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Würzburg
Tanz die Menopause
Andrea Kneis (links) und Anja Maria Krah zeigen eine Revue über Frauen in der Mitte ihres Lebens.
Foto: Andreas Büttner | Andrea Kneis (links) und Anja Maria Krah zeigen eine Revue über Frauen in der Mitte ihres Lebens.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 09.06.2024 02:30 Uhr

Sie tanzen den Eintritt in den Herbst des Lebens: Andrea Kneis und Anja Maria Krah choreografierten am "theater ensemble" auf dem Bürgerbräu-Gelände an der Frankfurter Straße zu Texten über die Wechseljahre. Ihr Abend "Wechselbad" wirkt wie das eingesetzte Zitat aus der "Queen Charlotte"-Fernsehserie: "Mein Garten blüht. Er ist völlig außer Kontrolle." Das heißt: Herbstlich wirkt hier wenig, alles ruft: Neuanfang! Oder zumindest: Neuorientierung, Neubewertung!

Die Revue über Frauen in der Mitte ihres Lebens rückt eine sehr große Menschengruppe ins Licht, deren Lebensstation gemeinhin wohl als allgemeines Daniedersinken erscheint, speziell durch den Verlust der Gebärfähigkeit. Als gäbe es gar nichts mehr, das völlig außer Kontrolle geraten kann. Krah und Kneis leisten einen unerwarteten Beitrag zur Hebung von Diversität, indem sie von sich selbst erzählen.

Das tun sie nicht ohne Kontrolle. Sie bringen die 13 Bilder absolut präzise auf die Bühne. Andrea Kneis trägt, gelegentlich mit dem ganzen Körper am Boden, modernes Tanztheater bei; Anja Maria Krah spricht die Texte, ist aber auch ganz in die Bühnenbewegung eingebunden; das Verhältnis der beiden ist so perfekt ausbalanciert wie das zwischen ihnen als Künstlerinnen und als Kunstfiguren. Ausgesprochen starke Bilder kommen so zustande.

Krah und Kneis wechseln von Szene zu Szene die Aspekte ihres Hauptthemas, biegen auf Seitenwege zu Elternschaft und zu Männern in der Mitte des Lebens. In der Mitte der Show folgen die Episoden am dichtesten aufeinander, die sonst vorherrschende Klaviermusik (vom Band) weicht Techno und Billie Eilish, was in wundersamem Kontrast zum ersten Textbeiträger steht: Stefan George, aber ganz ohne Pathos.

Sowieso kommt nichts belehrend oder betulich rüber. Berührend und sehr oft sehr witzig werden uns weiter und weiter die Augen geöffnet. Dabei hilft, dass die Choreografinnen die Texte nie eins zu eins in Tanz umsetzen beziehungsweise ein Thema mit Mimik und Körpern illustrieren. Zwischen Wort und Bild herrscht Spannung, genauso wie zwischen den einzelnen Bildern.

Bei der ausverkauften Premiere dauerte dies leider nur eine Dreiviertelstunde lang. Die letzten Durchlaufproben sollen es dem Vernehmen nach auf eine knappe Stunde gebracht haben. Die Uraufführung lief offenbar einfach zu gut. Zur Wiederaufnahme im Herbst sollten Szenen, die bei der Stückentwicklung gestrichen wurden, wieder hereingenommen werden. Trotzdem ist jetzt schon ein Besuch an diesem Freitag oder Samstag dringend angeraten.

Die Aufführungstermine von "Wechselbad – szenische Collage aus Tanz und Text" sind am  7. und 8. Juni, 20 Uhr. Wiederaufnahme im Herbst; Ort: theater ensemble, Frankfurter Straße 87; Tel.: (0931) 44545; www.theater-ensemble.net

(v.l.): Andrea Kneis und Anja Maria Krah
Foto: Andreas Büttner | (v.l.): Andrea Kneis und Anja Maria Krah
(v.l.): Andrea Kneis und Anja Maria Krah
Foto: Andreas Büttner | (v.l.): Andrea Kneis und Anja Maria Krah
 
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