
Petra Steger wischt durch die Bildergalerie ihres Smartphones. "Da haben wir erstmal alles abgesteckt", sagt sie und zeigt auf das Foto eines nur mit Erde bedeckten Grabes. Ein paar Bilder weiter ist es voll bepflanzt, mit verschiedenen Bodendeckern, Gehölzen und bunten Hornveilchen.
Das Grab, das Steger zeigt, ist in Erfurt. Es befindet sich auf dem Gelände der diesjährigen Bundesgartenschau. Dort haben Steger und ihr Mann Hans, Inhaber der Friedhofsgärtnerei Steger aus Würzburg, an einem Wettbewerb für Friedhofsgärtner und -gärtnerinnen teilgenommen. Für die Herbstgestaltung des Einzelgrabes haben sie nun eine Große Goldmedaille gewonnen – eine der höchsten Auszeichnungen der Bundesgartenschau.
Seit Jahren auf Gartenschauen geübt
"Ich kann es immer noch kaum glauben", sagt Petra Steger und strahlt. Vor zwei Jahren haben die Stegers das erste Mal an einer Bundesgartenschau teilgenommen. Und brachten aus Heilbronn gleich mehrere Auszeichnungen mit nach Hause: Gold- und Silbermedaillen und einen Ehrenpreis für die beste Grabgestaltung eines Erstausstellers.
Hans Steger sagt: "Wir messen uns dort mit den Besten Deutschlands." Dass sie so gut abschneiden würden, damit haben beide nicht gerechnet. "Wir dachten damals: Wenn wir mit Bronze nach Hause gehen, wäre das schon krass", erinnert sich Petra Steger.
Die Friedhofsgärtnerei Steger gibt es seit 95 Jahren, 1986 übernahm Hans Steger den Betrieb von seinen Eltern. Von Veitshöchheim bis Ochsenfurt kümmern er, seine Frau und die Mitarbeitenden sich um verschiedenste Gräber.
Aber wie ist das Ehepaar auf die Idee gekommen, an einem bundesweiten Wettbewerb teilzunehmen? An der diesjährigen Bundesgartenschau waren lediglich zwei andere Friedhofsgärtnereien aus Bayern beteiligt, die als Team angetreten sind. In der Kategorie der Einzelgräber mussten sich die Stegers mit 15 anderen messen.

"Wir haben uns auf kleinen Gartenschauen ausprobiert", erzählt Hans Steger. Als die Bundesgartenschau dann 2019 nach Heilbronn kam, war klar: Die Entfernung dorthin ist kein Problem. Berlin, die Havelregion und Hamburg seien zuvor einfach zu weit weg gewesen. Also haben sich die Stegers beworben – und wurden genommen.
Steinmetze treten im eigenen Wettbewerb an
Etwa ein Jahr lang hat sich das Ehepaar auf die diesjährige Bundesgartenschau vorbereitet. Nachdem sie einen Platz hatten, sind sie 2020 das erste Mal nach Erfurt gefahren, um sich alles anzuschauen.
Danach wurde ihnen ein Grabstein zugelost. Die Grabsteine werden von Steinmetzen gemacht, sie treten in einem eigenen Wettbewerb gegeneinander an. Der Stein der Stegers war für einen fiktiven zehnjährigen Jungen gestaltet: Angelehnt an einen Pustefix stiegen Glaskugeln in der Mitte empor.
Über 600 Pflanzen auf einem Grab
Bevor sie das Grab kurz vor dem Start der Bundesgartenschau bepflanzt haben, übten die Stegers zu Hause. Sie stellten das Grab nach, maßen alles penibel ab und überlegten, welche Pflanzen sie wo setzen sollten.
"Die Pflanzen müssen den Anschein erwecken, als wenn sie schon drei Jahre so auf dem Grab gewachsen sind", erklärt Hans Steger. Am Ende haben sie etwa 500 Bodendecker und Gehölze gepflanzt, hinzu kamen rund 120 Blumen.
Die Blumen haben sie zweimal ausgetauscht: Salbei, Begonien und andere Sommerblumen wuchsen im Farbverlauf eines Regenbogens von Juni bis Ende August. Seit Anfang September zieren Enzian, Alpenveilchen und Gräser das herbstliche Grab.
Was die beiden an ihrem Beruf fasziniert? "Die Hilfe, die man den Menschen in der Trauerzeit anbieten kann", sagt Hans Steger. Man sei eine Art Seelsorger und brauche Taktgefühl. Petra Steger fügt an: "Es muss perfekt sein. Das Grab ist die letzte Ehre, die man jemandem erweist."
Am Tag des Friedhofs, der an diesem Wochenende (18. und 19. September) in Sommerhausen und Geroldshausen stattfindet, sind die Stegers mit einem Beratungsstand vertreten. Das gesamte Programm finden Interessierte unter www.landkreis-wuerzburg.de/gartenkultur.
Man könnte über Friedewald und annonym Bestattungen ja auch sagen, aus den Augen, aus denn Sinn.
Jeder sollte mit seiner Trauer so umgehen wie es im gut Tut. Ich persönlich freue mich über schöne angelegte Gräber.
Dort inszeniert die Natur höchstselbst die Grabstelle.
Und nicht Konkurrenzdenken, Neid oder Größenwahn, wie man das oft bei christlichen Feiertagen auf den Friedhöfen beobachten kann.
Ich war schon seit mindestens 10 Jahren nicht mehr am Grab meines Vaters.
Wozu auch? Was ihn ausmacht sind seine Hinterlassenschaften. Und die sind bei mir zu Hause, draussen in der Welt und in meiner Erinnerung!