zurück
Würzburg
Stellplätze nach Augenmaß: Parkplatzsuche mit Tradition
Eigentlich war es eine Möbelschreinerei. Warum aus dem Haus in der Haugerpfarrgasse dann ein Parkhaus wurde, können die Töchter von Klaus Ostberg nur vermuten.
Das Parkhaus in der Haugerpfarrgasse, schräg gegenüber von Stift Haug, wurde am 1. Mai 1960, also vor 60 Jahren, eröffnet.
Foto: Patty Varasano | Das Parkhaus in der Haugerpfarrgasse, schräg gegenüber von Stift Haug, wurde am 1. Mai 1960, also vor 60 Jahren, eröffnet.
Marius Flegler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:23 Uhr

Im großen Parkhaus am Haugerkirchplatz, das inzwischen von Petra Maidt und ihrer Schwester Andrea Iff-Kamm in zweiter Generation geführt wird, sind die beiden schon aufgewachsen. Nicht erst seit seinem 60. Geburtstag am 1. Mai ist es das älteste Parkhaus der Stadt.

Bei seinem Bau 1960 wurde es mit einem Penthouse auf dem Dach versehen

Bei seinem Bau 1960 wurde es mit einem Penthouse auf dem Dach versehen. Hier lebte und arbeitete die Familie von Klaus Ostberg, dem Vater der beiden Schwestern. Bevor er gemeinsam mit seiner Frau Hedy das Gebäude zu einem Parkhaus umfunktionierte, diente es als Schreinerei. Die Königlich Bayerische Hofmöbelfabrik Ostberg war durch den Krieg sehr zerstört, als sie Klaus Ostberg nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wieder aufbauen und in Betrieb nehmen wollte.

Petra Maidt vor dem Kassenhäuschen, aus dem heraus jedem Kunden sein Stellplatz persönlich zugewiesen wird. Gemeinsam mit ihrer Schwester Andrea Iff-Kamm führt sie das Parkhaus nebenberuflich.
Foto: Patty Varasano | Petra Maidt vor dem Kassenhäuschen, aus dem heraus jedem Kunden sein Stellplatz persönlich zugewiesen wird. Gemeinsam mit ihrer Schwester Andrea Iff-Kamm führt sie das Parkhaus nebenberuflich.

Doch obwohl der Bedarf an Möbeln in der Nachkriegszeit hoch war, sollte das Geschäft nicht richtig anlaufen. Vielleicht war auch dies ausschlaggebend für die neue Geschäftsidee, die in den 1950er Jahren durchaus einen visionären Charakter hatte. Denn Autos in der Innenstadt, für man  Parkplätze brauchte, waren zu diesem Zeitpunkt kaum vorhanden. Gänzlich herausfinden lässt sich der Antrieb ihres Vaters für Petra Maidt nicht mehr. Er habe Autos geliebt und deren Erfolgsgeschichte mit dem Durchbruch des Käfers, Ende der 1950er Jahre, wohl kommen sehen. meint sie.

Nachdem die ersten Jahre schleppend verliefen, zündete das Projekt dann doch

Nachdem die ersten Jahre schleppend verliefen, zündete das Projekt dann doch. Mit hauseigener Tankstelle sowie Autopflege rund um Wäsche, Ölwechsel und Reparaturen aller Art im Erdgeschoss, konnte schnell ein treuer Kundenstamm aufgebaut werden. Auf das garageneigene Personal legte man damals viel wert und tut dies bis heute, auch wenn Tankstelle und Autoservice inzwischen der Vergangenheit angehören.

Das Parkhaus in der Haugerpfarrgasse, kurz nach seiner Eröffnung im Sommer 1960.
Foto: Petra Maidt | Das Parkhaus in der Haugerpfarrgasse, kurz nach seiner Eröffnung im Sommer 1960.

Denn durch ihre Bauart weisen die Parkplätze unterschiedliche Größen auf. Die Mitarbeiter wissen genau, welche Parkplätze den unterschiedlichen Autos zuzuweisen sind: "Mit unserem Personal erhalten wir auch ein wenig die Familientradition aufrecht", so Maidt. Denn immer noch wird jedem Parkplatzsuchenden sein Stellplatz bei der Einfahrt persönlich zugewiesen. 

Mit Hilfe der Mitarbeiter wurde das Haus gereinigt und renoviert

Nachdem wegen der Corona-Pandemie die Geschäfte schließen mussten, brachen auch die Einnahmen des Parkhauses, das sich ausschließlich durch die Parkgebühren finanziert, rapide ein. Petra Maidt und Andrea Iff-Kamm nutzten diese Zeit, um das Haus auf Vordermann zu bringen. Mit Hilfe der Mitarbeiter wurde gereinigt und renoviert. So konnte das Personal weiterhin beschäftigt und bezahlt werden.

Auch ein Konzert  haben die beiden Schwestern in dem Haus schon veranstaltet

Die Schwestern entwickelten mit der Zeit die Idee, die "stilvolle Architektur" des Hauses nicht nur zum Abstellen von Autos, sondern auch zu kulturellen Zwecken zu nutzen. Immer wieder erhalten sie Anfragen von Studenten, die die hellen Parkdecks für Fotografie-Projekte nutzen möchten. Auch ein Konzert, bei dem unter anderem zwei der Mitarbeiter als Pianist und Geiger mitwirkten,  haben Maidt und Iff-Kamm schon veranstaltet. Eigentlich, so Petra Maidt, sollte auch der 60. Geburtstag des Gebäudes gebührend gefeiert werden, was nun wegen des Infektionsschutzes leider nicht möglich sei. Eine Jubiläumsaktion für Kunden solle aber noch nachgeholt werden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Marius Flegler
Auto
Autopflege und Autokosmetik
Bau
Gebäude
Kunden
Mitarbeiter und Personal
Parkhäuser
Parkplätze und ruhender Verkehr
Schwestern
Töchter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. S.
    Ich hoffe, die Eigentümerfamilie hat einen langen Atem. Dei goldenen Zeiten kommen.

    Spätestens wenn der sog. Klimabürgermeister mit seiner Ideologentruppe zum Kampf gegen das Auto bläst und hier den Wegfall bzw. die massive Verteuerung des öffentlichen Parkraums propagiert, dann schlägt die Stunde der privaten Parkflächen.

    Wenn ich in der Würzburger Innenstadt ein Mietshaus hätte, ich würde es abreissen und ein Parkhaus hinbauen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. M.
    Ich fahre gern rein. Vor allem mit unserem Smart. zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten