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WÜRZBURG
Theaterförderverein feiert 50-jähriges Bestehen
Auch die Ballettproduktion „Die Päpstin“ wurde vom Theaterförderverein finanziell unterstützt.
Foto: Thomas Obermeier | Auch die Ballettproduktion „Die Päpstin“ wurde vom Theaterförderverein finanziell unterstützt.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 24.03.2017 03:46 Uhr

Wenn ein aus der Mitte der Stadtgesellschaft heraus gegründeter Verein über Jahrzehnte sechsstellige Beträge für „sein“ kommunales Theater einsammelt und diesem spendet, dann ist dies sicher ein außergewöhnliches bürgerschaftliches Engagement. Genau dies tut der Theater- und Orchester-Förderverein e.V. am Mainfranken Theater Würzburg, der am 7. April sein 50-jähriges Bestehen feiern kann.

Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins ging dessen Vorsitzender Bruno Forster im bestens besetzten Toscana-Saal in der Residenz ausführlich auf die Geschichte des 1967 gegründeten Vereins ein. Die beginnt im Grunde bereits mit der Zerstörung des alten Theaters am 16. März 1945, als Würzburg weitestgehend von Bomben vernichtet wurde. Doch nur wenige Monate später formierten sich private Initiativen, die sich dafür einsetzten, dass Würzburg wieder ein Theater bekommen solle.

Eine lange Geschichte

Bruno Forster zitierte aus der Main-Post, die bereits im November 1945 schrieb, dass Würzburg bald wieder ein Theater haben werde. 1947 wurde auf Initiative des Kulturverbands Mainfranken die Turnhalle am Wittelsbacher Platz zum Theater umgebaut und in der ersten Spielzeit fanden dort 179 Schauspiel-, 63 Opern- und 34 Operettenaufführungen statt. Dazu kamen noch 114 Konzertabende. Zu allen Aufführungen kamen zwei Jahre nach Kriegsende sage und schreibe 208 000 Besucher.

Da das Theater von öffentlichen Zuschüssen abhängig war, die nicht ausreichend flossen, musste im Juni 1948 der Spielbetrieb wieder eingestellt werden. Doch schon im September erfolgte ein neuer Aufruf an Theaterinteressierte in der Stadt und im Oktober entstand das „Theater am Wittelsbacher Platz“. Das währte auch nicht lange und wurde am 31. Juli 1949 wieder eingestellt. Im Oktober 1949 überführte der damalige Oberbürgermeister Franz Stadelmayer dann das Theater in städtische Regie, womit, so Forster, eine neues Kapitel in der Würzburger Theatergeschichte begann.

Eine Million D-Mark für den Theaterneubau

Im Mai 1958 beschloss dann der Stadtrat, ein neues städtisches Theater zu errichten. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, gründete sich noch im gleichen Jahr der Theaterbauverein, der in der Stadtgesellschaft eine Million D-Mark für das Projekt sammelte. Nach der Eröffnung des neune Theaters am Faulhaber-Platz löste sich der Theaterbauverein auf, da seine Mission erfüllt war. Wenig später etablierte sich auf Initiative des Apothekers Ernst Stumpf im April 1967 der Verein zur Förderung des Stadttheaters.

Der Verein trat erstmals mit der Finanzierung der Oper „Aida“ im Oktober 1967 in Erscheinung. Als im Jahr 2002 die Zukunft des Mainfranken Theaters auf der Kippe stand, weil die Stadt glaubte, es sich in dem bisherigen Umfang nicht mehr leisten zu können, kämpfte der Förderverein in vorderster Front für den Erhalt der städtischen Bühne und stellte dem Theater 140 000 D-Mark zur Verfügung, die bei Benefizveranstaltungen eingesammelt worden waren. 2001 waren es dann sogar 250 000 DM, „ein Zuschuss wie noch nie zuvor“, wie Bruno Forster in seinem Rückblick feststellte.

Spenden für die künstlerische Arbeit

Mit Hilfe des 2002 gegründeten Stifterkreises „Rosenkavaliere“ konnte der Förderverein das Mainfranken Theater bis heute mit über vier Millionen Euro unterstützen. Die Spenden kommen dabei ausschließlich der künstlerischen Arbeit zu gute. Es werden gezielt einzelne Inszenierungen aus allen Sparten gefördert, um Dinge zu ermöglichen, die das Theater aus eigener Kraft nicht leisten könnte.

In dieser Spielzeit waren dies unter anderem „Nathan der Weise“ (Bühnenbild), „Die Entführung aus dem Serail“ (Finanzierung eines Gast-Engagements) oder „Die Päpstin“ (Ersatz für krankheitsbedingte Ausfälle). Daneben engagiert sich der Verein aber auch bei der physiotherapeutischen Behandlung der Mitglieder des Balletts oder des Orchesters. Für die aktuelle Spielzeit wurden dem Theater 260 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Im Moment hat der Förderverein rund 1000 Mitglieder, so Forster, dem gleichwohl sehr daran gelegen ist, neue, vor allem jüngere Mitglieder zu gewinnen.

Intendant: Würzburg ist eine tolle Theaterstadt

Für die Hilfe durch den Förderverein bedankte sich Intendant Markus Trabusch. Diese Form der Unterstützung sei in Deutschland nahezu einmalig, lobte er. Voraussichtlich am 2. Mai will er deshalb die Vereinsmitglieder und Theaterfreunde ins Große Haus zu einer Geburtstags-Gala zum 50-jährigen Bestehen einladen. Er berichtete auch aus der laufenden Spielzeit, in der viele Produktionen außerordentlichen Publikumszuspruch fänden und auch von überregionalen Medien gefeiert würden.

„Würzburg ist eine ganz tolle Theaterstadt, in der die Besucher viel mehr mitmachen als viele glauben“ lobte der Intendant die Aufgeschlossenheit des Theaterpublikums auch gegenüber schwierigen Inszenierungen. Über den Spielplan für 2017/18 hüllte er sich noch in Schweigen und verriet lediglich, dass das Erfolgsstück „Terror“ in die neue Spielzeit übernommen werde.

 
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