Es kreucht und fleucht seit jeher in Literatur und Musik – da hat die Theaterwerkstatt gleichsam das Netz ausgeworfen und eine Auswahl der bemerkenswertesten Vertreter der animalischen Poesie eingefangen, um sie auf die Bühne zu bringen. Das Ergebnis ist „Das große Bestiarium“ und es lädt ein zum Staunen und Schmunzeln, lässt Lachen, Lauschen und nach Luft schnappen.
Am Samstag hatte das „animalische Varieté mit viel Musik“ eine ausgesprochen gelungene Premiere. Im Insectarium, Ornithorium, Aquarium und Exotarium tummeln sich große und kleine Geschöpfe, bevor sich das Programm nach der Pause den Haustieren und schließlich der größten aller Bestien, dem Menschen, zuwendet.
Kleine Kostbarkeiten aus dem literarischen Tierreich
Das Bühnenbild des Stückes, einer nostalgischen Jahrmarktsattraktion nachempfunden, bietet den Rahmen für die Präsentation der kleinen Kostbarkeiten aus dem literarischen Tierreich, die Theaterleiter und Regisseur Thomas Lazarus für dieses Programm unter Mithilfe des gesamten Ensembles zusammengetragen hat.
Da trifft Goethe auf Gernhardt, Baudelaire auf Brecht und Rilke auf Heinz Erhardt. Ringelnatz und Morgenstern sind ebenso vertreten wie Friedrich Hollaender, Georg Kreisler, Ernst Jandl und Heinrich Heine, und damit sind noch längst nicht alle genannt.
Ähnlich breit gefächert ist die Musikauswahl, die munter durch die Epochen springt und dennoch – wie auch die Textauswahl – wie aus einem Guss daherkommt: Die Komposition dieses Varietés (und es ist zweifellos komponiert und nicht schlicht Nummer an Nummer gereiht) ist meisterhaft, ebenso der Vortrag der fünf Rezitatoren, die von Bernhard Kuffer am Klavier und gelegentlich auf der Bühne unterstützt werden.
Schauspielerisches Können und sprachliche Genauigkeit
Keineswegs nur textsicher, geradezu textverliebt, mit schauspielerischem Können und sprachlicher Genauigkeit bringen Anne Hansen, Christina von Golitschek, Hermann Drexler, Hansjörg Ewert und Thomas Lazarus das Menschliche im Tierreich und das Animalische im Menschen auf die Bühne.
Das Rezitations-Ensemble (zu dem als Doppelbesetzungen auch Annette Patrzek, Sylvia Legner und Bodo Koch gehören) ist dabei, nach zwei erfolgreichen Revuen („Greife wacker nach der Sünde“ und „Nachtgestalten“) zur festen Größe in der Theaterwerkstatt zu werden. Etwas Besonderes ist es schon jetzt.
„Das große Bestiarium“ ist noch bis 24. Februar in der Theaterwerkstatt in der Rüdigerstraße 4 zu bestaunen, jeweils Mittwoch, Freitag und Samstag um 20, Sonntag um 19 Uhr. Telefon: Tel. (09 31) 5 94 00; E-Mail: tickets@theater-werkstatt.com