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WÜRZBURG
Steinbach kritisiert Weizsäcker
Erika Steinbach
Foto: p. Varasano | Erika Steinbach
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 07.10.2016 03:33 Uhr

„Eine Frau mit Verstand und Rückgrat.“ Ein am Rednerpult festgepinnter Zettel ließ keinen Zweifel daran: Die Veranstalter von der Kreisgruppe Würzburg des Bundes der Vertriebenen (BdV) stellten sich demonstrativ hinter die von ihnen als Gastrednerin eingeladene BdV-Ehrenpräsidentin Erika Steinbach, „die wichtigste und vernehmbarste Stimme der deutschen Heimatvertriebenen“, wie sie BdV-Bezirksvorsitzender Albert Krohn vorstellte. Im Vorfeld des Tags der Heimat hatte ihr Auftritt als Festrednerin für einigen Wirbel gesorgt. Besonders das demonstrative Fernbleiben von SPD-Stadtrat Heinrich Jüstel hatte zu Diskussionen geführt.

Die Festredner versuchten, den Tag der Heimat in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen. Als vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion stand Volkmar Halbleibs Beitrag besonders im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Abordnungen der einzelnen Landsmannschaften. Halbleib begründete seine Entscheidung, dennoch teilzunehmen: Von seiner Mutter, einer Sudetendeutschen, wisse er, dass es kaum einen „tiefer gehenden Einschnitt in die Identität eines Menschen“ gebe als den Verlust der Heimat. Um die Versöhnung Europas wirklich voranzubringen, sei, so Halbleib, ein „wahrhaftiges Geschichtsbild“ unumgänglich.

Darum müsse „Heimat auch Heimat genannt werden und Vertreibung Vertreibung“. So hat er vor Kurzem das Gedenken an den Todesmarsch der Deutschen aus dem mährischen Brünn vom 31. Mai 1945 unterstützt, der bei dieser Aktion als „Lebensmarsch nach Brünn“ gestaltet wurde. „Das war höchstumstritten, hat aber auch in Tschechien eine wichtige Diskussion angestoßen.“

Erika Steinbach begann ihre Rede damit, dass das Mitgefühl der BdV den „Heimatlosen der heutigen Zeit“ gehöre. So betreibe der BdV 16 feste Migrationsberatungsstellen und weitere 19 mobile Einrichtungen. Doch Steinbach wäre nicht die umstrittene Ehrenpräsidentin des BdV, wenn sie alle Klippen, die die Geschichte bietet, mit leichter Hand umschiffen würde. So kritisierte sie etwa Richard Weizsäckers Bezeichnung des 8. Mai 1945 als den „Tag der Befreiung“. Sie stellte diesem Datum den 9. November 1989 entgegen. Den Tag des Mauerfalls hält sie für den „Tag der Befreiung“, da hier die Grenzen zwischen West- und Osteuropa fielen. „Die einseitige Sicht, das Ende des Zweiten Weltkriegs als den Tag der Befreiung zu bejubeln, ist eine rein westliche Betrachtung, die über die Leiden zahlloser Menschen hinweggeht.“

Den Schwerpunkt der Arbeit des BdV und der Heimatvertriebenen sieht Steinbach weiterhin darin, die deutsche Kulturlandschaft in Gänze zumindest museal am Leben zu erhalten. Eine Aufgabe der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“, die sie gegen „heftigsten nationalen und internationalen Gegenwind“ gemeinsam mit Peter Glotz (SPD) auf den Weg gebracht habe. Einer der Paten ist das Bundesland Bayern, Würzburg unterstützt die Arbeit als Mitglied mit 5 Cent pro Einwohner.

 
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