zurück
Würzburg
Stolperstein erinnert an NS-Opfer mit geistiger Behinderung
In der Kettengasse 16 haben Selbstvertretung, Personalrat, Institutsleitung und Vorstand der Blindeninstitutsstiftung zusammen mit Mitgliedern der Würzburger Stolpersteine an das NS-Opfer Georg König erinnert.
Foto: Thomas Kandert | In der Kettengasse 16 haben Selbstvertretung, Personalrat, Institutsleitung und Vorstand der Blindeninstitutsstiftung zusammen mit Mitgliedern der Würzburger Stolpersteine an das NS-Opfer Georg König erinnert.
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 21.04.2024 02:36 Uhr

Seit 17. April erinnern elf weitere Stolpersteine in Würzburg an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Blindeninstitutsstiftung übernahm die Patenschaft für den Stein von Georg König in der Kettengasse 16. Der Jugendliche wurde wegen seiner geistigen Behinderung im Rahmen der Aktion T4 im Jahr 1941 in Hartheim getötet. Er wurde nur 17 Jahre alt.

"Die Gleichgültigkeit und die Grausamkeit, mit der die Nationalsozialisten Menschen wie Georg König ermordet haben, machen einen sprachlos, fassungslos, wütend", sagte Stiftungsvorstand Dr. Marco Bambach bei der feierlichen Verlegung des Stolpersteins. Die meisten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen im Blindeninstitut Würzburg seien nicht nur blind oder sehbehindert, sondern hätten zudem eine komplexe Behinderung. Viele von ihnen könnten wie Georg König nicht sprechen und nur mithilfe von Gebärden, Gesten oder elektronischen Hilfsmitteln kommunizieren. Auch deshalb habe die Stiftung gerne die Patenschaft für den Stolperstein übernommen.

Der Gesamtpersonalratsvorsitzende Stefan Lindt skizzierte den kurzen Lebensweg von Georg König: Weil er erst mit drei Jahren zu laufen lernt, aber weiterhin nicht sprechen kann, kommt er in die Heil- und Pflegeanstalt Haar bei München. Nach einer Hirnhautentzündung wird er in eine sogenannte "Schwachsinnigen-Anstalt" verlegt.

Als Georg 17 Jahre alt ist, besiegelt ein einseitiger Meldebogen sein Schicksal: Er sei "zu keiner Beschäftigung zu gebrauchen". Bereits 1939 hatte Adolf Hitler die sogenannte Aktion T4 gestartet: den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit Krankheit und Behinderungen. Auch Georg König wird am 21. Januar 1941 in der oberösterreichischen Tötungsanstalt Hartheim mit Gas ermordet.

Die rund 40 Gäste legten anschließend weiße Rosen am Stolperstein nieder. Begleitet wurden sie dabei musikalisch von Steffen Seubert und Jeremias Schuler mit dem Lied "Welche Farbe". Mit einem Gedicht mahnte Werkstattrat Harald Bischoff zur Wachsamkeit: "Nennt Schuld als das, was sie war, nennt Entmenschlichung beim Namen. Damit die Gewalt an Macht verliert, den Opfern Anerkennung, Gerechtigkeit zuteil wird. Habt Mut: Erinnert Euch".

Von: Thomas Kandert (Stiftungskommunikation, Blindeninstitutsstiftung)

Einer von elf neuen Stolpersteinen in Würzburg: Georg König wurde wegen seiner geistigen Behinderung mit 17 Jahren im Rahmen der Aktion T4 von den Nationalsozialisten ermordet.
Foto: Thomas Kandert | Einer von elf neuen Stolpersteinen in Würzburg: Georg König wurde wegen seiner geistigen Behinderung mit 17 Jahren im Rahmen der Aktion T4 von den Nationalsozialisten ermordet.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Pressemitteilung
Adolf Hitler
Blindeninstitutsstiftung Würzburg
Massenmord
Mord
NS-Opfer
Nationalsozialisten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top