Künstler, Kunsthandwerker und Architekten schlossen sich kurz nach dem Ersten Weltkrieg zur Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens zusammen. Ähnlich gleichberechtigt fasste das Bauhaus zur selben Zeit die Gewerke auf. Der Jugendstil der Jahrhundertwende hatte das auch so gesehen. Und bis heute bleibt die VKU in ihrem Ausstellungssaal Spitäle dieser Idee treu: erstens indem sie Goldschmiedinnen und Töpfer in ihre Reihen aufnimmt, zweitens durch die jährliche Ausstellung HandArt, die fürs kommende Wochenende (28. und 29. Oktober) 13 Kunsthandwerkende in ihre Galerie an der Alten Mainbrücke einlud.
Die Spitäle-Geschäftsstellenleiterin Martha Schubert-Schmidt bedauert, dass Kunsthandwerk vielfach "mit laienhaftem Basteln in der Freizeit" gleichgesetzt werde. Von Laien könne hier keine Rede sein. Die Produzenten hätten meist eine handwerkliche Ausbildung genossen als Schreiner, Weber, Töpfer und natürlich Goldschmied. Viele verfeinern ihr Können dann mit einer akademischen Weiterbildung, etwa an der Kunstakademie Nürnberg oder an der Kunsthochschule Halle Schloss Giebichenstein. Außerdem böten die Handwerkskammern die vertiefende Ausbildung "Gestalter im Handwerk" an; für Bayern richtet das die Nürnberger Werkbund-Werkstatt aus.
Idealismus und Durchhaltevermögen
Reich werden die derart Geschulten selten. Viel "Idealismus und großes Durchhaltevermögen" bräuchten Kunsthandwerker, sagt Schubert-Schmidt; man könnte ergänzen: Auch das verbindet die Angewandten mit den freien Künstlern. Dass die ersteren trotzdem ein schlechteres Renommee haben, liegt für die Spitäle-Leiterin an Industrialisierung und Globalisierung: "Die Massenproduktion in Billiglohnländern macht gute Gestaltung für jedermann erschwinglich – das ist die gute Seite. Der Nachteil ist eine globale Vereinheitlichung des Stils und ein verzerrtes Bild von Wert und Preis von kunsthandwerklichen Produkten." Außerdem fehle es an gutem Werkunterricht in den Schulen, der das Verständnis für Handgemachtes immens fördere.
Das kann aber auch die "HandArt 23… made in Würzburg", an der acht VKU-Mitglieder und fünf externe Gäste teilnehmen. Die Exponate haben für Martha Schubert-Schmidt dreierlei miteinander gemein: Es sind individuelle Fertigungen, oft Unikate; sie sind mit selten gewordenen, teils ganz unbekannten Techniken hergestellt; und ihre Macher arbeiten weitgehend "im Verborgenen, in kleinen Orten auf dem Land".
Auch Schmuckwerkstätten und Goldschmiede sind vertreten
So befindet sich unter den vier Schmuckwerkstätten die für Strohmarketerie von Mélanie Richet, die in diesem Jahr schon in der Neumitglieds-Ausstellung im Spitäle zu entdecken war. Klassische Goldschmiede sind Markus Engert (Würzburg), Ulrich Jung (Thüngersheim) und Daphne Spiegel (Hanau). Neu ist die Präsenz von Porzellanmalerei (Annette Heller), womit die HandArt zu Gefäßen höchst verschiedener Art übergeht: klassische Keramik von der Sommerhäuserin Heidrun Trupe, Holzschalen von Klaus Kirchner und, Überraschung, Ulrike Hartrumpf, deren Filzarbeiten genau wie japanisch gebranntes Steingut aussehen. Die zwei Modeschöpferinnen Katharina Schwerd und Anne Boenisch ergänzen sich: die eine schneidert Kleidung, die andere schafft Accessoires dazu. Und noch zwei Besonderheiten: die Wachsmalerei namens Enkaustik, vertreten durch Beate Bank und Heide Eggermann, sowie die Marktheidenfelder Spessartmanufaktur; diese Website vertritt Kunsthandwerkerinnen aus dem Spessart im Netz. Bei der HandArt stellen sie ihre Produkte im wirklichen Raum aus.
Eröffnung der Ausstellung im Spitäle an der Alten Mainbrücke ist am Freitag, 27. Oktober, um 19 Uhr, geöffnet am Samstag von 11 bis 19 und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.