Am 10. November, 85 Jahre nach der Pogromnacht wurden in Höchberg in der Sonnemannstraße von Gunter Demnig zwei Stolpersteine für Raphael und Theresia Kurzmann, Opfer des Nationalsozialismus, verlegt. Raphael Kurzmann wurde am 30.7.1886 in Heidingsfeld geboren. Nach der Volksschule machte er eine Lehre als Buchbinder. Er gab den Beruf jedoch nach rund fünf Jahren aus Gesundheitsgründen auf. 1912 heiratete er Theresia Hüchberger aus Hüttenheim. 1932 zog das kinderlose Paar nach Höchberg. Ab 1939 leistete Raphael Kurzmann Zwangsarbeit bei der Reichsbahn. Am 26. Oktober 1939 wurde er, trotz seines schlechten Gesundheitszustandes in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. Das Gutachten des Amtsarztes des Gesundheitsamts Würzburg besagte, Raphael Kurzmann sei arbeits-, haft- und schutzhaftunfähig, ein zweites Gutachten des Luitpold-Krankenhauses bescheinigte ihm, er sei ein Simulant und schutzhaftfähig. Am 9. November 1939 erreichte er nach zwei Wochen Eisenbahnfahrt und Fußmarsch das KZ Sachsenhausen. Dort starb er dann am 17.11.1939, nur acht Tage nach seiner Inhaftierung. Theresia musste nach der Ermordung ihres Ehemannes in das jüdische Altersheim in Würzburg umziehen. Sie wurde am 27. November 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert und im Raum Riga ermordet.
Die Klasse 10a der Mittelschule Höchberg hatte die Stolpersteinverlegung im Vorfeld intensiv vorbereitet. Die Schüler besuchten gemeinsam mit ihrer Lehrerin Alexandra Mader eine Ausstellung an der Realschule und setzten sich im Anschluss daran mit dem Leben der Juden in Höchberg zur Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Besonders beeindruckend war es für die Schüler, als Judith Orschler, Gemeindearchiv Höchberg, ihnen vor Ort das Geschehen der Pogromnacht und das Schicksal der beiden mittels Aktenstudium näherbrachte. Am Tag der Stolpersteinverlegung, umrahmten die Schüler diese kleine würdevolle Gedenkfeier mit kurzen Texten, die zum Nachdenken anregen sollten. Gerade in der jetzigen Zeit ist es wichtig, der Menschen zu gedenken, die hier wohnten und unschuldig Opfer des Nationalsozialismus wurden, damit niemand in Vergessenheit gerät.
Von: Alexandra Mader (Lehrerin, Mittelschule Höchberg)