Zum Themaabend „Jugendkultur nach 1945“ hatten 14 Schüler der Q 12 des Gymnasiums Veitshöchheim in die Aula eingeladen. In vier Gruppen aufgeteilt, hatten sie unter der Regie der sie betreuenden Lehrkräfte Oberstudiendirektorin Irmgard Ellinger und Oberstudienrat Rainer Bach in einjähriger Arbeit die Jahrzehnte der 50er, 60er, 70er und 80er unter die Lupe genommen.
Nun präsentierten sie dem Publikum die Ergebnisse ihres Projektseminars fast zwei Stunden lang ohne Pause auf vielfältige Art und Weise in selbst geschriebenen Darbietungen mit einem bunten Potpourri aus Bild, Film, Spielszenen, Vorträgen, Zeitzeugen-Interviews, Talk-Show und Musik höchst informativ und spannend.
Die 1950er ins Visier nahmen Sophie Waldschmidt, Niklas Schraud und Fabienne Pfalz. Sie schilderten, wie Deutschland 1950 noch unter den verheerenden Folgen des Krieges litt, unter der Kontrolle der Westmächte stand und wie die Amerikaner wesentlich zur Veränderung der deutschen Lebensweise beigetragen haben.
Große Veränderungen in den 60er Jahren
Wie diese „Amerikanisierung“ sich auswirkte, erzählte der 85-jährige Würzburger Rundfunk- und Fernsehmoderator Ado Schlier als Zeitzeuge in einem von der Gruppe aufgenommenem Video. Fabienne Pfalz referierte über die aggressiv und meist in Gruppen auftretenden „Halbstarken“, die die Jugendkultur der 50er Jahre prägten.
Marc Möller, Nils Schumann und Jannis Krämer kamen zu der Erkenntnis, dass kaum ein Jahrzehnt die BRD so verändert hat wie die 60er. Zur Sprache kamen der Mauerbau, die Bildung der APO, Studentenrevolten, die Staatsbedrohung durch die RAF, die Hippie-Bewegung mit dem Woodstock-Festival als Höhepunkt und die Mondlandung als bahnbrechendes Ereignis, das ein neues Zeitalter einläutete.
Höhepunkt des Abends war das interaktive Musikquiz mit vier Freiwilligen aus dem Publikum, bei dem es galt nach Drücken des Buttons sowohl den Titel als auch den Interpreten der angespielten populären Songs aus den 60er Jahren von „Road Jack“ von Ray Charles über „Yesterday“ der Beatles und „Painted black“ der Rolling Stones bis hin zu „I want you back“ von The Jackson 5 zu erraten.
Neue Formen des Zusammenlebens in den 70er Jahren
Die 1970er Jahre bewerteten Amelie Saul, Konstantin Tempel, Lotta Krauß und Louisa Lutz als eine Zeit des Umbruchs. Sie präsentierten dabei auch eine der kuriosesten Szenen der bundesdeutschen Fernsehgeschichte, als im WDR-Fernsehen Nikel Pallat, der Manager der Band Ton Steine Scherben mit einer Axt einen Tisch demolierte, um damit symbolisch den Kapitalismus zu zerstören. Die nachgestellte Sitzung der Studierendenvertretung (AStA) in Berlin erwies sich als hochexplosiv, als eine Parole zu Berufsverboten für die nächste Demonstration beschlossen werden sollte.
In den 70er Jahren bildeten sich spirituelle Gruppen mit neuen Formen des Zusammenlebens. Zu Gehör gebracht wurde der Zeitzeugenbericht einer Sannyasin über ihre Erfahrungen in der Baghwan-Bewegung von 1977 bis 1989, bis ihr der Gruppendruck und der Personenkult zu viel war und sie austrat.
Im Blickpunkt von Alexander Paul, Kathrin Müller, Julian Hümpfner und Peter Kutscher standen in den 80er Jahren neue Filme wie „Star Wars“ und „Raumschiff Enterprise“ und der Hype der Neuen Deutsche Welle, während der Hit „Goldener Reiter“ von Joachim Witt aus den Lautsprechern dröhnte.
Zeitzeugenfilm mit dem stellvertretenden Schulleiter
Mit einem Gastauftritt dabei waren Lina Friederich, Tammy Kästner und Maria Gryazova beim Schauspiel „Samstagabend“, in dem sie das Leben in einer Familie beim Konsumieren der Hitparade von Dieter Thomas Heck glossierten. In der Talkshow „Zeitgeist“ führte der Disput zwischen einem jugendlichen Hausbesetzer und einem Popper zu einer Rangelei.
Der Fall der Mauer der Mauer 1989, die zur Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 bildete den Stoff eines Zeitzeugenfilms mit den stellvertretenden Schulleiter Bernhard Brunner und dem Englisch-Lehrer Michael Kerber, die damals als Oberstufenschüler Zeuge eines weltpolitischen Umbruchs waren und über ihre damaligen Erlebnisse und Eindrücke berichteten.
Mit „Wind of Change“ klang der gelungene Themaabend unter dem prasselnden Beifall des Publikums aus.
Von: Dieter Gürz für das Gymnasium Veitshöchheim