Eigentlich hätte die Main-Streuobst-Bienen Genossenschaft dieses Jahr einen Grund zur Freude, denn sie kann zehnjähriges Jubiläum feiern. Vorerst bleibt die Laune aber getrübt, denn die Spätfröste im April verursachten teils einen Totalausfall beim Baumobst. Insgesamt dürfte die Ernte um rund 80 Prozent einbrechen, schätzt der Geschäftsführer Krischan Cords. Vor allem die Kirschen und Zwetschgen seien abgefroren, und auch bei Äpfeln und Birnen erwartet der Streuobst-Experte dieses Jahr keine großen Mengen. „Normalerweise haben wir den Vorteil verschiedener Standorte, aber heuer ist flächendeckend viel erfroren“, sagt er. Besonders drastisch seien die Effekte in den Tälern, wo sich die Kälte gesammelt hat; im Maintal erwartet Cords größtenteils einen Totalausfall beim Obst, schreibt die Main-Streuobst-Bienen Genossenschaft in einer Pressemitteilung, aus der die nachfolgenden Informationen stammen.
Die 2014 gegründete Main-Streuobst-Bienen eG gehört zu den größten Streuobst-Produzenten in Bayern und bewirtschaftet zusammen mit ihren Bioland-zertifizierten Mitgliedern rund 120 Hektar Streuobstwiesen in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart. Hauptsächlich werden Kirschen, Zwetschgen, Äpfel und Birnen geerntet und zu eigenen „MainSchmecker“-Produkten verarbeitet oder an Großabnehmer geliefert. Wegen den dramatischen Ernteeinbußen mussten nun Absatzmärkte eingeschränkt und Liefermengen für große Abnehmer wie Kaufland angepasst oder sogar gecancelt werden.
2023 hohen Ernteeinbußen wegen Trockenheit
Bereits letztes Jahr hatte die Main-Streuobst-Bienen eG mit hohen Ernteeinbußen wegen Trockenheit zu kämpfen. Sowohl Hitze- und Dürreperioden als auch Starkregen, Stürme und Spätfröste nehmen durch den Klimawandel zu. Besonders betroffen ist Europa, denn während nach neuesten Daten des EU-Klimadienstes die durchschnittliche Jahrestemperatur 2023 im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erstmals global um 1,5 Grad gestiegen ist und damit die Marke des Pariser Klimaabkommens gerissen hat, verzeichnet der europäische Kontinent bereits einen Temperaturanstieg von 2,2 Grad.
Vor allem die Landwirtschaft hat mit den Folgen zu kämpfen. Die Main-Streuobst-Bienen eG will sich mit ihrem neu gewählten Führungsgremium fit für die Zukunft machen und nach Sorten suchen, die mit den veränderten Bedingungen zurechtkommen. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Martin Degenbeck forscht an der Veitshöchheimer Landesanstalt für Wein und Gartenbau (LWG) an geeigneten Sorten und erklärt, dass es in den nächsten Jahren klimabedingt sowohl eine Arten- als auch eine Standortverschiebung geben wird: Den Apfel werde man beispielsweise auf Südlagen nicht mehr anbauen können, sagte er.