Mit ihrer ersten Prunksitzung der Session ist die Fasenachtsgilde Giemaul Heidingsfeld in die zweite Hälfte ihres ersten Jahrhunderts gestartet. Im seit langem ausverkauften Radlersaal erlebten die Gäste ein buntes Programm, das wieder einmal zeigte, wie sehr die Gilde ein verbindendes Glied über alle Generationen hinweg ist.
Passender hätte das Lied zum Auftakt gar nicht sein können: „Ich hab mein Herz in Heidingsfeld verloren“, sang der Elferrat, und die Heidelberger werden ihm verzeihen. Als Sitzungspräsident führte Jürgen Wohlfart durch eine lange närrische Nacht, die vor allem durch eigene Akteure gestaltet wurde.
Giemaul Markus I., beruflich in der Entsorgung tätig, hatte mit seine Pagin und Ehefrau Steffi II. den passenden Reim für ihre närrische Verantwortung: „Wir entsorgen eure Sorgen, es zählt das heute, nicht das morgen“, versprachen die Beiden, die mit dem Fasching schon seit jungen Jahren verbunden sind, und auch ihre beiden Kinder sind schon mit dabei. Gesellschaftspräsident Christian Reusch begrüßte als Ehrengast Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, die sich mit Freude daran erinnerte, einmal die Lehrerin von Giemaul Markus gewesen zu sein.
Das folgende Programm zeigte, welch schöne Entwicklung die Gilde in 50 Jahren gemacht hat. 1966 war sie im SV Heidingsfeld unter der sagenumwobenen Gestalt aus den Schwedenkriegen gegründet worden. Bescheiden war der Anfang mit elf Räten und einer Sitzung. Heute zählt die Gilde 700 Mitglieder, die Kinder eingeschlossen, und 170 Aktive von fünf bis 78 Jahren. Stark ist bei den Giemäulern der Nachwuchs. Den Auftakt machte an diesem Abend die Wichtelgarde mit einem flotten Tänzchen. Die Juniorengarde setzte gleich noch einen strammen Marschtanz drauf, den die zwölf Mädels später mit Showtanz „Das perfekte Faschingsrezept“ krönten.
In die Bütt trat mit gerade einmal sechs Jahren Klara Roth und trug ihre Verschen auswendig vor: „Ich muss euch sagen hier im Saal, das Leben als Kind ist schon ne Qual.“ Mit einem starken Auftritt verabschiedete sich nach vier Jahren Tanzmariechen Carolin Sierl von der Heidingsfelder Bühne, weil sie sich dem Leistungstanzen verschrieben hat. Viel Beifall gab's für sie und ihre Trainerin Alexandra Braun.
Ein Highlight des Abends war die Bütt des Jüngsten: Ohne Scheu und frech trat Julius Wohlfart vors Publikum. „Den Papa hab ich in der Hand, des hat er nur noch nicht erkannt“, trug der Fünfjährige vor, und Papa Jürgen Wohlfart war stolz auf seinen Sohn, der das Zeug dazu hat, auch einmal Sitzungspräsident zu werden.
Freude in den Saal brachte auch das Kindergiemaul-Paar Alexander I. (Langer) und Verena I. (Roth) mit ihrem Vortrag. Sie hatten darauf bestanden, alles ohne Manuskript vortragen zu dürfen: „Eine Kindersitzung wollen wir selbst gestalten, die wäre viel schöner als bei euch Alten.“
Natürlich kamen in der närrischen Nacht auch die Alten zu Wort: Als „Jammerlappen“ trat Fredi Breunig, eine Legende des fränkischen Faschings, in manches Fettnäpfchen.
Seinen Blick vom Hätzfelder Rathaus warf wieder Benni Jensen, Giemaul 2008 und später vier Jahre Gildenpräsident. Da bekam die „Plapperbude Rathaus“ ihr Fett ab wegen der schleppenden Entwicklung am Rathausplatz, dem Verkehrschaos bei Heimspielen der Kickers und der geplanten Flaniermeile in der Neubaustraße. Und einen Seitenhieb gab's auch über den großen Teich für den neuen US-Trumpel: „Wer sich wie ein Idiot benimmt, muss auch als solcher behandelt werden.“
Mit Thomas Müller an der Gitarre trat ein Eigengewächs auf die Bühne. 2009 war er Giemaul mit seiner Katja. Danach erst hat er Gitarre gelernt. Am 29. Januar hat er nun sein erstes Live-Konzert auf der Jahnwiese, und der Abend ist schon ausverkauft. Einen Vorgeschmack gab's an diesem Abend: „So ein wilder, wilder Fasching fängt gleich hinter Hätzfeld an, an einem Hügel namens Katzenberg, gleich an der Autobahn.“
Den Abend bereicherten mit Schautänzen die Garden des TSG Veitshöchheim und der Carneval-Freunde Zellerau den Abend, Büttenredner Wolfgang Huskitsch aus Dorfprozelten und der „singend Prinz“ Norbert Knorr vom „Nürnberger Trichter. Doch auch zum Ende des Programms hatten die Gemäuer wieder die Narrennasen vorn mit dem Auftritt des albernen Duos „Herbert und Camelia“ alias Volker Schmitt und Andrea Weiß, den gereiften aber immer noch flott tanzenden „Zitterpappeln“ und dem Männerballett.
Den krönenden Abschluss eines großen Programms setzte zu Mitternacht der „Stolz der Gilde“, die Giemaulgarde mit ihrem Showtanz „Schwarz oder Weiß“. Ein dreifach kräftiges Hätzfeld Helau.