Die frisch gekürte Weinprinzessin Lisa, der Markgraf Babenberg, Musik und Häppchen gehören dazu, wenn in Frickenhausen das Paradies eröffnet wird. Eines der Garten-Paradiese, die zum Tag der offenen Gartentür gezeigt wurden – und sehr besonders, ist es bei Anita Rau und Ulrich Seifert.
Wenn es ihn nicht schon gäbe, man müsste ihn erfinden, den Tag der offenen Gartentür, startete Landrat Eberhard Nuß den Tag aller Gartenfreunde. Denn die positive Seite des demografischen Wandels sei doch, dass man das Gärtnern als Leidenschaft länger und so richtig betreiben kann. Gärtnerische Anschauung und der Austausch sind gefragt, wenn etwas gedeihen soll. Er gab ein Plädoyer für die Gartenbauvereine ab, aufeinander zuzugehen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Jessika Tokarek stellte er als neue Gartenbaufachberaterin des Landkreises vor – musikalisch erfrischend begleitet vom Familien-Ensemble Eitschberger.
Viel Arbeit steckt im Garten
Nein, dem Garten von Anita Rau und Ulrich Seifert in Frickenhausen sieht man noch nicht an, dass das Wasser gerade wieder knapp wird. Nur, dass hier unheimlich viel gearbeitet worden sein muss. "Weil es glücklich macht", sagt Anita Rau, die doch längst auch kürzer treten könnte. Auch wenn man einen Garten pflegt, der über 30 Jahre eine Institution für den Tag der offenen Gartentür geworden ist, kann auch der Laie erahnen, welche Inspiration und Kraft stets neu einfließen.
"Die Leute bewundern das Ergebnis", sagt Fachmann Roland Schramm angesichts der betörenden, aber wohl bedachten Auswahl von Rosen. "Man sollte aber die Leute bewundern, die den langen Atem und die Erkenntnis für das Besondere haben", lautet sein Kompliment. Es geht an Gärtner wie Rau und den Gartenbautechniker Seifert, die nicht den inflationären Massen-Züchtungen erliegen, wo sich neuerdings nichts mehr bewähren muss, weil ständig Neues auf den Markt geworfen wird.
100 Kubikmeter Wasser als Dankeschön
Seit 1991, seit "Natur im Garten", lassen Rau und Seifert jährlich Besucher an ihrem privaten Gartenparadies teilhaben – auch als Aushängeschild für Frickenhausen, wo neben dem Wein auch die Gartenkunst besonders gedeiht – wozu nicht zuletzt auch der ebenso herausragende Garten von Marina Wüst gehört. Ein feines Gespür für das Besondere hatte auch Bürgermeister Reiner Laudenbach, indem er Familie Rau 100 Kubikmeter Wasser als Dankeschön für diese Perle an Gartenkultur und die Möglichkeit daran teil zuhaben, schenkte.
Grünes Paradies und Trockenheit sind der spannende Kontrast im Sulzdorfer Garten von Wibke Salomon-Karl und Franz Karl, seit Jahren schon. Hier versucht man ohne Gießen auszukommen. "Genießen statt gießen" von Annette Lepple ist Salomon-Karls Buchempfehlung dazu. Aber auch, wenn man sich gut aufgestellt glaubt, mit eingewachsenen, alten Bäumen – das Jahr 2018 war baumfeindlich und das ist diesmal das Thema.
Die Trockenschäden sind zu sehen
Für Franz Karl ging der Spaß verloren, als es plötzlich an die Bäume und Hecken ging. Die Schäden sind zu sehen. Er trauert Thujen hinterher, die das Grundstück zur Straße hin abgeschirmt haben, einem 40 Jahre alten Boskop, der jetzt kahl noch als Halterung für die Rambler-Rose Lykkefund dient. Selbst die Weide hat große Partien verloren und ist ausgeschnitten.
Um so mehr wird weiter nach trockenheitsresistenten Pflanzen gefahndet und getestet. Dazu kann man sich prima mit der Agraringenieurin Salomon-Karl austauschen. Weiße Edeldisteln entwickeln sich hervorragend, zeigt sie auf, und etliche Sorten Elfenblume laufen gerade in ihrem persönlichen Versuch. Der Rosen und Akelei wegen würde sie es begrüßen, wenn der Tag der offenen Gartentür mindestens zwei Wochen früher stattfinden würde. In den zuletzt immer heißeren und trockenen Jahren ist Ende Juni die Hauptblüte für so Vieles einfach schon vorbei und bei mehr als 30 Grad Temperatur dünnt offenbar auch das interessierte Publikum aus.