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ALTERTHEIM/FULDA
Sternegastronomie darf's schon sein
Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 20.07.2011 18:33 Uhr

Zigeunerschnitzel mit Pommes und Salat kommt in den Zukunftsplänen von Cornelia Hemrich nicht vor. Die junge Köchin will kulinarisch ganz woanders hin: „Sternegastronomie darf's schon sein“, verrät die 26-Jährige aus Altertheim, die vor kurzem in Fulda ihre Ausbildung zur Köchin abgeschlossen hat. Nun hat sie einen Arbeitsvertrag beim „Tigerpalast“ in Frankfurt unterschrieben. Das Restaurant hat einen Michelin-Stern. Bei der IHK-Abschlussfeier erhielt Cornelia Hemrich außerdem eine Urkunde und einen Pokal als Prüfungbeste der gesamten Gastronomieberufe.

Vor ein paar Jahren war die Unterfränkin ihrem Freund Stefan Fischer in dessen hessische Heimat gefolgt, wo die beiden eine Gaststätte für Rhöner Spezialitäten eröffneten – den „Apfelgrips“. Fischer ist übrigens der Mann, der sich von seiner Freundin ein Ferkel schenken ließ, es „Finn die Sau“ taufte und ihm eine eigene Homepage widmete. Finn ist inzwischen verspeist, Cornelia Hemrich und Stefan Fischer aber sind noch immer zusammen. Im September wird Hochzeit gefeiert.

Die durfte der Bräutigam bisher weitgehend alleine vorbereiten, denn Cornelia Hemrich ist auf dem Weg zur Spitzenköchin schwer beschäftigt. Im Frühjahr nahm sie am Rewe Deutschland Pokal teil, der als der wichtigste nationale Wettbewerb für Nachwuchsköche gilt. Ein ganzes Jahr lang hatte sich Cornelia Hemrich darauf vorbereitet – nur um dann den dritten Platz um einen einzigen Punkt zu verpassen. Das wurmt die junge Köchin gewaltig, denn die drei Erstplatzierten gewannen ein Praktikum an der Johnson & Wales University in den USA, die unter anderem „kulinarische Künste“ lehrt.

Engagement gezeigt

Trotzdem war der Aufwand nicht umsonst. Wer an diesem Wettbewerb teilnimmt, zeigt künftigen Arbeitgebern sein Engagement. Bei Cornelia Hemrich war das ein Ziel: Sie will in gehobenen Restaurants köstliches Essen kochen. Deshalb hatte sie als Ausbildungsbetrieb den „Goldenen Karpfen“ in Fulda gewählt, den sie für das gehobenste Restaurant in der Stadt hält. Kochen konnte die Altertheimerin schon zuvor, wie die Gäste des mittlerweile geschlossenen „Rhöner Apfelgrips“ bestätigen werden.

Doch unterscheidet sich die Hausfrauenkulinaristik vom professionellen Kochen ganz erheblich. „Manche Dinge lernt man einfach nur in der Ausbildung“, erzählt die Köchin. Das fängt beim richtigen Messer an und hört mit dem Knochenrösten für raffinierte Soßen noch lange nicht auf. Koch ist ein anstrengender Beruf. Nicht viele Frauen wählen ihn, aber Cornelia Hemrich fühlt sich den Anforderungen gewachsen.

Für den Rewe Deutschland Pokal hat die 26-Jährige eine ganze Mappe angelegt, denn dem eigentlichen Zubereitungsvorgang geht jede Menge Organisation voraus. Bevor sich Cornelia Hemrich auf ihre Variation von Bachforelle und Bachsaibling stürzen durfte, musste sie eine Liste der Zutaten einreichen. Aufs Gramm genau war zu dokumentieren, wie viel von was benötigt wird und was alles kostet – bis auf den letzten Cent. Ein ganzes Jahr lang feilte Cornelia Hemrich an ihrem Rezept. Verwirklichte Einfälle und verwarf sie wieder, probierte Neues und verbesserte. So lange, bis sie mit ihrer Kreation zufrieden war.

Knapper Zeitrahmen

Und dann hieß es kochen. In der Berufsschule in Mainz traten die 19 Teilnehmer an. Wachsame Augen verfolgen jeden Arbeitsschritt bei so einem Wettbewerb, der auch noch einen knappen Zeitrahmen vorgibt. „Es schaut ständig einer zu“, erinnert sich die Köchin. Jeder Handgriff wird bewertet: die Aufbewahrung der Fische, was in den Mülleimer wandert, wie die Zutaten gelagert werden.

Einen Teller bereiteten die Jungköche für die Jury vor, die alles verkostete. Und eine Schauplatte wurde für die Abendveranstaltung dekoriert und chemisiert, das heißt, mit Aspik überzogen. Die Fisch-Kreation sollte ja nicht austrocknen, bis sie im Kursaal in Wiesbaden vor 600 geladenen Gästen ausgestellt wurde. Ihren vierten Platz hat Cornelia Hemrich längst verwunden. Ab Oktober wartet der „Tigerpalast“ mit seinen Herausforderungen.

Dass die Unterfranken irgendwann in den Genuss ihrer Kochkünste kommen werden, hält die 26-Jährige für unwahrscheinlich: „In der nächsten Zeit möchte ich in der Gastronomie herumkommen und dann in Fulda sesshaft werden.“

 
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