Heiko Gesella möchte einfach wieder gerne seinen Job machen. Also trendige Jeans, T-Shirts und Pullover verkaufen. In letzter Zeit verwandte der Textileinzelhändler jedoch viel Zeit auf Dinge, die damit gar nichts zu tun hatten. Er nahm an etlichen Sitzungen teil und war mit der Kamera unterwegs, um Szenen rund um den Barbarossaplatz einzufangen. Hier werde die Situation allmählich "unerträglich", sagt er. Was seinen Laden bedrohe würde.
Die Probleme in der Theaterstraße häufen sich
Gemeinsam mit Roland Heim betreibt Gesella das Modegeschäft "Zeitzeichen". Das befindet sich seit 21 Jahren in der Theaterstraße gegenüber dem Barbarossaplatz. Lange lief das Geschäft gut. Doch seit einigen Jahren häufen sich die Probleme. Ein Ärgernis sind die fast 500 Busse, die sich zu Stoßzeiten, teilweise parallel, durch die enge Theaterstraße quetschen. Es ist laut. Es stinkt. Heim: "Man glaubt manchmal, zu ersticken."
Seit geraumer Zeit befindet sich außerdem eine doppelte Bushaltestelle fast vor der Haustüre. Tausende Menschen warten hier täglich auf den Bus. Überall liegen Zigarettenkippen herum. Oft quillt der Müll über. Sitzgelegenheiten sind rar. Nicht selten wird das Außen-Schuhregal des Ladens kurzerhand als Sitzbank zweckentfremdet. Regnet es, drängen sich die Menschen unters "Zeitzeichen"-Dach und versperren den Kunden den Weg.
Schlecht für das Geschäft
Das habe für das Geschäft fatale Folgen, sagt Heim. "Seit Anfang 2017 hatten wir einen 20-prozentigen Einbruch bei den zahlenden Kunden." Nichts, meint er, lade derzeit mehr dazu ein, rund um den Barbarossaplatz zu flanieren. Die Menschen würden abgeschreckt durch Zeitgenossen, die sich bisher, als es noch die Pavillons gab, am Bahnhof aufgehalten hätten. "Wir finden Spritzen und sehen, dass gedealt wird."
Fast täglich würden Klamotten, die draußen hängen, gestohlen: "Bis zu zehn Teile am Tag." Vor allem in der dunklen Jahreszeit mieden die Kunden die Ecke. Selbst die Angestellten hätten dann Angst, abends den Laden zu verlassen. Heim: "Wir wurden schon gefragt, ob wir Security engagieren oder für unsere Verkäuferinnen einen Selbstverteidigungskurs finanzieren."
Verschiedene Einzelhändler in der Theaterstraße betroffen
Nicht nur das "Zeitzeichen"-Duo leidet darunter, dass es rund um den Barbarossaplatz schmutzig und laut ist und die Luft durch wartende Busse und Verkehrsstaus mit Abgasen belastet wird. "Das geht vielen Einzelhändlern in der Theaterstraße so", sagt Volker Wedde, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern (HBE). In mehreren internen Sitzungen und bei externen Veranstaltungen kam das Thema schon zur Sprache. Doch bisher sei nichts geschehen, um die Belastungen zu reduzieren.
Deshalb beschlossen Heiko Gesella und Roland Heim, an die Öffentlichkeit zu gehen. "Wenn das so weitergeht, sind wir bald am Limit", erklärt Heim. Von ihren Kollegen aus der Theaterstraße hätten sie sich gewünscht, dass sie ebenfalls Gesicht zeigen. Doch kaum jemand, bedauern die beiden, wolle namentlich auf die zunehmend existenzbedrohende Situation aufmerksam machen.
Dass der Theaterstraße der Charakter einer Fußgängerzone fehlt, daraus macht Würzburgs Pressesprecher Christian Weiß keinen Hehl. Er bestätigt, dass täglich 476 Busse durch die Straße brausen. Die Frauenland-Busse der Linie 6 und 16 hätten oft längere Standzeiten, weil sie zeitig an der Haltestelle sind. Nicht selten laufe dabei der Motor.
Bald wird Bus-Umleitung der Linien 6 und 16 aufgehoben
Auch sei bei vielen Autofahrern noch nicht angekommen, dass die Theaterstraße Fußgängerzone ist. Obwohl sich das Ordnungsamt intensiv darum bemühe: "Im März und April wiesen wir 1.500 Autofahrer auf die Fußgängerzone hin und hinderten sie an der Einfahrt." Danach gab es Schwerpunktkontrollen. Der kommunale Ordnungsdienst war täglich bis zu fünf Stunden vor Ort. "Seit Ende Mai werden mehrfach am Tag und in den Abendstunden Kontrollen durchgeführt", so Weiß. Bislang wurden fast 900 Autofahrer verwarnt.
Bald jedoch, so der Pressesprecher, wird die Busumleitung der Linien 6 und 16 aufgehoben. Dann ist zumindest das Problem behoben, dass die Busse bei laufendem Motor länger auf die Abfahrt warten. Eine Verkehrszählung soll in Kürze die Basis für weitere Verbesserungsmaßnahen bilden: "Angedacht ist zum Beispiel eine Möblierung der Theaterstraße." Parallel blieben die Kontrollen durch die Verkehrsüberwachung bestehen. Was die Stadt weiter zu tun gedenkt, das will Stadträtin und Einzelhändlerin Sabine Wolfinger am Dienstag im Umwelt- und Planungsausschuss erfragen.
Busse kontrollieren, denn im Stand hat der Motor nicht zu laufen - das gilt übrigens im besonderen für die vielen Reisebusse, die IMMER der Motor laufen lassen, im Sommer angeblich wegen der Klimaanlage, im Winter wegen der Heizung (als gäbe es keine Standheizungen!). Die Haltestellen könnten vielleicht etwas verlegt werden und vor allem: den Ordnungsdienst auch dann auf die Straße schicken, wenn er dringend gebraucht wird, siehe Kommentar zeitungsfan.