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WÜRZBURG
Thallium-Mord bleibt ein großes Geheimnis
Erfolglose Suche: Im Großstadtmüll wurde im Februar 1983 intensiv nach dem Zettel gesucht, den der Täter seinen Opfern mitsamt den vergifteten Getränken geschrieben hatte. Das Papier hätte vielleicht zur Aufklärung beitragen können. Doch alle Anstrengungen waren umsonst.GEORG HEUßNER
Foto: Foto: | Erfolglose Suche: Im Großstadtmüll wurde im Februar 1983 intensiv nach dem Zettel gesucht, den der Täter seinen Opfern mitsamt den vergifteten Getränken geschrieben hatte.
Richard Wust
 |  aktualisiert: 07.11.2019 20:31 Uhr

Die Faschingslaune wurde Anfang Februar 1983 in Würzburg jäh zerstört. Das wohl aufsehenerregendste Verbrechen in der Würzburger Nachkriegszeit hatte die Stadt über Wochen in Atem gehalten: Der „Thallium–Mord“ ist bis heute nicht aufgeklärt.

Was war passiert? Im medizinischen Kollegienhaus in der Pleich hatten Stundenten am Ende einer Vorlesung zehn bis 15 Flaschen Bier und Säfte vorgefunden mit einem Hinweis, es handle sich um die Reste einer Faschingsveranstaltung von Medizinern.

Auf dem Hinweiszettel stand: „Liebe Kommilitonen! Dies sind die Reste unserer Faschingsfeier. Großherzig wie wir sind, spendieren wir diese unseren lieben Erstsemestern“. Studenten nahmen die Flaschen teilweise mit oder konsumierten sie vor Ort.

Mindestens zehn Medizinstudenten tranken jedenfalls von dem Danaer-Geschenk, das mit dem Rattengift Thallium versetzt war. In der neurologischen Abteilung der Universitätsklinik wurde um das Leben der Studenten gekämpft. Mindestens ein Opfer verstarb zu einem späteren Zeitpunkt.

Die verhängnisvollen Flaschen konnten sichergestellt werden. Das Institut für Rechtsmedizin in Erlangen stellte Thallium in einer konzentrierten, nicht handelsüblichen Form fest. Es wurde gezielt in die mit Kronkorken verschlossenen Flaschen gegeben.

Ein Motiv für die Tat wurde nie bekannt. Obwohl schnell klar war, dass es sich um einen oder mehrere Täter mit Insider-Kenntnissen handeln musste, der die Örtlichkeit kannte und einen bestimmten Personenkreis treffen wollte, führten die jahrelangen Ermittlungen zu keinem Erfolg.

Würzburg wurde in diesen Tagen von einer für damalige Zeiten ungewöhnlich großen Schar von Journalisten aus Deutschland und dem Ausland besucht. Vor allem die Boulevard-Presse interessierte die spektakuläre Story, die nie aufgeklärt wurde.

Im Jahr 2009 stand in Landshut ein Arzt wegen des Vorwurfs des Mordes vor Gericht. Er war zum Zeitpunkt des Thallium-Anschlages in Würzburg als Orthopäde tätig. Eine Ex-Freundin hatte ihn aufgrund von Vermutungen und Wahrnehmungen belastet. Der Arzt wurde in anderer Sache wegen Modes verurteilt und schwieg eisern. Für den Thallium-Mord gab es aber keinen Nachweis.

ONLINE-TIPP

Alle Artikel aus der Serie „Die coolen 80er“ finden sich im Netz unter www.mainpost.de/diecoolen80er

 
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