Als eine Theaterfamilie – so versteht sich die Laientheatergruppe der Würzburger Dompfarrei. In diesem Jahr feiert das Ensemble sein fünfzigjähriges Jubiläum, unter anderem mit seinem ersten selbst geschriebenen Stück „AusZeit“. Drei Mitglieder sind von Anfang an dabei gewesen: Barbara Dell, Wolfgang Endres und Anita Endres blicken auf 50 Jahre mit zahlreichen Proben und Aufführungen, einigen Streichen und vor allem viel Spaß zurück.
Mit Volkstheater auf Tournee im Würzburger Umland
Der neu gegründete Dompfarrei-Rat war es, der 1969 eine Theatergruppe ins Leben rief. Acht Spieler wirkten damals beim Stück „Das Wunder des Heiligen Florians“ mit, das ein Jahr später Premiere feierte. „Wir haben einmal gespielt und wollten dann gleich wieder“, erzählt Anita Endres. „Auch, weil das Stück beim Publikum so gut ankam.“
Anfangs spielte die Truppe vor allem volksnahe Stücke, wie den „Verkauften Großvater“, und ging damit auch auf Tournee im Würzburger Landkreis. Erst Ende der 80er wandte sich die Theatergruppe Boulevardstücken zu, vor allem Komödien wie „Tante Jutta aus Kalkutta“. „Da spielten die Männer auch schon mal Frauen“, erzählt Wolfgang Endres. Über viele Jahrzehnte führte Rolf Düchting die Regie, bis er nach der Verleihung der Kulturmedaille an die Truppe 2013 sein Amt an die Ochsenfurterin Maria Wehner abgab, die vorher als Spielerin mitgewirkt hatte.
Familiärer Umgang – Scherze inbegriffen
Stetig angewachsen, besteht die generationsübergreifende Truppe mittlerweile aus 25 Mitgliedern im Alter von 26 bis 77 Jahren. Aus dem ursprünglich einmaligen Projekt sind zehn Aufführungen pro Jahr geworden. Das Besondere ist zudem laut Intendant Franz-Josef Götz, dass es im Ensemble keine festen Strukturen gibt. „Wir haben keine Satzung. Jeder übernimmt etwas und alle helfen zusammen“, betont Götz. Auch um Kostüme und Kulissen kümmern sich die Spieler selbst.
Alle sind sich einig, dass nicht nur die Theaterlust der Grund für den Erfolg der Truppe ist, sondern auch die freundschaftliche Gemeinschaft. „Ich bezeichne uns als Theaterfamilie“, sagt Stadträtin Christiane Kerner, die seit 30 Jahren dabei ist. „Die Gruppe ist ein fester Kreis. Mitglieder rücken oft nach“, bestätigt Dell. „Wir haben auch sogenannte Theaterkinder in der Truppe. Die waren bei vielen Proben dabei, haben mit uns daheim die Rolle gelernt oder Stücke nachgespielt.“ Selbst ein Ehepaar hat die Theatergruppe hervorgebracht.
„In den ersten Jahren haben wir immer Streiche gespielt“, erzählt Anita Endres. „Da wurde bei der letzten Aufführung der Ärmel zugenäht oder Wasser mit Schnaps vertauscht.“ Aus dem Alter seien sie aber heraus, ergänzt Dell lachend.
„AusZeit“: Ein besonderes Stück zum fünfzigjährigen Jubiläum
Das Jubiläum beging die Truppe unter anderem mit einem Festgottesdient und einem ganz besonderen Stück: „AusZeit“ ist das erste selbstgeschriebene Werk der Gruppe und entstammt der Feder von Bettina Nikolai und Hans-Georg Schott. Das Stück handelt von verschiedenen Charakteren, darunter ein zynischer Millionärssohn und eine genervte Ehefrau, die in einem unkonventionellen Seminar aufeinander treffen.
Da ihr Stammspielort, das Matthias-Ehrenfried-Haus, seit 2017 generalsaniert wird, ist die Truppe in den Pfarrsaal St. Peter und Paul umgezogen. Wegen der begrenzten Räumlichkeiten müssen die Spieler nun Eintritt verlangen. „Vorher haben wir uns nur durch Spenden finanziert“, betont Wolfgang Endres. „Damit konnten wir manche erreichen, die sich das sonst nicht hätten leisten können.“ „Das ist auch einer der Gründe, wieso uns das Theater so viel Spaß macht“, pflichtet Anita Endres bei.
Karten für das aktuelle Stück „AusZeit“ sind in der Dominfo, Domstraße 40, oder telefonisch unter 0931/38662900 erhältlich. Die Premiere findet am 10. November um 15 Uhr im Pfarrsaal St. Peter und Paul, Pfarrsaalgasse 2, statt.