Knapp 40 Interessierte sind zum öffentlichen Informations-Rundgang der Bürgerinitiative durch den historischen Steinbruch sowie die angrenzenden Flächen des neu geplanten Steinbruchs gekommen, darunter Randersackers Bürgermeister Michael Sedelmayer und zweite Bürgermeisterin Helga Burkert (CSU), die im betroffenen 500-Einwohner-Ortsteil Lindelbach wohnt.
Für die BI "Kein neuer Steinbruch Lindelbach e.V." ist es die Vorbereitung auf den Bürgerentscheid am 25. Juli, den sie angestrengt hat. Man wolle verdeutlichen, um was es der BI geht, in der sich Menschen mit verschiedenster Motivation finden. Man habe eine Vielzahl an Themen. Die BI sei inzwischen als Verein eingetragen, habe jetzt rund 100 Mitglieder und seit wenigen Tagen sei auch die Gemeinnützigkeit zuerkannt, berichtete Kassier Christian Klühspieß. Feststellbar sei zudem eine erfreuliche Dynamik im Dorfleben über das Thema Steinbruch hinaus, so Jäger, der als Beispiel kurzfristig organisierte Beiträge zum Ferienprogramm anführte.
Muschelkalk als Luxusgut
Beim Info-Rundgang jedoch standen vor allem Fragen des Landschafts-, Natur- und Gewässerschutzes im Fokus. Fragwürdig erscheine unter anderem der Flächenverbrauch und die vielen Löcher, die überall aufgemacht werden. "Muschelkalk brauchen wir nicht unbedingt. Er ist ein Luxusgut und auch gefragt, weil er billiger ist als Beton", gibt Jäger zu bedenken.
Er zitiert einen Überblick des Bayerischen Umweltministeriums auf eine Anfrage von Patrick Friedl und Kerstin Celina (beide Landtagsabgeordnete Bündnis 90/Grüne) vom August 2019, wonach allein für den Landkreis Würzburg bis dato rund 590 Hektar aktiver Steinbrüche in 20 Gemeinden registriert waren. "Steinbrüche sind aus der Zeit gefallen, nicht mehr zeitgemäß", meint dazu der Lindelbacher Roland Horster. "Wir merken plötzlich, dass wir nur die eine Welt haben. Der Regionalplan würde heute abgelehnt, ist er sicher. Für Lindelbach ist dort ein Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiet für den Muschelkalkabbau ausgewiesen.
Was die Leute ärgere sei, dass jetzt knapp unter zehn Hektar beantragt seien, so Jäger. Damit sei eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nicht zwingend. Das Vorranggebiet für Muschelkalk, wie im Regionalplan von 1985 eingezeichnet sei aber 30 bis 40 Hektar groß. Jäger: "Der Bauantrag heute heißt nicht, dass sich nicht noch ein Mitbewerber meldet", dass das ganze Areal Steinbruch werde.
Kammmolch, Gelbbauchunke und Kreuzkröte
Die BI fordere deshalb eine UVP für das ganze potenzielle Abbaugebiet, zumal das angrenzende historische Steinbruchsgelände unbestritten Wert als Naherholungs- und Naturschutzgebiet hat, beim Rundgang verdeutlicht von Andreas Milla, Beisitzer im BI-Vorstand. Seltene, stark gefährdete Arten wie Kammmolch, Gelbbauchunke und Kreuzkröte, sind nachgewiesen.
Insbesondere zu den einzigartigen Vorkommen von Muschelkalk, zu den Abläufen in einem Steinbruch, zum Abraum und zur Hydrologie hatte der Theilheimer Geologe Volker Riemann Einblick gegeben. Er beschrieb eine Aufwölbung von Westen her zur Lindelbacher Höhe, die zum einen für eine massive Erd-Überdeckung der begehrten Abbauschicht beiträgt. Diese führe zum einen dazu, dass "durchschnittlich zehn bis 20 Meter Abraum, riesige Berge, weithin sichtbar" die Landschaft prägen werden. Zum anderen staue sich das Wasser an einer Flexur, einer geologischen Störung in dem beantragten Gebiet von Westheim kommend, was dann als Lützelquelle mit etlichen flankierenden Wasserzuflüssen austrete und wiederum ein Habitat für Amphibien darstellt. Werde der Muschelkalk ausgebaut, werde das von Westheim her zufließende Wasser vermutlich in den Steinbruch laufen, so Riemann. Das Wasser der Lützelquelle sei weich, komme also vom Keuper aus Richtung Westheim, nicht aus dem Muschelkalk.
Für kommenden Sonntag, 18. Juli, 10 Uhr, hat die BI einen weiteren Info-Rundgang angekündigt.