
War da was? Eine Pandemie, der zwei Jahre in Folge die Faschingssaison zum Opfer fiel? Mit dem Sessionsmotto "Wir sind wir da, Helau und Hurra" ließ die RoKaGe keinen Zweifel daran, dass die Fasenachter sich von den früheren Trainings- und Auftrittsverboten nicht den Spaß verderben lassen wollen.
Die Akteure trafen dabei auf ein Publikum, das sich seinerseits nicht lange bitten ließ und schunkelnd, klatschend oder mit den Füßen stampfend dem viereinhalbstündigen Programm folgte. Die TSV-Halle war wieder bis auf den letzten Platz besetzt. Ganz als hätte es die Zwangspause nie gegeben.
Alle hatten "richtig Bock" darauf
"Alle hatten richtig Bock drauf", erzählte Sitzungspräsident Dirk Herrlein noch etwas außer Puste kurz nach der Sitzung. Er gestand jedoch auch, dass es den Fasenachtern vor allem im zweiten Pandemie-Jahr schwergefallen sei, die Akteure bei der Stange zu halten. Mit Ramona und Sandra Körner hatten ausgerechnet zwei der erfahrensten Trainerinnen schon 2021 ihr Amt aufgegeben.
Mit einem Jahr Verspätung ehrte sie nun Zweiter Gesellschaftspräsident Horst Keupp im Namen des Fastnacht-Verbandes Franken mit dem Verdienstorden, der Vorstufe des Tills. Eine außergewöhnliche Ehrung erhielt zudem Mutter Maria: den Verdienstorden in Silber des Bundes Deutscher Karneval, zumindest der offiziellen Hierarchie nach noch über dem fränkischen Till.

Sitzungspräsident Herrlein wechselte sich in der Moderation mit "Stellvertreterin" Alicia, der früheren Faschingsprinzessin Alicia I. ab. Beiden genügten kleine Kniffe, um Stimmung in den Saal zu tragen und das Publikum aktiv einzubinden. Egal ob Schunkelrunden, das dreistufige Zünden von Stimmungsraketen oder ein neuer "Schlachtruf", em "Buschklopfer", der in "bierseliger Runde" entstanden sei, das Publikum war dabei.
Die Garden sind traditionell eine der großen Stärken
Für Stimmung sorgten auch die tänzerischen Darbietungen der Garden – traditionell eine der großen Stärken der Rottendorfer Fasenacht. Es tanzten Kinder von etwa vier Jahren bis hin zu erfahrenen Tänzerinnen und Tänzern oder Tanzmariechen Regina Kaim. Höhepunkt war der Auftritt der Prinzengarde der Hoheiten Tobias I. und Prinzessin Celina I., die mit bis zu 22 Tänzern die Geschichte des Tanzes vorstellten.
Gewohnt schwungvoll zeigten sich die Kehlberg Singers mit Gitarrist Peter Grethler, die mit Vorliebe die Schlüpfrigkeit bekannter Schlager auskosten. Auch den Sketchen der Rapunzler war breiter Beifall sicher. Ihr Lieblingsthema: übertriebene politische Korrektheit. Egal ob beim Indianerspielen im Kindergarten, als politisierendes Rentner-Quartett oder auf dem Operationstisch mit solarbetriebenem Defibrillator - die Pointen saßen.
Doch nicht nur Faschingsnarren benötigen die Fasenacht: auch die Politik. Bürgermeister Roland Schmitt kam sogar gleich zweimal eine Hauptrolle auf der Bühne zu. Eher glimpflich kam er davon, als ihn Dirk Herrlein als "Fasenachtsweihnachtsmann" auf der Bühne beschenkte. Bei Andi Stange aus Trennfeld, weithin berüchtigt für seine Auftritte in der Bütt, als Gitarre spielender "Indianer-Sternchen-innen"-Häuptling ging es dagegen ums Ganze. Mit den Worten "Ich brauche einen guten Schauspieler" lockte er das Ortsoberhaupt auf die Bühne, um ihm dort zu erklären, dass er nun "den Schmerz verkörpern" solle, "den nur Männer spüren". So viel sei verraten, es ging nicht um den Schnupfen.