"Wer springt durch die Hecke und kennt die besten Verstecke?" Es ist ihr lauthalser Schlachtruf, der aufhorchen lässt und mit dem sie sogar Wege eröffnen: 30 Theilheimer Waldpiraten und ihre erwachsenen Begleiter stecken hinter dem gerade eröffneten Waldpiraten-Erlebnis-Pfad, der nun für alle Welt offen ist.
Ganz besonders ist er aber gemacht für Kinder bis zwölf Jahre. Von solch einem Waldpiraten-Erlebnis-Pfad hat natürlich noch niemand gehört, der nicht aus Theilheim kommt. Den haben nämlich Tatjana Schmitt und Tanja Olbrich erfunden, weil Bürgermeister Thomas Herpich die beiden Leiterinnen der Bund Naturschutz-Jugendgruppe Waldpiraten angestiftet hat, doch das diesjährige Regionalbudget der Allianz Maindreieck für ein neues Projekt zu nutzen.
Seit 2019 legen die beiden Leiterinnen bereits im Waldpiratengarten mit den "Eulen" und den "Dachsen", wie die beiden Gruppen heißen, zwischen den alten Bauerngärten in der Dorfmitte eigene Beete an. Da die Corona-Infektionsschutzmaßnahmen aber selbst bis in den gemeinschaftlichen Garten Auswirkungen hatten, entwickelten Schmitt und Olbrich ein Projekt, bei dem man vor Corona sicher ist, sich draußen bewegen und die Natur erkunden kann, wo Kreativität und Achtsamkeit gefragt sind, die Sinne und das Umweltbewusstsein gefordert werden. Für den Bürgermeister ist der neue Weg nun "eine Alternative zu den üblichen Rutschbahn-Spielplätzen und ein sehr glückliches Beispiel für bürgerschaftliches Engagement, das zeigt, was alles möglich ist".
Zuletzt wurde nämlich nicht nur das Regionalbudget bemüht, das 2500 Euro dazu gegeben hat. Durch jede Menge Eigenleistung, Preisvergleiche, Eigenkreationen, die Hilfe des Bauhofs und der Papas, konnten die ursprünglich veranschlagten Kosten von 10 000 Euro auf die Hälfte gesenkt werden. So war man unter anderem auf die Idee gekommen, den Theilheimer Maibaum in der Sprunggrube zu verbauen, statt frisches Holz zu besorgen. Den Bau des Insektenhotels und des Dendrophons hatten Väter übernommen. Olbrich meint, dass es eigentlich aber ein Pfad von Kindern für Kinder sei. Den größten Einsatz an Engagement und Zeit hätte aber die Sozialpädagogin und Gemeinderätin, Tatjana Schmitt, erbracht und "etwas Einmaliges für die Theilheimer Kinder und die Kinder in der Region geschaffen".
Ausgangspunkt für den zweieinhalb Kilometer langen Waldpiraten-Erlebnis-Pfad ist der Waldpiratengarten im Tannenweg. Ein Barfußpfad bildet dort den Mittelweg. Die Beete der Kinder, das Insektenhotel und eine Bienenweide laden zu Entdeckungen ein. Waldpiraten-Kapitän Janta weist den Weg auf Schildern und begleitet in den Wald, wo diesmal die Eichhörnchen Thema sind. Eines soll sich kürzlich an Glasscherben verletzt haben. "Dachse"-Betreuerin Tatjana Schmitt berichtet bevor es losging, dass sie schon wieder drei Tüten Müll aufgesammelt habe – auch weil sie möchte, dass die Kinder viel Spaß haben auf dem neuen Pfad mit all seinen Abenteuern, den lebensgroßen Tierfiguren, dem Waldradio, den Hütten für die Wichtel.
Die Dachskinder jedenfalls ziehen diesmal los, um sich wie die Eichhörnchen spielerisch um die Wintervorräte zu kümmern, die man verstecken und auch wiederfinden muss. Und die hoffentlich keiner klaut.