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Unterpleichfeld
Tag der offenen Gartentür: So wurde er doch noch möglich
Angesichts der Coronakrise standen die Chancen für den beliebten Gartentag zunächst nicht gut. Doch die Inzidenzen sanken, und die Organisatorin schritt spontan zur Tat.
Tag der offenen Gartentür war auch im kleinen, feinen Grabengarten von Annett Reichelt in Sommerhausen.
Foto: Antje Roscoe | Tag der offenen Gartentür war auch im kleinen, feinen Grabengarten von Annett Reichelt in Sommerhausen.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 05.07.2021 02:26 Uhr

Glück für die Gartenfreunde im Landkreis Würzburg: Jessica Tokarek, Fachberaterin für Gartenkultur und Landschaftspflege, hat den beliebten Tag der offenen Gartentür 2021 auf die Schnelle möglich gemacht. Sehr kurzfristig hat sie es mit sinkenden Corona-Inzidenzen gewagt, den Festtag für Gartenliebhaber in fast gewohnter Weise zu organisieren. Es gelang ihr damit ein im Umkreis einmaliges Angebot. Immerhin neun Gärten standen für spontane Besuche zur Auswahl, weil auch die begeisterten Gärtner bereit waren, die Besucherströme zu lenken. Ein bisschen habe sie schon um das Hygienekonzept ringen müssen, wie sie sagt.

Dem Vernehmen nach waren zuletzt alle glücklich über guten Zuspruch, vielerlei Inspiration und Erfahrungsaustausch. Die Kurzfristigkeit der Organisation und Ankündigung hat dem Tag offenbar nichts anhaben können, auch weil er über die Obst- und Gartenbauvereine gut vernetzt ist. So konnte Carsten Hagemann in Unterpleichfeld in den ersten drei Stunden bereits 70 Besucher zählen. "Huch, Natur pur", erstaunte sich eine ältere Damen schon auf den ersten Blick.

Hagemanns Naturgarten, der dem Hortus-Netzwerk von Markus Gastl angehört, unterscheidet sich in seiner Wildheit und Vielfalt mit einer Art Trampelpfad durch Wildstauden und -kräuter und von Tümpel zu Tümpel ganz grundlegend von einem traditionellen Gartenverständnis. "Das ist eine echte Inspiration", freute sich Thomas Miebach aus Eisingen nach dem Rundweg. Seit 30 Jahren hege er einen Garten und gestalte ihn nun zum dritten Mal um – mit immer weniger Rasen, dafür neuerdings mit einer Benjes-Hecke. Zurück zur Natur und zu einfacherer Pflege führe sein Weg jetzt.

"Naturgarten heißt ja nicht, dass man keine Liebhaberpflanzen mehr haben darf."
Carsten Hagemann, Gartenbesitzer

Und während ein Veitshöchheimer Gast noch einwirft, dass die richtige Begrünung sogar die Klimaanlage ersetzt, gipfelt eine rege Besucherdiskussion über die vermeintlich pflegeleichten Steingärten ringsum in der Erkenntnis, dass jeder seinen Garten finden müsse und welchen Aufwand er treiben kann. "Naturgarten heißt ja nicht, dass man keine Liebhaberpflanzen haben darf", macht Hagemann Mut zu mehr Vielfalt. Er hat gerade so richtig Fahrt aufgenommen, für die Naturgärten zu werben.

Bei der Gestaltung öffentlicher Grünflächen in Unterpleichfeld seien bereits erste Erfolge sichtbar, freut er sich. Was sein wildes Nebeneinander von Wild- und Zuchtformen für Auswirkungen auf die Wildbienen-Populationen hat, untersucht derweil Sonja Schröck, die nicht nur jede Menge Bienchen zur Ansicht mitgebracht hatte, sondern auch die Fragen der Gartenfreunde beantworten konnte. Hagemanns Garten ist Teil eines Wildbienen-Monitorings, das das Biozentrum der Universität Würzburg derzeit in Mainfranken und der Rhön durchführt.

Gärten als Naturschutzgebiet? Wild und schön schließt sich nicht aus, wie beim Tag der offenen Gartentür unter anderem bei Holger Schwarz in Kirchheim zu sehen war.
Foto: Antje Roscoe | Gärten als Naturschutzgebiet? Wild und schön schließt sich nicht aus, wie beim Tag der offenen Gartentür unter anderem bei Holger Schwarz in Kirchheim zu sehen war.

Weiß, lila und gelb sind die Farben, die sich Annett Reichelt für ihren 60-Quadratmeter-Garten ausgesucht hat. In dieser Farbpalette darf die "einfache Natur" mit Kräutern, Palmen und Naschobst spielen. Seit fünf Jahren bewirtschaftet sie einen der historischen Grabengärten an der Sommerhäuser Stadtmauer entlang, weil sie am Wohnhaus in der Badgasse kein Grün hat. Ein Ruheplatz hinter Korkenzieherhasel und Paravent war dabei obligatorisch. Eine neue Generation setzt gerade mit Grill und Kräuterbeet neue, spannende Akzente in den alten Versorgergärten.

Eher schon Park ist zu nennen, was Holger Schwarz in einem alten Steinwerk kreiert hat, mit einer an Friedensreich Hundertwasser erinnernden Handschrift und Philosophie. Es ist das unaufgeregte, natürliche Miteinander einer wiederbelebten Industriebrache mit dem Thema Stein, der feine Kontrast zwischen gestalteter Fläche und Natur, das Miteinander von leben und arbeiten. Dazwischen blitzen wirkungsvoll Solitäre auf: der Bergkristall, die Glockenblume oder der einsame Gartenstuhl, der den Blick von der üppig gestalteten Teichlandschaft auf das sattgrüne Getreidefeld lenkt. Da müsst man wohl dreimal durchgehen, um alles zu sehen, hört man bewundernd.

Erstmals gab es zu diesem Tag der offenen Gartentür auch einen Live-Blog von Jessica Tokarek mit Interviews und Gartentipps, mit dem die Gärten auch virtuell besucht werden können: www.landkreis-wuerzburg.de/Aktuelles.

 
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