Sonntagmorgen in der Burse am Studentenhaus. Der Mathematikstudent Benedikt Wolf sitzt in einem violetten, etwas altmodischen Schneeanzug gut gelaunt an einem Tisch der Stadtmensa. Wolf ist Teil einer Theatergruppe der Studi(o)bühne der Universität Würzburg. Die Studi(o)bühne bietet überwiegend Studenten den Raum, Theaterprojekte umzusetzen. Jedes Jahr werden mehrere Stücke von verschiedenen Gruppen aufgeführt - bei freiem Eintritt.
Die Gruppe, in der Wolf mitspielt, probt "Drei Männer im Schnee" von Erich Kästner. Noch am Freitag, 14. Dezember, ist Aufführung. Ein straffes Programm und der Abschluss intensiver Vorbereitungen. Dazu gehörten die wöchentlichen zwei bis dreistündige Proben sowie Probenwochenenden. Am Anfang sei die zeitliche Belastung weniger stark, kurz vor der Aufführung wie ein "Fulltimejob", meint Hendrik Roth. Roth führt Regie bei "Drei Männer im Schnee" und hat das Stück beim ersten Treffen aller Mitglieder der Studi(o)bühne zu Beginn des Sommersemesters im April vorgeschlagen. "Bei der Studi(o)bühne kann jeder alles einbringen", erklärt der Medizinstudent.
Kostüme kommen aus Secondhandläden
"Drei Männer im Schnee" wird von 14 Beteiligten auf die Bühne gebracht. Bei den Aufführungen helfen zudem Freunde mit, die bei anderen Stücken der Studi(o)bühne aktiv sind. Manche Kostüme, unter anderem Wolfs Schneeanzug, wurden in Secondhandläden erworben. Andere entstammen einem Fundus, den die Studi(o)bühne unterhält oder aus den Kleiderschränken der Schauspieler. Die Räumlichkeiten in der Stadtmensa am Studentenhaus werden vom Studentenwerk kostenlos bereitgestellt.
Zum ersten Mal an einem Theaterprojekt der Studi(o)bühne beteiligt und in einer der Hauptrollen zu sehen ist Christoph Rusam. Er spielt schon lange Theater und wollte auch nach seinem Umzug nach Würzburg seinem Hobby nachgehen. Eine Freundin habe ihm von "Drei Männer im Schnee" der Studi(o)bühne erzählt. Das erste Treffen habe er verpasst, trotzdem habe er beim nächsten Termin "mal vorbeigeschaut" und ist geblieben. "Das Klima ist genial", sagt er begeistert.
Die Gruppe legt großen Wert auf Gemeinschaft
Theatererfahrung ist keine Voraussetzung, um bei der Studi(o)bühne mitmachen zu können, betont Bruno Summerer, der zum vierten Mal bei einem Stück der Studi(o)bühne mitspielt. Jeder, der bei der Studi(o)bühne mitmachen möchte, könne mitmachen. Er habe schon erlebt, dass extra Rollen geschaffen wurden, damit alle mitspielen können. Und auch diejenigen, die nicht im Rampenlicht stehen wollen, können kleinere Rollen übernehmen oder Arbeiten rund um das Theaterspielen. Das Schauspielern trage zur persönlichen Entwicklung bei, meint Co-Regisseurin Friederike Schneider: "Auf der Bühne kann man alles sein". Das Spielen stärke das Selbstvertrauen, weil man in in andere Rollen schlüpft und sich dadurch ausprobieren kann.
Die Gemeinschaft der Studi(o)bühne ist etwas Besonderes, darin sind sich alle einig. Hier wirken Studierende aller Fachrichtungen mit. "Die Studi(o)bühne ist eine tolle Gelegenheit, Leute kennenzulernen", das meint auch Melanie Holzbauer. Für sie haben sich durch die Studi(o)bühne intensive Freundschaften entwickelt. Der Zusammenhalt in der Gruppe sei stark - man treffe sich auch außerhalb der Studi(o)bühne.