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Würzburg
Tage des offenen Ateliers: Viele Einblicke, viele Erklärungen
Alle Jahre wieder gestatteten Künstler aus Würzburg und Umgebung Interessierten einen Blick in ihre Ateliers und Werkstätten. Wie das in einigen Ateliers klappte.
Auch im Studio von Benjamin Brückner konnten Besucher Werke begutachten.
Foto: Johannes Kiefer | Auch im Studio von Benjamin Brückner konnten Besucher Werke begutachten.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:02 Uhr

An den Tagen des offenen Ateliers gaben sich dieses Wochenende interessante Produktionsstätten den Blicken preis. Vier Besuche genügten, um zwei, drei Extrembeispiele zu erwischen. Die größte Herausforderung war die weite räumliche Streuung der 41 Teilnehmer zwischen Schwebenried, Triefenstein und Ochsenfurt. Etwas mehr als die Hälfte der Adressen lag im Würzburger Stadtgebiet, und richtig gut wurde es in der Pleich: drei Künstlerbesuche in wenigen Schritten Entfernung. In der Bärengasse residierte Neuzugang Julia Breunig, die die Präzision der Konkreten Kunst als Kartografin verinnerlicht hat.

Die geringe Quadratmeterzahl des Ateliers erklärt die Formate, in denen Julia Breunig ewig junge Op-Art malt: Ihre Tafeln kommen nicht weit über das Ausmaß einer Langspielplattenhülle hinaus. Diesen Rahmen sprengen könnte freilich ihre neueste Serie, in der sie barocke und klassische Musikstücke Note für Note in Farbtafeln überträgt. Das visuelle Kunstwerk ist eine Computerdatei, und die lässt sich bei Bedarf beliebig groß ausdrucken. Freunde des Handwerks bekamen in Breunigs Werkstatt aber auch einen Detailausschnitt aus einer solchen Partitur zu sehen – meisterlich mit dem Pinsel ausgeführt.

Fotoserie

Technische Erläuterungen

Gegensätze liegen eng beieinander. Die Fotografin Petra Winkelhardt öffnete einfach ihren alltäglichen Präsentationsraum in der Gerberstraße, ohne die vielen Hochzeitsfotos wegzuhängen und durch die traumhaft undeutlichen Farbräume ihrer Kunstfotografie zu ersetzen. Natürlich liegt beim Besuch der letzten Schwarz-Weiß-Analogfotografin, die für die Mainfranken Theater-Schaukästen Inszenierungen ablichtete, die Frage nach ihrer Dunkelkammer nahe. Wenig überraschend: Gibt es nicht. Auch das Equipment bleibt weggeräumt. Aber Winkelhardt erzählt gern und gut vom Technischen. Zum Beispiel brauchen Fotografen gelegentlich einen Tag, um ihre Stimme zu schonen, wenn sie zuvor eine Festgesellschaft verbal animiert haben, locker zu bleiben oder bestimmte Stellungen einzunehmen.

Erklärungen waren ein Muss

Solche Hintergründe eröffnen sich nicht von allein. Und solche Erklärungen braucht es meist selbst dann, wenn Ateliers ganze Werkzeugkisten vor den Augen der Besucher öffnen: Ohne kommunikationsfreudige Teilnehmer funktionieren Tage des offenen Ateliers nicht.

Die Goldschmiedin Ursula Issig und die Auszubildende Jana Göser.
Foto: Daniel Peter | Die Goldschmiedin Ursula Issig und die Auszubildende Jana Göser.

Die Goldschmiede Feinmetall auf dem Pleicher Kirchplatz ist der einzige Würzburger Zunftvertreter neben der Neueröffnung Eva Hergenröther in der Burkarder Straße. Trotz schwerer Beeindruckung durch die Vitrinen muss man sich auch hier erläutern lassen, was das Einzigartige an Feinmetall ist. Und bekommt von dem Inhaberehepaar Ursula Issig und Thomas Heuschmann die Antwort, zu zweit beherrschten sie sämtliche Techniken. Er könne äußerst talentiert zeichnen, was wohl das Entwerfen mit umfasst. Sie hingegen, so das Gegenkompliment des Gatten, sei besser im Schmieden.

Viele Eindrücke

Es erfordert vom Betrachter Sinn für Schmuck, die Feinmetall-Ausstellungsstücke allein wegen ihrer Vielfalt besonders zu schätzen. Die Ateliertage 2019 gaben aber Gelegenheit, das Phänomen Mannigfaltigkeit durch ein Vergrößerungsglas zu betrachten: nicht Fingerringe, sondern Keramikstatuen! Ein Ausflug nach Oberdürrbach zu Christl Kranz füllte das bloße Wort Vielfalt derart satt mit Anschauungsmaterial, dass es wirklich die Qualität bekam, die so oft lediglich behauptet wird.

Arrangiert in zwei Gärten, einem Wintergarten und einer Wohnung standen und lagen mehrere Hundert Kunstwerke in einigen Hundert verschiedenen Stilen und Techniken, jedes Exponat für sich durchdrungen von ernsthaftem Gestaltungswillen – hier und da mit fröhlichem Augenzwinkern. Eine Werkstatt gab’s auch, mit zwei Öfen, die natürlich die Frage aufwarfen: Wieso zwei? Und weiter gingen die verbal vermittelten Einblicke ins offene Atelier.

 
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