Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland begeht in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 1700 Jahren erließ der römische Kaiser Konstantin ein Edikt, nach dem Juden in Ämter der Kurie und der Stadtverwaltung berufen werden können. In Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden der katholischen und der evangelischen Kirche, dem Förderverein Spitalmuseum und dem Fränkischen Heimatverein beteiligt sich auch die Stadt Aub mit einer Themenwoche an diesem Jubiläum.
Kulturreferent Johannes Wolf hat dazu ein umfangreiches Programm für eine Themenwoche ausgearbeitet, mit dem die Stadt Aub auf eine lange Geschichte jüdischen Lebens in der Stadt zurückblicken will.
Gedenkkoffer wird am Auber Schloss aufgestellt
Wolf berichtete dem Stadtrat bei dessen jüngster Sitzung von den Veranstaltungen, die konzentriert in der Woche vom 24. Oktober bis zum 31. Oktober stattfinden. Eingerahmt wird die Themenwoche von zwei Führungen durch die Stadt an die Orte des Erinnerns, die sonntags, am 24. und am 31. Oktober jeweils ab 14 Uhr stattfinden. Beide Führungen haben unterschiedliche Themenschwerpunkte, so dass Interessenten auch beide Führungen besuchen können. Treffpunkt ist jeweils am Marktplatz.
Am 24. Oktober wird zudem am Auber Schloss ein Mahnmal in Form eines Gedenkkoffers aufgestellt. Ein gleichartiger Koffer wurde auch in Würzburg am "DenkOrt Deportation 1941 - 1944" aufgestellt. Beide Koffer hat der Auber Altbürgermeister Robert Melber gestaltet. Standort für den Koffer ist vor dem Auber Schloss, dem früheren Sitz des Amtsgerichts. Dorthin wurden in der Reichspogromnacht die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger gebracht. Dort wurden sie stundenlang festgehalten und von dort wurden die Männer nach Ochsenfurt ins Gefängnis gebracht.
Landjuden in Unterfranken
Am 25. Oktober erläutert Dr. Martina Edelmann, die Leiterin des jüdischen Kulturmuseums mit Synagoge in Veitshöchheim, Funde aus der Genisa, dem Aufbewahrungsort für abgelegte religiös besetzter Gegenstände in den jeweiligen Synagogen. Dabei sind auch Funde aus der Auber Synagoge zu sehen.
Dr. Rotraud Ries, die Leiterin des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, referiert am 27. Oktober im Spitalmuseum über Landjuden in Unterfranken und anderswo. Sie wird auf die Entstehung und Ausprägung des Landjudentums seit dem 15. Jahrhundert eingehen.
"Entartete Musik" in der Spitalkirche
Mit Musik und Rezitation wird am 29. Oktober in der Spitalkirche "entartete Musik" wieder aufleben lassen. Stimmen von NS-Funktionären und Pressemeldungen der damaligen Zeit, Tagebucheinträge damals verbotener Künstler, aber auch Texte mit "schwarzem jiddischen Humor" werden dort zu hören sein. Musik wird erklingen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfemt und verboten war.
Wolf bedankte sich bei dieser Gelegenheit auch für die Unterstützung bei den Veranstaltungen des diesjährigen Kultursommers. Insbesondere bedankte er sich bei den Jugendlichen und deren Eltern, die zuverlässig die Bewirtung übernommen haben und das erwirtschaftete Geld für soziale Zwecke verwendeten sowie beim städtischen Bauhof. "Der Bauhof war eine Bank, auf die Mitarbeiter konnten wir uns immer verlassen", lobte Wolf.