zurück
Würzburg
Thomas-Cook-Pleite: Auch unterfränkische Urlauber bangen
Der britische Tourismuskonzern ist pleite. Viele Menschen konnten am Montag nicht ihren Urlaub antreten. So schildern Reisebüros in Unterfranken die Situation.
Der Reiseanbieter Thomas Cook ist pleite. Nun müssen Fachleute prüfen, ob sie das Unternehmen noch retten können. 
Foto: Silas Stein / dpa | Der Reiseanbieter Thomas Cook ist pleite. Nun müssen Fachleute prüfen, ob sie das Unternehmen noch retten können. 
Corbinian Wildmeister
 und  dpa
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:28 Uhr

Schock für Hunderttausende Urlauber und Tausende Mitarbeiter: Der britische Reisekonzern Thomas Cook ist pleite und hat am Montag den Betrieb eingestellt. Reisende aus Großbritannien sitzen im Ausland fest und sollen zurückgeholt werden. Die Hiobsbotschaft trifft auch Urlauber aus Deutschland, die nicht wie geplant am Montag in die Ferien starten konnten. Die deutsche Tochter mit den Marken Thomas Cook, Neckermann, Öger Tours, Air Marin und Bucher Reisen stoppte zudem den Verkauf von Reisen.

  • Lesen Sie auch: Insolvenzen in der Tourismusbranche
  • Condor fliegt weiter: Staat soll Turbulenzen vermeiden

Mit der deutschen Thomas Cook sind nach Unternehmensangaben derzeit 140 000 Gäste unterwegs. Am Montag und Dienstag sollten 21 000 Menschen in ihren Urlaub abreisen. Die deutsche Thomas Cook GmbH erklärte, man könne nicht gewährleisten, dass gebuchte Reisen mit Abreisedatum 23. und 24. September stattfinden. Der zum Konzern gehörende Ferienflieger Condor darf betroffene Urlauber daher nicht mehr an ihr Ziel bringen. Reisende, die planmäßig nach Hause fliegen wollten und über die deutsche Thomas-Cook gebucht hatten, werden noch von der Airline befördert.

Die deutsche Thomas Cook lotet nach eigenen Angaben derzeit letzte Optionen aus. Sollten diese scheitern, sehe sich die Geschäftsführung gezwungen Insolvenzantrag zu stellen, teilte das Unternehmen in Oberursel bei Frankfurt mit.

Reisebüros versuchen alternativen Urlaub zu ermöglichen

Auch unterfränkische Urlauber haben unter der Pleite des Reisekonzerns zu leiden. Für Kunden, die eigentlich am Montag oder Dienstag ihren Urlaub antreten wollten, kümmere man sich bereits um alternative Reisen, berichtet Alexander Ridler, Inhaber des Würzburger Reisebüros Reiseland Take Off. "Die Leute wollen trotzdem in den Urlaub. Und wir gucken, was wir ihnen Last-Minute anbieten können."

Man sei aktiv auf die Betroffenen zugegangen, um Lösungen zu finden, so Ridler. Bei Thomas Cook selbst könne man niemanden erreichen, auf Anrufe antwortet lediglich eine Bandansage. Manche Kunden des Würzburger Reisebüros waren sogar schon am Flughafen. Das Geld für die abgesagten Pauschalreisen bekommen die Kunden laut Ridler von der Versicherung des Veranstalters zurück. Das sei durch den sogenannte Reisesicherungsschein geregelt. 

Gäste sollen Übernachtungskosten doppelt zahlen

Dass Urlaubsreisen kurzfristig ins Wasser fallen ist nicht das einzige Problem. "Momentan haben wir auch den Fall, dass wir Kunden im Ausland haben, die nicht in ihre Hotels dürfen", sagt Gaby Wagner, Inhaberin von "Gabys Reisewelt" in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Das liege daran, dass die Hoteliers befürchten, kein Geld mehr von Thomas Cook  zu erhalten. So müssen die betroffenen Urlauber die Übernachtungskosten, die sie eigentlich bereits an den Tourismuskonzern überwiesen haben, vor Ort noch einmal entrichten.

Wahrscheinlich bekommen sie ihr Geld zwar zurück, so Wagner, verärgert seien die Leute aber trotzdem. "Der Laden ist voll, das E-Mail-Postfach platzt", schildert sie die Situation in ihrem Reisebüro. Kunden empfehle sie Zahlungen, die Thomas Cook kürzlich per Lastschrift abgebucht hat, über die Bank zu annullieren. 

Margot und Stefan Heilmann aus Lauter (Lkr. Bad Kissingen) machen derzeit Urlaub auf Teneriffa. Sie sind mit Bucher Reisen unterwegs, die zu Thomas Cook gehören. Nun machen sich die Heilmanns Sorgen, wie es um ihren weiteren Hotelaufenthalt und ihren Rückflug steht, schreiben sie in einer E-Mail an diese Redaktion: "Wir haben keine Information, wie es weiter geht."

Bleiben Kunden auf Kosten sitzen?

Verbraucherschützer bezweifeln, dass alle Urlauber nach der Pleite des britischen Reisekonzerns komplett abgesichert sind. Ob die verpflichtende Versicherung von 110 Millionen Euro pro Jahr bei der Insolvenz eines Branchenschwergewichts ausreiche, sei nicht klar, teilte der Bundesverband der Verbraucherzentrale mit. 

Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht bekannt, ob auch die deutsche Thomas Cook einen Antrag auf Insolvenz stellen muss und ob es bei den Reiseausfällen am Montag und Dienstag bleiben wird. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Corbinian Wildmeister
dpa
Hoteliers
Insolvenzen
Reisebüros
Reisekonzerne
Reiseländer
Reisende
Thomas Cook AG
Touristikkonzerne
Urlauber
Wirtschaftsbranche Reisen und Tourismus
Öger Group
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. M.
    Der erste Engpass war schon 2011. Dann hat sich das Unternehmen wieder einigermaßen berappelt. Allerdings blieben weitere Maßnahmen für eine weitere Sicherung des Unternehmens aus. Super Management!!! Hinzu kommt die Angst vor einem ungeregelten Brexit. Der größte Skandal bei dieser Pleite ist aber, dass diese Supermanager mit Millionenabfindungen rechnen dürfen. Die Kunden bleiben dabei auf der Strecke. Bei der Finanzkrise war es genau dasselbe. Dabei müssten diese unfähigen Manager in Regress genommen werden, und zwar nicht zu knapp.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. B.
    Der Konzern ist schon ca. 2 bis 3 Jahre in Schieflage. Das stand immer wieder in der Presse. Wer da seinen Urlaub bucht muss mit sowas rechnen. Wer natürlich nur die Yellow Press liest weiß sowas nicht.
    Wir sind auch nicht mehr mit Air Berlin geflogen als die ersten Negativmeldungen durch die Presse gingen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten