Bei der feierlichen Übergabe der Stelen würdigten Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sowie Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt die neue Gedenkstätte. „Heidingsfeld hat für die jüdische Gemeinde eine besondere Bedeutung“, erklärte Schuster in seiner Eröffnungsrede. Denn als die Fürstbischöfe im 15. Jahrhundert die Judenvertreibung aus Würzburg vorantrieben, zogen immer mehr jüdische Bürger in das „Städtle“ Heidingsfeld. Die Gemeinde, in der die fürstliche Ausweisungspolitik nicht mehr galt, wurde bald zu einem wichtigen Zentrum jüdischen Lebens in Franken. „Noch bis Anfang des letzten Jahrhunderts war jeder fünfte Bürger in Heidingsfeld jüdischen Glaubens“, so Schuster.
Dass die jüdische Geschichte weit mehr als die grausame Zeit zwischen 1933 und 1945 beinhaltet, das soll die Dreiteilung der Informationstafel deutlich machen. Die erste Stele erläutert die Geschichte der „Alten Burg“, die wohl im zwölften beziehungsweise 13. Jahrhundert entstand und bereits von Kaiser Karl IV. als Residenz genutzt wurde.
Vom NS-Staat verfolgt und deportiert
Die zweite Stele erinnert an die Synagoge, die später auf dem Areal der alten Burg entstand. Denn im Zuge der Judenvertreibungen aus der Würzburger Innenstadt wurde die jüdische Gemeinde in Heidingsfeld schon bald zu groß, um noch in der kleinen „judenschul“ beten zu können. Das Gelände der zerfallenen Burg diente deshalb als Gebetsstätte und später auch als Standort für die jüdische Schule.
Die dritte und letzte Informationstafel widmet sich den Heidingsfelder Juden und Jüdinnen und ihrem Leben in der Gemeinde. Unter anderem zeigt sie ein Bild des jüdischen Bankiers Leopold Bamberger, den man in Heidingsfeld nur unter dem Spitznamen „Lord Bambux“ kannte. „Der Bambux hat den Würzburger Studenten immer Geld geliehen, damit sie ihr Studium fortsetzen können", erklärte Stefan Rettner, Vorsitzender der Bürgervereinigung Heidingsfeld, und treibende Kraft hinter der neuen Gedenkstätte. Jüdische Originale wie den bärtigen Bankier habe es in Heidingsfeld viele gegeben, sagt Rettner. Erinnern wolle man aber auch an jene, die vom NS-Staat verfolgt wurden, darunter mindestens zehn, die sogar deportiert wurden - so wie Herta Mannheimer, die erste weibliche Stadträtin in Heidingsfeld.
Gegen die Ausgrenzung von Minderheiten
„Mit der Gedenkstätte setzt Würzburg ein sichtbares und deutliches Zeichen“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Die Stelen sollen an das Geschehene erinnern und gegenwärtige Generationen dazu aufrufen, klare Haltung zu zeigen gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Formen der Ausgrenzung von Minderheiten in Würzburg oder ganz Deutschland.
Die Gedenkstätte am Dürrenberg wird ehrenamtlich getragen und von der Stadt Würzburg unterstützt. Das Johanna Stahl Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken übernimmt die fachliche Gestaltung des Denkmals.