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WÜRZBURG
Stürtz-Mitarbeiter demonstrieren
Inthronisierung des Prinzenpars der KaGe Elferrat       -  Etwa 30 Demonstranten wollten mit einem Marsch auf die Insolvenz der Firma Stürtz aufmerksam machen.
Foto: D. Peter | Etwa 30 Demonstranten wollten mit einem Marsch auf die Insolvenz der Firma Stürtz aufmerksam machen.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 16.11.2016 03:30 Uhr

Eigentlich sollten bis zu 200 ehemalige Stürtz-Beschäftigte am Freitag bei einer Demonstration durch die Würzburger Innenstadt ihrem Unmut über das endgültige Aus der Traditionsdruckerei Luft machen – das hatte die Gewerkschaft ver.di im Vorfeld zumindest angekündigt. Dass es nur knapp 30 Demonstranten wurden, lag wohl am Dauerregen und den kalten Temperaturen.

Sie zogen in der Mittagszeit mit großen Trauben schwarzer Luftballons vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt zum Platz am Vierröhrenbrunnen und machten mit Trillerpfeifen auf sich aufmerksam. Die Ballons waren dazu gedacht, sie am Ende der Kundgebung vor dem Rathaus steigen und dadurch „die Wut und Enttäuschung los zu lassen“, betonte Bernd Bauer, Fachbereichssekretär Medien im ver.di-Bezirk Würzburg-Aschaffenburg.

Nach der dritten Insolvenz innerhalb weniger Jahre war die 1830 gegründete ehemalige Würzburger Universitätsdruckerei Ende September endgültig am Ende, laut Bauer haben 264 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Schuld daran trage der Münchner Finanzinvestor Solvesta AG, der Stürtz im Frühjahr aufgekauft hat. Bauer und DGB-Sekretär Norbert Zirnsak bezeichneten die Aktiengesellschaft als „Heuschrecke und Finanzhai“.

Solvesta habe von Anfang an nichts anderes geplant, „als Stürtz innerhalb von wenigen Monaten auf ganz schmutzige Art und Weise zuzumachen“, so Bauer, der das Vorgehen auch „kriminell“ nannte.

Solvesta habe seinen Aktionären bereits am 13. September mitgeteilt, dass das operative Geschäft der Stürtz GmbH eingestellt wird – einen Tag vor den Beschäftigten und auch vor dem ersten Verhandlungstermin mit Vertretern von ver.di. Trotzdem habe der Investor der Gewerkschaft öffentlich vorgeworfen, sich Verhandlungen über die Zukunft des Unternehmens zu verweigern.

In den letzten Jahren gab es mehrere Versuche, die Druckerei Stürtz zu retten. Unter anderem haben die Beschäftigten auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet und dadurch nach Berechnung der Gewerkschaft rund acht Millionen Euro pro Jahr eingespart. Nach der Insolvenz habe die Solvesta AG nichts Besseres zu tun gehabt, als die Aktionäre über den Gewinn aus dem Geschäft zu informieren – der Maschinenpark der Druckerei wurde bereits verkauft. „Auch das Gebäude werden sie gewinnbringend veräußern. Sie haben dafür gesorgt, dass die Aktionäre mit Gewinn aus dem Ganzen herausgehen“, sagte Bauer. Die Beschäftigten, die laut Bauer teilweise noch fünfstellige Summen zu bekommen haben, werden dagegen leer ausgehen.

„Das Ganze war gesteuert. So etwas werden wir in Zukunft bei anderen Firmen nicht mehr mitmachen“, betonte Bauer. Auch Norbert Zirnsak kritisierte die „von Profit getriebene Entscheidung, Stürtz den Saft abzudrehen“. Die Demonstration sei auch ein Protest gegen eine Politik „die es möglich macht, dass Finanzinvestoren Betriebe ausschließlich mit dem Ziel kaufen, um sie profitabel zu zerschlagen“. Der DGB-Vertreter kritisierte auch die städtischen Volksvertreter: „In den letzten Monaten hat sich niemand aus der Würzburger Stadtpolitik schützend und solidarisch vor die Stürtz-Belegschaft gestellt.“

 
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