Auf deutschen Tellern gibt es Süßkartoffeln und Topinambur schon seit einigen Jahren. Selbst angebaut werden sie noch nicht so häufig. Marianne Scheu-Helgert hat Erfahrung mit den tollen Knollen: Sie baut die Gewächse sowohl im Arbeits-Garten in der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) als auch in ihrem heimischen Garten an. Und sie ist begeistert: „Die Knollen sind für jeden Garten geeignet. Nur sonnig sollte er sein.“
Besonders die Süßkartoffel hat es Scheu-Helgert angetan. „Sie ist pflegeleicht und breitet sich von selbst aus." Süßkartoffeln (Ipomoea batata) sind Windengewächse und mit normalen Kartoffeln (Nachtschattengewächse) nur weitläufig verwandt. Aber beide stammen aus Südamerika.
Ein paar Tricks gibt es bei der Kultivierung der Süßkartoffeln oder Bataten aber zu beachten. Am besten kauft man eine aus Stecklingen gezogene Jungpflanze in einer Gärtnerei oder im Gartenhandel. Alternativ kann man diese auch selber ziehen, dazu braucht man aber konstante Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit.
Ins Freie dürfen die Pflanzen nach den Eisheiligen. „Am besten sogar erst Anfang Juni“, weiß Scheu-Helgert. „Denn wenn es kühl ist, wachsen sie sowieso nicht.“
Im Garten braucht die Pflanze, die in unseren Breiten einjährig kultiviert wird, dann Sonne und Platz – ab Juli bildet sie lange Ranken mit großen Blättern. Man kann zwischen ihnen zum Beispiel Salat oder Frühkartoffeln setzen, die geerntet werden bevor sich die Süßkartoffel ausbreitet. In der Gartenakademie in Veitshöchheim wächst sie auf einer Mauerkrone und ihre Ranken fallen wie eine Kaskade herunter.
Süßkartoffeln müssen nachreifen
Gießen sollte man ab und zu – muss aber nicht unbedingt sein. Staunässe vertragen die Bataten schlechter als Trockenperioden. Bis zu zwei Kilo Knolle wachsen pro Pflanze. „Ich habe heuer geerntet, als die Blätter vom ersten Frost schon kaputt waren“, erzählt die Gartenfachfrau.
Der Boden darf allerdings bei der Ernte nicht gefroren sein. Bevor die länglichen Wurzeln dann in Pfanne oder Kochtopf wandern, gibt es noch einen Trick: „Sie müssen etwa zehn Tage nachreifen. Sonst schmecken sie fade." Lagern kann man sie dann am besten bei etwa zehn Grad Celsius.
Dass auch Yakon Nachreife braucht, weiß Marianne Scheu-Helgert aus eigener Erfahrung. „Ich hatte eine große Knolle geerntet und die Hälfte gebraten und war enttäuscht, wie fad die war.“ Als „schwäbische Hausfrau“, sie kommt von der Schwäbischen Alb, hat sie den Rest nicht weggeworfen, sondern eine Woche später zubereitet. Und siehe da: „Fruchtig und frisch hat sie geschmeckt.“
Eine Knolle, die nach Melone schmeckt
Die Knolle des Korbblütergewächses ist ungewöhnlich: Ihr Geschmack erinnert an Melone und Birne, ihr Fleisch ist knackig. Wer sie probieren will: Yakon gibt es in Töpfchen zu kaufen und sie kommen erst nach den Eisheiligen – also ab Mitte Mai – ins Beet.
Im Herbst wird die gesamte Wurzel ausgegraben. Die walzenförmigen Speicherknollen werden – nach einigen Tagen Nachreife –gegessen, das Wurzelherz lagert man über den Winter trocken und frostfrei im Keller (wie Dahlien) und setzt sie im Frühjahr wieder in die Erde.
„Die sind uns im Winter wohl vertrocknet.“ Im Gewächshaus der Gartenakademie haben einige Yakon-Töpfe nicht ausgetrieben. Dass so etwas auch Profis passiert, ist tröstlich und wichtig – denn auch diese lernen aus Erfahrung. „Ein feuchter Erdkeller wäre zum Überwintern der Wurzeln perfekt“, vermutet die gelernte und studierte Gartenfachfrau Scheu-Helgert. Weil sie diesen aber nicht hat, wird sie im nächsten Winter die Wurzeln ab und zu mal mit Wasser einsprühen.
Topinambur ist winterhart und wuchert
Winterhart ist dagegen die Dritte: Topinambur ist eine mehrjährige Staude, die unsere Winter problemlos übersteht. Auch ansonsten ist die Sonnenblumenart unkompliziert. Im Herbst oder Frühjahr, bis etwa Mitte Mai, legt man ihre Wurzeln direkt in die Erde und im Sommer wachsen bis zu drei Meter lange Stengel mit leuchtend gelben Blüten daraus. „Besondere Pflege brauchen sie nicht“, weiß Scheu-Helgert von den Helianthus tuberosus, die in ihrem Garten wachsen. Auch das Ernten ist praktisch: Im Herbst sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab und dann kann man den ganzen Winter über Knollen ernten. Denn die „Erdartischocken“ schmecken nur frisch, nach 14 Tagen lässt ihr Aroma nach.
„Ich grabe die Wurzeln im Februar oder März komplett aus und lege sie wieder dahin, wo ich sie haben will“, erzählt Scheu-Helgert. Denn wenn man die leuchtend gelb blühende Sonnenblumenart einfach wachsen lässt, werden ihre Wurzeln immer kleiner und wuchern in andere Beete oder Gartenareale hinein. Günstig ist deshalb ein sandiger Boden, sagt die Gärtnerin. „Da kann man ausstechen“, wenn sie sich ausbreiten.
Tipps zu Süßkartoffel, Topinambur und Yakon
Alle drei sind durchaus auch für Anfänger geeignet: Sind sie gepflanzt, brauchen sie nicht mehr viel Pflege. Auch ihr Wasserbedarf ist nicht sehr hoch. Ein weiterer Vorteil: Die Ernte hält sich. Alle drei brauchen einen sonnigen Platz und können auch in Kübel gepflanzt werden.
Zum Bezug: Süßkartoffelpflänzchen gibt es bei Gärtnern und Gartencentern. Topinambur- und Yakonwurzeln oder -pflanzen sind seltener zu finden, man kann sie im Internet bestellen. Die Süßkartoffel wird bei uns einjährig kultiviert. Sie darf erst Ende Mai ins Freie und wird groß: Bis zu drei Meter lange Triebe. Essen kann man ab Juli auch die Blätter. Sie werden wie Spinat zubereitet. Man sollte nicht zu viele ernten, denn bis September wachsen noch die Knollen. Ihr Geschmack erinnert an Maronen und Kürbis.
Yakon ist nicht winterhart. Ihre Wurzeln werden im Herbst ausgegraben, trocken und frostfrei gelagert (wie Dahlien) und im Frühjahr in Töpfen vorgezogen. Nach den Eisheiligen kommen die Pflanzen in einem Abstand von einem Meter in lockere Erde. Sie wachsen etwa zwei Meter hoch mit großen Blättern und kleinen Blüten. Im Herbst werden die Wurzeln ausgegraben und die Speicherknollen geerntet. Weil diese nach Melone und Birne schmecken, nennt man sie auch „unterirdisch wachsendes Obst.“ Man kann sie roh in Obstsalate schnippeln, als Gemüse kochen, in Scheiben braten oder frittieren.
Topinambur ist eine mehrjährige, winterharte Staude, die bis zu drei Metern hoch wird. Ihre leuchtend gelben Blüten ähneln denen von Sonnenblumen. Der Standort sollte sonnig sein, der Boden wenig humos und leicht sandig. Geerntet werden die Knollen ab Herbst den ganzen Winter über, solange der Boden nicht gefriert. Ihr Inneres ist weiß, schmeckt nach Nüssen und Artischocken und kann mit oder ohne Schale verwendet werden.
Buchtipp: Marianne Scheu-Helgert, Süßkartoffeln: selbst anbauen und genießen (Kosmos Verlag), 7,99 Euro gam