Mit alternativen Methoden zur Wärmeerzeugung hat Bürgermeister Heinz Koch bereits gute Erfahrungen gemacht: Die Erdwärmeversorgung der Dreifachturnhalle bewähre sich, sagt Koch. Rund 480 Euro fallen an Kosten für die Stadt pro Monat an – „fast geschenkt“, sagt Koch. Und auch für die neue Wohnanlage und das Seniorenheim am Kapellenberg plant die Stadt etwas Neues: ein Blockheizkraftwerk, das sowohl Strom als auch Wärme produziert.
Möglichkeiten, die neue Siedlung zu beheizen, gibt es viele. Fünf Varianten mit mehreren Unterpunkten stellte das mit Ingenieurbüro Rosel aus Reichenberg vor. Sie reichten von der dezentralen Wärmeerzeugung für jede einzelne Wohnung über Wärmepumpen bis hin zur Ergänzung durch thermische Solaranlagen. Das Rennen machte jedoch die zentrale Kraft-Wärme-Kopplung mit Spitzenlastwärmeerzeuger – sprich: ein mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW), das auch einen möglichen zweiten Bauabschnitt versorgen kann.
Zum Bau und Betrieb der Wärmeversorgung hat sich die Stadt für einen so genannten Contracting-Vertrag mit der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) entschieden. Voraussetzung ist, dass die Stadt Eibelstadt das Gebäude für das Blockheizkraftwerk sowie die Wärmeleitungen bis zu den Häusern baut und während der Vertragslaufzeit zur Verfügung stellt. Das „Innenleben“, also die drei Module des BHKW und den Gasbrennwertkessel zur Spitzenlastabdeckung liefert die WVV, von der auch das Gas bezogen wird.
Der Vertrag läuft zunächst 15 Jahre. Das Kommunalunternehmen des Landkreises (KU), das das benachbarte Pflegeheim betreibt, ist mit an Bord, hat aber einen eigenen Vertrag mit der WVV. Lediglich das nahe gelegene Hotel wird separat mit einem normalen Brennwertkessel beheizt, da es bereits in Betrieb ist.
Das BHKW erzeugt primär Strom. Der wird in der Wohnanlage und im Pflegeheim auch gleich verbraucht. „Dadurch sparen wir die Stromsteuer“, sagt Heinz Koch. Zu viel produzierter Strom wird über die Trafostation ins Netz eingespeist. Dafür gibt es eine Vergütung. Die im BHKW entstehende Wärme ist eigentlich nur ein Abfallprodukt der Stromerzeugung. Mit ihr wird die Siedlung beheizt. Ein Wärmetauscher ermöglicht außerdem die Bereitung von Warmwasser in den Wohnungen.
Vertragslaufzeit
Die auf 15 Jahre begrenzte Vertragslaufzeit hat Bürgermeister Koch zufolge den Vorteil großer Flexibilität. Sollten sich danach neue Möglichkeiten der Energieerzeugung etablieren, könnte die Stadt auf diese Möglichkeiten, etwa Biogas, Biomasse oder sogar Wasserstoff, umstellen.
Wenn die Wohnungen fertig sind, wird jeder Eigentümer für die Wärmeversorgung einen eigenen Vertrag mit der WVV abschließen. Viel Geld könne dadurch gespart werden, sagt Heinz Koch. Die WVV hat Berechnungen für eine 108 Quadratmeter große „Musterwohnung“ angestellt. Demnach sind für Heizung, Warmwasser und Strom mit der Contracting-Variante rund 1200 Euro pro Jahr zu zahlen. Würden hingegen Strom und Gas einzeln bezogen, käme Kosten von etwa 1800 Euro im Jahr zustande.
Die Erschließungskosten, die einschließlich der Planungskosten und des Anteils für das Pflegeheim knapp 200 000 Euro betragen, trägt die Stadt. Sie setzen sich zusammen aus den Kosten für den Bau der Heizzentrale und die Errichtung des Nahwärmenetzes.
Contracting
Die Idee: Contracting (von engl. contract = Vertrag, Geschäft) geht laut Online-Lexikon Wikipedia auf den Erfinder James Watt zurück, der seinen Kunden die Überlassung einer Dampfmaschine gegen eine Beteiligung an der Betriebskostenersparnis anbot.
Inhaltlich ist der Contracting-Vertrag eine Dienstleistung. Die Investitionen für den Bau der Anlage sowie die Wartung übernimmt dabei der Contractor, meist ein Energielieferant. Der Kunde oder Contractingnehmer verpflichtet sich im Gegenzug, für eine relativ lange Vertragsdauer (fünf bis 25 Jahre), vom Contractor Energie abzunehmen.
Die WVV bietet Contracting seit 2005 insbesondere im kommunalen Bereich und im Bereich der Wohnungswirtschaft an. Das Unternehmen profitiert bei dieser Dienstleistung vor allem von der langfristigen Kundenbeziehung. Der Kunde seinerseits profitiert von der Instandhaltung und Wartung der Anlage durch die WVV und von deren Know-How.
Der Wärmepreis setzt sich beim Contracting aus zwei Komponenten zusammen: dem Leistungspreis, der über die Laufzeit fix bleibt und mit dem die Investitionen in die Anlagen hereingeholt werden; und dem Arbeitspreis für die eigentliche Wärme, der variabel ist und sich am Markt orientiert.
Nach Vertragsablauf wird im Allgemeinen neu verhandelt. Die Anlage bleibt bis dahin im Eigentum der WVV.