Bayer, wird im September 100 Jahre alt. Er hatte einst am Galgenberg das Fliegen gelernt und soll nun bei der Landesgartenschau noch einmal im Schulgleiter SG 38 Platz nehmen.

Das Buch

Vom Galgenberg zum Schenkenturm – Ein Rückblick auf Würzburgs Fluggeschichte 1905-2018, ISBN 978-3-8035-0105-9
Legenden der Würzburger Luftfahrt zu Besuch bei der Landesgartenschau am Greinberg: Hubert Greim (links), Sohn des ehemaligen Flugleiters und Jagdfliegers Robert Ritter von Greim, und das Gründungsmitglied des Flugsport-Clubs Würzburg Helmut Meyer, der bald 100 Jahre alt wird. Im Bild hinten der historische Schulgleiter SG38, der auf der Landesgartenschau ausgestellt ist.
Foto: Elmar Tell | Legenden der Würzburger Luftfahrt zu Besuch bei der Landesgartenschau am Greinberg: Hubert Greim (links), Sohn des ehemaligen Flugleiters und Jagdfliegers Robert Ritter von Greim, und das Gründungsmitglied des ...
Robert Ritter von Greim (Bildmitte unter dem Propeller) schulte in der Würzburger Flugschule viele junge Männer zu Piloten.
Foto: FSCW | Robert Ritter von Greim (Bildmitte unter dem Propeller) schulte in der Würzburger Flugschule viele junge Männer zu Piloten.
Im Keller der Pestalozzischule wurde 1950 mit dem Bau des Schulgleiters SG 38 begonnen.
Foto: FSCW | Im Keller der Pestalozzischule wurde 1950 mit dem Bau des Schulgleiters SG 38 begonnen.
Der Würzburger Flugpionier Leo Lendner in seinem ersten selbst konstruierten Flugapparat Nr. 1 um 1910.
Foto: FSCW | Der Würzburger Flugpionier Leo Lendner in seinem ersten selbst konstruierten Flugapparat Nr. 1 um 1910.
 
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  • 2ostsee
    Ja, ich war am Mittwoch auf der Landesgartenschau und hatte mich auf historische Segelflugzeuge gefreut aber Pustekuchen: Ein einziges Flugzeug stand zur Besichtigung bereit und die Bildtafeln in der Ausstellungshalle sind leider nicht mit blendfreiem Glas ausgestattet. Alles sehr unprofessionell!
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  • familie.tell@t-online.de
    Wie in den verschiedenen Medien kommuniziert ließ die Genehmigung nur am Eröffnungswochenende (Donnerstag bis Sonntags) Gummiseilstarts mit historischen Flugzeugen zu. Wer zu spät kommt ... Allerdings gab und gibt es in der Blumenhalle noch immer Oldtimer, an der Decke. Alles hochprofessionell und ehrenamtlich.
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