Kunst muss weh tun: Das weiß auch der Margetshöchheimer Künstler Klaus Mangold, der unter anderem ein großes Wandgemälde für das Würzburger Justizzentrum schuf. "Brücken verbinden" ist ein Blick über den Main zur Festung mit besonderer Betonung der Flussquerungen: "Ein Postkartenblick, aber nicht kitschig", sagt Mangold, während er seine kleinformatige Skizze mit einem Zeitungsfoto des ausgewachsenen Triptychons vergleicht. Das Gemälde wurde auch in der Main-Post schon mehrfach reproduziert, hängt es doch im Schwurgerichtssaal an der Otto-Straße. "Das heißt", seufzt er, "vor meinem Bild werden keine Verkehrsdelikte behandelt. Davor sieht man immer nur die schweren Jungs."
Doch mit einem solchen kleinen Kummer kann der Absolvent der Münchner Kunstakademie, der fast 40 Jahre lang Fachlehrer am Deutschhaus-Gymnasium war, ganz gut umgehen. Immerhin gelingt es "Brücken verbinden", die "bedrückende Atmosphäre in diesem Saal" zu mildern. Schließlich sei das Gemälde "klar wie ein Richterspruch". Und ein weiteres Prinzip seines Gestaltens kann Klaus Mangold auch noch an diesem seinem Werk demonstrieren: "Fläche öffnet den Raum."
74 Stufen bis zum Künstlerhaus
Und Mangolds Atelier: an diesem Sonntag, 10. Oktober, von 11 bis 17 Uhr in der Bachwiese 18a für alle Leute, die noch so rüstig sind wie der 73-Jährige. Denn von der Straße mit dem idyllischen Namen geht es 74 Stufen hinauf in das Künstlerhaus. In der vorigen Woche, bei einem ähnlichen Anlass, fanden rund 100 Leute vom Talgrund zwischen Margetshöchheim und Zell hier hinauf. Sogar ehemalige Schulklassen haben Tage wie diese zu einem Wiedersehen genutzt. Der Mann muss also ein beliebter Lehrer gewesen sein. Sein Beruf bedeutete ihm jedenfalls nicht "Erziehung zur Kunst, sondern Erziehung zu den Werten, die durch die Kunst vermittelt werden", umreißt er heute sein Selbstverständnis.
Er selbst hat dabei auch profitiert: "Über den Unterricht bin ich damals zur Plastik gekommen." Und daran arbeitet er immer noch, in Ton, in Holz. Er sucht einen Weg "zurück zur Urform des menschlichen Kopfes", zu einer Einfachheit, wie er sie bei Horst Antes verwirklicht sieht; zur Illustration: Drei Antes-Blechfiguren stehen hinter dem Würzburger Dom auf dem Kiliansplatz. Wenn Klaus Mangold an Baumscheiben an menschlichen Häuptern arbeitet, hat er gleichzeitig noch ein anderes Ziel. Das Material Holz soll zu seinem Recht kommen oder besser: seine Eigenheiten behalten. Von wo ein ganz kurzer Weg zu einem scheinbar völlig anderen Genre führt – zur Land-Art, zu Wald-Interventionen, zu Versuchen, mit Pflanzen etwas zu gestalten, das anschließend durch den natürlichen Verfall vollendet wird. Hier schwärmt Mangold für den Engländer Andy Goldsworthy.
Kreativer Akt "parallel zur Natur"
Und landet bei Blumenaquarellen, die ja auch Kunst aus Natur machen. Als einen kreativen Akt "parallel zur Natur" bezeichnet der Künstler sein Handeln. Die Produkte dieses Handelns verraten Mangolds eigenen Wachstum. Sein Vater war ebenfalls Maler und verstand sich in der Cézanne-Nachfolge. Die Äpfel seines Sohns verleugnen diese harte Schule keineswegs. Der macht es sich aber auch selbst nicht leicht. Sein "Grundgesetz" für das Aquarell – eine seiner bevorzugten Techniken – lautet: "Licht, Licht und nochmals Licht!"
Wie "ein Hauch" solle diese Wasserfarbmalerei werden. Zugleich aber hat er sich vorgesetzt, seine Stillleben müssten Hintergründe haben. Dazu setzt er mit dem Pinsel Schraffuren aufs Bütten, oft regelrechte Balken. Es ist wirklich nicht leicht, diese starken Bildelemente miteinander in Einklang zu bringen – und dazu noch in einen hauchenden. Leicht macht sich's der Mann nicht, trägt es aber mit viel Humor.