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Würzburg
Stellungnahme: Ist Muschelkalk ein Luxusgut?
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 11.07.2021 02:16 Uhr

In dem Bericht über den Informations-Rundgang der Bürgerinitiative durch den historischen Steinbruch sowie die angrenzenden Flächen des neu geplanten Steinbruchs in Lindelbach wird Michael Jäger mit nachstehenden Worten zitiert: "Muschelkalk brauchen wir nicht unbedingt. Er ist ein Luxusgut und auch gefragt, weil er billiger ist als Beton."

In Deutschland wurden laut statistischem Bundesamt im Jahr 2020 insgesamt 18 363 695 Tonnen Betonpflastersteine und nur lediglich 95 748 Tonnen Pflastersteine aus Naturstein produziert, wobei hier alle Natursteinsorten, also Granit, Basalt, Sandstein, Kalkstein usw. zusammengefasst sind, schreibt Reiner Krug, Geschäftsführer des Deutschen Natursteinwerk-Verbands. 718 506 Tonnen Pflastersteine aus Naturstein seien im Jahr 2002 importiert worden, überwiegend aus China.

"Beton bestehen aus einem Gemisch aus Kies oder Schotter, Sand, Zement und Wasser. Kies, Schotter und Sand müssen wie der Muschelkalk in einem Steinbruch oder Abgrabungen gewonnen werden und fallen nicht einfach vom Himmel. Für die Herstellung von Zement sind ebenfalls Steinbrüche erforderlich, in denen der Kalkstein als Rohstoff gewonnen wird. Dieser muss dann bei hohen Temperaturen mit enormen Energieaufwand gebrannt werden, wobei das im Kalkstein gebundene CO2 entweicht und zur ungewollten Erderwärmung beiträgt. Dann wir noch frisches Trinkwasser zum Abbinden des Betons benötigt", schreibt Krug in der Stellungnahme weiter.

"Der Muschelkalk ist natürlich entstanden und hierfür wurde keine Energie benötigt. Die Ökobilanz von Pflastersteinen aus Muschelkalk ist bedeutend günstiger als die von Betonsteinpflaster. Das Globales Erwärmungspotential GWP einer Fläche von 100 Quadrstmetern, die mit Pflastersteinen aus Naturstein belegt ist, wird in einer Ökobilanzstudie des DNV für einem Nutzungszeitraum von 100 Jahren lediglich mit 2950 Kilogramm CO2-Äqv angegeben. Bei der Verwendung von Betonsteinpflaster werden 13 920 Kilogramm CO2-Äqv. freigesetzt, also mehr als das Vierfache", schreibt der Geschäftsführer des Deutschen Natursteinwerk-Verbands.

Weiterhin werde darauf hingewiesen, dass im historischen Steinbruchgelände seltene, stark gefährdete Arten wie Kammmolch, Gelbbauchunke und Kreuzkröte leben würden. Diese können hier nur wegen der Steinbrüche leben, die besondere Lebensräume bieten. "Landwirtschaftlich genutzte Flächen bieten diesen gefährdeten Arten, wie auch vielen seltenen Pflanzen, keinen Lebensraum", so Reiner Krug.

"Wenn Roland Hoster der Meinung ist, dass „Steinbrüche aus der Zeit gefallen, nicht mehr zeitgemäß sind“ dann vergisst er leider, dass alle mineralischen Rohstoffe aus Steinbrüchen oder Abgrabungen stammen, also der Ton für Ziegel und Mauerstein, der Sand für das Glas, der Kies, Schotter und Sand für den Beton usw.", heißt es weiter in der Stellungnahme.

Geschäftsführer Krug schreibt weiter: "Wenn wir nicht mehr die Rohstoffe unserer Welt nutzen wollen, müssen wir alle mineralischen Rohstoffe vom Mond oder vom Mars holen. Die hierfür anfallenden Transportkosten würden die Baukosten der Wohnhäuser, Straßen, Brücken, Denkmäler usw. sicherlich erheblich steigern.

Naturwerksteine haben den enormen Vorteil, dass diese für die Verwendung im Bauwesen bereits von der Natur brauchbar zur Verfügung gestellt werden und keine aufwendigen Fertigungs- und Brennprozesse notwendig sind.

Wenn wir nicht auf den nackten Boden ohne ein Dach über dem Kopf unter freiem Himmel leben und schlafen wollen, benötigen wir Steinbrüche. Rechnerisch benötigt jeder Bürger in Deutschland ca. ein Kilo Naturstein pro Stunde."

Die Alternative zu den heimischen Steinbrüchen sei der Import von Naturstein und anderen mineralischen Rohstoffen aus dem Ausland, insbesondere aus asiatischen Ländern, in denen Natursteine oftmals unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen gewonnen und dann mit Schiffen und Lkw rund um die Welt transportiert werden. Dies sei für die besorgten Lindelbacher Bürger vielleicht angenehmer, für die Ökobilanz und die ungewollte globale Erderwärmung jedoch verheerend, schreibt der Geschäftsführer des Deutschen Naturwerkstein-Verbands abschließend.

 
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