Noch immer ist sie nicht ganz fit, die alte Dampflok 52 7409, die das Herzstück des Würzburger Eisenbahnmuseums bildet. Der Aschekasten und die durchgerosteten Überhitzungselemente müssen ausgetauscht werden.
Das geht ins Geld und kostet viel Zeit. Dennoch kann der 120 Tonnen schwere Koloss beim Maus-Türöffnertag – genannt nach der „Sendung mit der Maus“ – am 3. Oktober von 13 bis 18 Uhr von Kindern, Mamas und Papas bewundert werden. Mit der Lok KöF 6731 ist sogar eine Spritztour möglich. Auch viele andere historische Loks und alte Waggons können besichtigt werden.
Wo findet man eine Dampflok?
Dass es in Würzburg ein Eisenbahnmuseum mit einer echten alten Dampflok gibt, ist Joachim Kraus zu verdanken. Der regte in den 1980er Jahren an, doch auf irgendeine Art und Weise an Würzburg als Eisenbahnerstadt zu erinnern.
Die Idee gefiel dem damaligen Oberbürgermeister Klaus Zeitler gut. „Die Stadt wollte allerdings unbedingt eine Dampflok als Denkmal“, erzählt der ehemalige Zugführer. So machte er sich auf die Suche, wo man eine solche Lok auftreiben könnte.
In Österreich wurde er fündig. Dort stand die 1943 in der „Wiener Lokomotiv-Fabriks-Aktien-Gesellschaft Wien-Floridsdorf“ hergestellte 52 7409 in einem kläglichen Zustand: „Sie war nur noch Schrott.“ Dennoch wurde sie über Passau nach Würzburg geschafft. Die völlig verrostete Lokomotive instand zu setzen, bedeutete eine Mammutaufgabe.
14 Jahre lang restaurieren Freiwillige
14 Jahre waren Freiwillige der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) damit beschäftigt. 1998 konnte die Lok erstmals auf Tour gehen. „Das war ein großer Tag“, erinnert sich Kraus. Seither gab es viele schöne, dampfumwehte Ausflüge. Wobei die Lok seit schon wieder sechs Jahren in der Museumswerkstatt steht.
Einiges ist zu reparieren, damit sie in einem Jahr durch die Hauptuntersuchung kommt, erklärt Michael Brod, der den DGEG-Standort Würzburg und damit das Museum seit einem Jahr leitet. 2019 hofft er, die Lok wieder auf Tour schicken zu können.
Weil die Lok nicht nur im Museum steht, benötigt sie, ebenso wie ein Auto, regelmäßig eine Art TÜV. So will es die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung. „Spätestens alle acht Jahre steht eine Hauptuntersuchung an“, sagt Brod. Dann wird die Lok in der Würzburger Werkstatt mehr als einen Tag lang auf Herz und Nieren untersucht.
Vor allem die Achsen müssen taugen. Denn sie haben immense Lasten auszuhalten. Auf jede Achse drücken 15 Tonnen. Die in der museumseigenen Metallwerkstatt hergestellten Federspannschrauben des Federausgleichs müssen in Ruhe viereinhalb und im Betrieb neun Tonnen aushalten.
Sonderfahrt am 2. Dezember zum Erfurter Weihnachtsmarkt
Allein finanziell bedeuten die Arbeiten an der alten Dampflok eine permanente Herausforderung. „Der neue Aschekasten kostet 30 000 Euro“, sagt Brod. Eine ebenso hohe Summe muss für die Überhitzerelemente ausgegeben werden. Einen kleineren Betrag zur Kostendeckung erhält das Würzburger Museum von der DGEG. Daneben wird um Spenden geworben.
Außerdem nimmt das zwölfköpfige Team um Brod Geld durch seine Sonderfahrten ein. So geht es am 2. Dezember mit zwei Loks und historischen Waggons von Würzburg zum Erfurter Weihnachtsmarkt. Leichter wäre alles, würden mehr Freiwillige mithelfen, die alte Dampflok, die beiden die Dieselloks KöF 6731 und V 100 sowie die 30 historischen Waggons in der 100 Jahre alten Halle zu restaurieren.
Doch es gibt nicht allzu viele Eisenbahnenthusiasten, die bereit wären, sich Samstag für Samstag in die Museumswerkstatt zu stellen, Getriebe zu fetten, Bremsen zu zerlegen, Lampen auszutauschen, Waggons zu lackieren und Weichen zu warten. Die meisten Männer aus der Kerntruppe engagieren sich seit Jahrzehnten. Neue kommen kaum dazu.
Eisenbahn-Verrückte tauschen am Wochenende Anzug gegen Blaumann
Michael Brod fand Ende der 1960er Jahre zur DGEG. Von Hause aus ist der 69-Jährige Jurist. Am Wochenende tauscht er den Anzug gegen den Blaumann und packt tatkräftig mit an. Im Moment ist er dabei, eine Toilette aus einem der historischen Waggons zu reparieren.
Auch Walter Hombach kann sich keinen Samstag ohne ölverschmierte Finger vorstellen. Uli Wagner, ebenfalls langjähriges Teammitglied, steht am Wochenende in der museumseigenen Metallwerkstatt, um Ersatzteile zu fertigen. „Die gibt es nirgends zu kaufen“, so der gelernte Bohrwerksdreher.
Mit Christian Krodel hat das Team unlängst doch einen jungen Mitstreiter gefunden. Als Joachim Kraus die 52 7409 in Österreich kaufte, kam er gerade auf die Welt. Vieles aus der Geschichte der Lok weiß der stellvertretende Museumsleiter nur aus den Erzählungen der „alten Garde“. Von diesen Geschichten kann er kaum genug bekommen.
Alte Eisenbahnen faszinieren den Einzelhandelskaufmann. Der deshalb auch noch mal eine Ausbildung machen möchte: „Im nächsten Jahr lerne ich Lokführer.“ Er und andere Eisenbahn-Freaks werden am Mausöffner-Tag gerne neugierige Fragen beantworten.
Das Eisenbahnmuseum ist direkt an den Gleisen
Das Eisenbahnmuseum befindet sich in der Veitshöchheimer Straße 107 b, direkt an den Eisenbahngleisen Richtung Zell. Der Anfahrtsweg ist auf der Homepage beschrieben.