Im Eibelstadter Barockgarten wurde aufgepflanzt: zehn Rebstöcke für einen Weinlehrpfad. 40 Kümmerer gibt es, und Kinder durften pflanzen. Winzer haben die Patenschaften übernommen.
Die Weinprinzessin, der Weinbaupräsident, die Initiatorin Anna Haase von Brincken und die Eigentümer des Barockgartens hatten mit Informationen, Glückwünschen, Genehmigungen und schweißtreibenden Pflanzvorbereitungen den Boden bereitet – denn Trauben sind in einem barocken Garten ein Muss. Die alten Verankerungen eines früheren Trauben-Spaliers steckten teils noch in der 400 Jahre alten Mauer.
Was Anna Haase von Brincken seit drei Jahren im Barockgarten im Einvernehmen mit der Eigentümerfamilie Stockmann veranstaltet, ist aber keine pure Rekonstruktion. Immerhin handelt es sich bei der Anlage um ein Denkmal. Die Weinbergsstickel müssen also aus Holz sein und Patina haben. Die Musikerin mit der Leidenschaft "Barockgarten", will ihn als Ort der Begegnung, der Kultur, des Genusses und des Lernens anlegen und etablieren.
Begeisterter Weinbaupräsident
Die Rebzeile vor der Mauer sollte deshalb ein Lehrstück für Kinder werden, was wiederum Weinbaupräsident Artur Steinmann als sehr schöne, bemerkenswerte Idee lobte. "Früher war man als Kind automatisch mit dabei im Weinberg", verdeutlicht er:" Heute nicht mehr. Da fehlt der Umgang. Pflanzen reicht ja nicht aus, es muss gepflegt werden. Ich habe meine Hilfe angeboten", begeistert er sich.
"Wir brauchen die Unterstützung und das Fachwissen", freut sich Haase von Brincken, die sich gerade mit den Vorbereitungen verausgabt hat, denn die Mauerzeile hatte vorübergehend Sonnenblumensaaten und als Bienenweide gedient. Sehr froh ist sie deshalb, dass sich der Weinbauverein Eibelstadt engagiert und dass zu Weinprinzessin Alicia I. auch die Weingüter aus Eibelstadt, Frickenhausen, Randersacker und Sommerhausen, Breunig, Thomas Heil, Leininger, Max Markert, Meintzinger, Leo Sauer, Artur Steinmann, Störrlein Krenig und Thomashof je die Patenschaft für einen Stock übernommen haben.
Wie ist das mit den Kelter- und Tafeltraiben?
"Müssen es immer Keltertrauben sein? In Mainfranken können Tafeltrauben schon mal zu kurz kommen", stellt Haase von Brincken fest. Im Barockgarten wird dies anders sein. Für die Kinder sei das ohnehin die bessere Wahl, wie ihr Weinbauvereinsvorsitzender Reinhardt Grohme empfahl, sodass dann auch genascht werden kann.
Lockere Beere, größere Früchte, möglichst wenige Kerne und perfektes Aussehen, die Lese von Hand und der Direktverzehr – so hatte Alicia I. die Tafeltrauben im Lehrgangsteil charakterisiert. Acht Sorten Tafeltrauben, auch so bekannte wie Venus oder Muscat Bleu und weniger geläufige Sorten wie Klubni, wurden gemeinsam eingesetzt und angegossen.
Souvignier Gris und Seyval Blanc, zwei pilzwiderstandsfähige Keltertrauben, sogenannte PIWIs, dienen dem Vergleich. Dickere Schalen, in denen die Aromastoffe sitzen, ein höherer Fruchtzuckergehalt. Aber auch die Kerne zeichnen die Keltertrauben unter anderem aus. Und damit würden sie von den meisten Menschen als Obst verschmäht.
Warum nur Keltertrauben?
Warum aber arbeiten die Winzer am Maindreieck nur mit Keltertrauben, wo doch Tafeltrauben gerne gegessen werden? Das Klima, das Wissen, die Technik scheinen vorhanden. "Als klassisches Weingut" antwortet Elke Sauer, stellvertretende Vorsitzendes des Weinbauvereins Eibelstadt, "denkst du gar nicht darüber nach, die Weinbau-Flächen umzustellen. Zusätzlich, auf den Acker- und Wiesenflächen oberhalb der Maintalhänge", sinniert sie, "als zweites Standbein, wäre es vielleicht eine Überlegung wert".
In den Weinbergen sieht sie Tafeltrauben "derzeit definitiv nicht". Die Ernte dürfe ja auch nicht mit der Hauptlese für den Wein zusammen fallen. Das sei sonst nicht zu schaffen.
Für die Hecke oder das Restaurant seien sie mal eine Überlegung wert, meint Sauer. Die Pflege, die Verpackung, die Vermarktungsstrukturen… die Unterschiede seien groß. Tatsächlich kenne sie niemanden, der sich professionell mit Tafeltrauben beschäftigt.
Weinbaupräsident Artur Steinmann sieht eine regionale Tafeltrauben-Produktion ob der "unglaublich aufwändigen Kultur" als etwas, das eher von den Obstbauern zu stemmen ist – auch weil man die Maintalhänge dazu nicht braucht.
Eine Schwierigkeit sieht er zudem in der direkten preislichen Konkurrenz mit Südeuropa und damit im Zusammenhang die Preisfrage. Ob der Verbraucher da mitmacht? Tatsächlich habe man sich mit der Tafeltraubenproduktion bislang nicht weiter beschäftigt. Aber, so Steinmann: "Vom Prinzip her ist es immer gut, wenn man das Regionale etwas bevorzugt."
Im Barockgarten wird es für die Rebstöcke wie schon bei den Obstbäumen und Rosen in weiteren Lehrgangsangeboten unter anderem um Pflanzenschutz und den richtigen Schnitt gehen. Die Vision ist auch ihre Erziehung an einer Pergola. Außerdem sollen im Herbst Weinbergstulpen und Milchsterne gesetzt werden.
Die nächste Veranstaltung, der "Tag des Wassers" am 6. Mai, gehört wieder der Kunst, mit einer Live-Painting-Performance, Glasmusik und Lyrik. Beginn ist um 16 Uhr. Info: www.kultur-im-barockgarten.de