Für einen Tier- und Landschaftsfotografen, der weltweit unterwegs war und ist, gibt es nicht mehr all zu viele Herausforderungen. Das gilt auch für Peter Kirner aus Randersacker. Der 72-Jährige fotografiert nicht nur leidenschaftlich, sondern gibt in der Würzburger Volkshochschule als Dozent seit Jahrzehnten sein Wissen und Können mit der Kamera an andere weiter.
Nachdem er im November 2015 in Uganda auf 2500 Metern Höhe Berggorillas im Visier seiner Kamera hatte, lockten ihn jetzt, im November 2016, deren Verwandte: die Flachlandgorillas im Kongo. Statt nach siebenstündiger Tour in dünner Luft nur 60 Minuten für die perfekte Aufnahme zu haben, erhoffte er sich bei den Primaten im Kongo bessere Bedingungen: einen weniger anstrengenden Aufstieg sowie mehr Zeit zum Fotografieren. Tatsächlich kam es ganz anders.
Eine echte Herausforderung.
An- und Abreise verschlangen je vier Tage und forderten ihm einiges ab. Verwertbare Fotos zu bekommen wurde zur echten Herausforderung. Was diesmal – anders als in Uganda – nicht an mangelnder Zeit, sondern an den schlechten Lichtverhältnissen lag. Die pflanzenfressenden Primaten saßen im dichten Unterholz des Regenwaldes oder auf hohen Bäumen.
Zudem ist in dem zweitgrößten Regenwaldgebiet der Welt im afrikanischen Dreiländereck von Kongo, Kamerun und Zentralafrika das ganze Jahr über mehr oder weniger Regenzeit, die Luftfeuchtigkeit hoch, der Himmel demzufolge fast immer bewölkt. „Allerschlechteste Bedingungen für gute Bilder“, so Kirner. Da die in Äquatornähe lebenden Tiere ihren Verwandten in den Bergen Ugandas zudem in Größe und Aussehen ähnlich sind, „hätte ich mir im Nachhinein gesehen das Ganze eigentlich sparen können“, fügt er an.
Alles andere als ein Erholungsurlaub.
Allerdings gibt es eines, das der Pensionär genauso liebt wie seine Arbeit mit der Kamera: das Reisen. Insofern möchte er das vierzehntägige Erlebnis trotzdem nicht missen, auch wenn es alles andere als ein Erholungsurlaub war. Nach dem Flug nach Brazzaville, der Hauptstadt des Kongo – „dem einzigen Ort, an dem wir (eine Fünf-Personen-Gruppe) in den knapp zwei Wochen noch andere Touristen trafen“ – ging es per Inlandflug weiter nach Quesso, der Hauptstadt des Sangha-Departments.
Dort begann eine zweitägige abenteuerliche Fahrt mit einer Piroge, einem Einbaum mit Außenbordmotor, auf dem Sangha-River. Und der hat reichlich Stromschnellen. „Der Einbaum ist zwar lang“, berichtet der Reisende, „aber sehr, sehr schmal. Ich hatte schon große Angst, meine ganze Fotoausrüstung säuft einfach ab.“ Daneben strapazierten zeitraubende Passkontrollen und andere Unbilden die Nerven und verzögerten die Fahrt. „Einmal mussten wir vier Stunden auf einen neuen Außenbordmotor warten“. Hinzu kam der Regen. „So schnell, wie der kam, konnte man die Regenjacke gar nicht anziehen.“
Übernachtung in einfachster Hütte.
Schließlich kamen die Reisenden im Banyanga-Gebiet an, das am Rande des Dzanga Ndoki Nationalparks liegt. Nach einer Übernachtung in einfachster Hütte ging es zwei Stunden mit dem Geländewagen weiter tief in den Regenwald. Dort übernahmen die Ba-Aka-Pygmäen die Führung. Sie kennen jeden Winkel des Regenwaldes und wissen, wo die Gorillas anzutreffen sind. Die Angehörigen dieses Pygmäenstamms führten die Gruppe in einem weiteren dreistündigen Fußmarsch durch Sumpf und Bachläufe schließlich zu den Gorillas.
„Irgendwann habe ich dabei aufgehört, die Schuhe ständig an- und auszuziehen, ich stand ja ohnehin bis zu den Knien im Schlamm“, erinnert sich der Randersackerer.
Dann war es endlich so weit: Peter Kirner stand mit seiner Kamera Auge in Auge den nur wenige Meter entfernten, friedliebenden Pflanzenfressern gegenüber, die an menschliche Anwesenheit gewöhnt sind. Es gibt in dieser Region nur noch zwei Flachlandgorilla-Familien. Trotz der widrigen Verhältnisse gelang es Kirner, ein paar brauchbare Aufnahmen und Portraitstudien zu machen.
Einen Tag später ergab sich sogar noch die Gelegenheit, auf einer kleinen Waldlichtung die ebenfalls selten gewordenen afrikanische Waldelefanten zu beobachten und zu fotografieren. Büffel, Schlangen und Krokodile allerdings, vor deren Angriffen die begleitenden Guides die Gruppe schützen sollten, sah er in der ganzen Zeit glücklicherweise nicht.
Immer lange Kleidung tragen.
Dank Impfung, Prophylaxe und dem wichtigsten Motto im Malariagebiet: Immer lange Kleidung tragen und morgens und abends jedes freie Stückchen Haut einsprühen, blieb der erfahrene Weltenbummler zudem gesund und denkt schon an den nächsten Trip. Auch der hat es sicher in sich.
„Eine Tigersafari in Indien“, gesteht Kirner. Er hofft nur, dass Infrastruktur und Organisation dort besser sind als im Kongo.