Spricht Landrat Thomas Eberth über das Leben auf dem Dorf, so führt er als Vergleich gerne die fränkische Backkunst heran. Denn das Beste am fränkischen Krapfen sei natürlich das Hiffenmark in der Mitte, beschrieb er jüngst am Tag der Innenentwicklung im Landkreis Würzburg. Das teilt das Landratsamt in einem Schreiben mit, dem folgende Informationen entnommen sind.
Ähnlich verhalte es sich mit den Städten und Gemeinden. Im Zentrum spiele sich das Leben hauptsächlich ab, die Wege seien kurz, das Wohnen attraktiv, so Eberth. "Wohnraum wird zunehmend knapper. Gleichzeitig bemerken wir leider die Ausdünnung der Ortskerne in unseren Städten und Gemeinden", so Landrat Thomas Eberth. "Mit der Innenentwicklungsstrategie des Landkreises Würzburg wollen wir Möglichkeiten aufzeigen, den Bedarf der Menschen zu decken und gleichzeitig unsere Kommunen im Kern zu stärken und zu erhalten."
Als Teil dieser Strategie veranstaltet der Landkreis Würzburg den Tag der Innenentwicklung. Am Aktionstag werden Beispiele für die gelungene Wiederbelebung von historischen Bauwerken für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Bauherren teilen dabei ihre Erfahrungen aus erster Hand mit einem interessierten Publikum. In diesem Jahr zeigten Remlingen und Güntersleben, welche Perlen und Potenziale sich in ihren Altorten befinden.
Gemeinde-Allianzen und Landratsamt beraten Bauherren bei Altbausanierungen
Im Landkreis fehlen aktuell etwa 1700 Wohnungen, führte Landrat Eberth weiter aus. Da mache es absolut Sinn, brach liegende Häuser in den Innenorten mit neuem Leben zu füllen. Architekt Claus Arnold hielt einen Impulsvortrag, in dem er Lust auf die Restaurierung alter Gemäuer machte.
Arnold berät Gemeinden und Bauherren im Landkreis Würzburg zum Thema Innenentwicklung. Seine Erfahrung habe gezeigt, dass man vor allem in den Leistungsphasen 1 und 2 einen Architekten hinzuziehen sollte. So könnten hinterher Kosten bei der Sanierung gespart werden.
Die Sprecherin der Allianz Waldsassengau, Hettstadts Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher; machte zudem deutlich, dass es viele Möglichkeiten der Förderung gebe. Die Allianzmanager stünden ebenfalls für Beratungsgespräche bereit. Interessenten können sich jederzeit auch an Expertinnen und Experten für Innenentwicklung am Landratsamt Würzburg wenden.
Architekt Arnold stellte daraufhin gelungene Sanierungen vor – allesamt modern, ohne ihre historische Vergangenheit zu leugnen. Marcel Henning baut seit anderthalb Jahren die fast 200 Jahre alte Scheune seines Großvaters zu einem Wohnhaus um und setzt dabei auf Eigenleistung. "Ich will den Charakter erhalten", ist dabei seine Prämisse.
Den Charakter eines fränkischen Dreiseithofes haben auch Tanja und Dr. Wolfgang Tillenburg mit ihrem Anwesen erhalten. Das älteste Anwesen in Remlingen ist der ehemalige Königshof von Burkard Wehr. Hier ist die Sanierung abgeschlossen.
Wie man gemeinsam zwei Höfe in unmittelbarer Nachbarschaft sanieren kann und damit Synergien erzeugt, zeigte der Umbau der alten Schusterei und des Ärztehauses in Güntersleben, wo der zweite Teil der Veranstaltung stattfand. Beeindruckt zeigten sich die Gäste dort von der Sanierung des „Frühmessnerhauses“ durch Marion Fleder-Bott. Das Gebäude wurde 1731 als erstes Rathaus der Gemeinde Güntersleben auf dem Keller der damaligen Dorfschmiede erbaut. Heute sind dort auf 300 Quadratmetern vier Wohnungen sowie der Gewölbekeller zur Wohn- und Gewerbenutzung untergebracht.