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Standpunkt zur Linie 6: Verspätung selbst eingebrockt
Von Andreas Jungbauer andreas.jungbauer@mainpost.de
 |  aktualisiert: 18.06.2013 00:11 Uhr

Eine Lokomotive sollte die Landesgartenschau (LGS) 2018 auf dem Gelände der ehemaligen Leighton Barracks sein – für die Entwicklung des neuen Stadtteils und für dessen Erschließung mit einer Straßenbahn. Die Lokomotive LGS fährt weiter planmäßig, nur der Waggon „Linie 6“ ist nun abgehängt. Und die Gefahr ist nicht gering, dass dieser Wagen noch aufs Abstellgleis rollt.

Denn wo erst mal der Zeitdruck fehlt, werden noch mehr Bedenkenträger auf die Bremse treten – bei einem Projekt, das 2007 (!) mit so überwältigendem Konsens des Stadtrates gestartet war, dass man glauben musste: Hier macht Würzburg mit vereinten Kräften einen großen Satz. Doch seit es ans Eingemachte geht, seit konkrete Probleme zu lösen sind, seit es auch um reale finanzielle Folgen geht – seitdem bröckelt die einst breite Front der Befürworter im Stadtrat, verlässt doch einige der Mut.

Keine Frage: Würzburg wird die Landesgartenschau auch ohne Straßenbahn und mit einem Shuttlebus-System schultern. Doch der Imageschaden für die Stadt ist gewaltig. Bayernweit. Hatte man doch in der Bewerbung für die LGS-Ausrichtung ausdrücklich mit der neuen Straßenbahn geworben, Zitat: „Die Fertigstellung der Trasse ist bis Ende 2017 mit einem Anschlusspunkt am Hubland geplant.“ Daraus wird nichts, und das ist vor allem deshalb blamabel, weil genug Zeit gewesen wäre.

Verloren geht sie nicht jetzt aufgrund von Einwendungen bei der Planfeststellung. Diese waren zu erwarten. Nein, fahrlässig vergeigt wurde das Ziel 2018 schon in den letzten Jahren. Einerseits wurden von den Planern Knackpunkte auf der Linie nicht rechtzeitig thematisiert und Anlieger verprellt. Andererseits wurden heikle Begleiterscheinungen (Beispiel Oegg-Tor-Schließung) zu lange von Oberbürgermeister und Stadtrat hin- und hergewälzt.

Und die WVV? Statt die Anfangseuphorie zu nutzen, ließ man den Dingen und vor allem Zweiflern ihren Lauf – statt mit Verve für die Linie 6 zu werben und sie auf Kurs zu halten. Noch steht sie, trotz des Rückschlags, nicht auf dem Abstellgleis, was jenseits der LGS ein Fiasko für die Stadtentwicklung wäre. Doch selbst wenn die Straba erst Ende 2019 ans Hubland fahren soll, muss sie jetzt endlich Fahrt aufnehmen.

 
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Landesgartenschau 2018
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  • G. S.
    In dieser Stadt geht nichts wirklich voran! Wenn ich als normaler Bürger zu gewissen Stadträten sagte, dass die Straba bis zur Landesgartenschau (die übrigens auch niemand wirklich braucht) niemals fertig sein wird, dann bin ich ein ahnungsloser Schwarzmaler. Und genau in dieser Aussage liegt das Grundübel unserer Superschlauen Stadtpolitiker: Sie halten sich für schlauer als die Bürger! Und diese Einschätzung ist parteiübergreifend. Jetzt kandidieren wieder zwei Verwaltungsleute für die OB-Wahl. Die Stadt benötigt dringend an der Spitze einen Gestalter und nicht immer wieder neue Verwalter, die sowieso schon zwischen den Akten im Rathaus sitzen.
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  • S. S.
    Herr Jungbauer hat fair erklärt, dass nicht die Einsprüche zum Planfeststellungsverfahren die Ursache für die Verzögerung ist, mangelnde Aufklärung - Offenheit und eine falsche Berechnung der Kosten sind die Ursache. Die Frage ist auch aus welchem Fördertopf man sich dann bedienen will ? Die Anzahl der Einsprüche wäre bestimmt noch höher, wenn die Bürger der Zellerau wissen würden, was auf sie zukommt. Hier wird es ein Planfeststellungsverfahren geben und dies wird wieder viel Zeit kosten. WSB geh endlich ehrlich an die Bürger. Es gibt einige Punkte, die man noch ergänzen muss. Mittlerweile sind wir bei einem Stand der Kosten von 225 Millionen für die Linie Hubland . Die WSB rechnet mit 60 % Zuschuß und beim besten Willen, den Rest kann die WSB nicht stemmen. Auch kann die Stadthier nicht bürgen, diese Größenordnung geht nicht mehr. Die Stadt hat schon Probleme der WSB Bürgschaften für sonstige Verluste zu geben, hier muss jetzt die Regierung von Unterfranken ihr OK geb
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  • G. R.
    Neben einer Nettoinvestition von 54,6 Millionen Euro muss der WVV-Konzern zusätzliche Betriebsverluste von 3,8 Millionen Euro pro Jahr tragen, und zwar für einen Zeitraum von 20 Jahren. Die Finanzierung kann sich nur auf die heutigen Gewinnträger des WVV-Konzerns stützen, also im Wesentlichen auf überhöhte Preise für Energie und Trinkwasser. Und das ist kommunalrechtlich und verfassungsrechtlich wie auch nach dem Energiewirtschaftsrecht nicht zulässig. Wer anderes behauptet, täuscht die Kunden der WVV und kann sich nach den Maßstäben des BGH-Urteils 5 StR 394/08 vom 9.6.2009 zur Berliner Straßenreinigung wegen Betrugs oder Beihilfe dazu strafbar machen.

    Wo befinden sich eigentlich die dringend benötigten Parkplätze, um den Individualverkehr an die neue Hubland-Linie anzubinden oder um den Verkehr zu bewältigen, der durch die Landesgartenschau verursacht wird?

    "Toller" Kommentar, Herr Jungbauer!

    Lothar Gutsche
    Email: Lothar.Gutsche@arcor.de
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  • H. H.
    imho ist die Linie 6 jetzt gegessen, nachdem der Druck mit der LGA weg ist. Das bedeutet dann wohl, dass der neue Stadtteil schwerpunktmäßig aus Brachland und ein paar Wohnkasernen für Studierende bestehen wird statt ein Beispiel für modernes urbanes Wohnen werden zu können. Was die Betriebsverluste angeht: Sie haben zweifelsohne Recht, dass sowas (in aller Regel) nicht kostendeckend darzustellen geht. Allerdings wird ebenso meistens der Aufwand für den Individual- und Busverkehr nicht gegengerechnet sowie die sozusagen durch fehlende Einwohner/innen entgangenen Steuereinnahmen/ evtl. sogar hier angesiedelte Betriebe. Sei es wie es sei, die Großregionen München bzw. Nürnberg werden sicher davon profitieren, wenn WÜ sich zu blöd anstellt, Impulse auszulösen - bezahlen wir halt die dortigen Infrastrukturprojekte und fahren dorthin und lassen nochmal Geld da für Eintritte, Gastronomie etc...

    Bis es keinen (bezahlbaren) Sprit mehr gibt.

    Glauben Sie mir wenigstens dass das zum Heulen ist?
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  • P. S.
    es an anderer Stelle schon geschrieben. Benzin ist heute 20 % günstiger als in den 50er Jahren, wenn man mal die Inflation reinrechnet. Also wird der Individualverkehr mitnichten abnehmen. Einnahmen von Leuten gegenzurechnen, die angeblich, vielleicht, wegen der Straba hierher ziehen, das ist wahre kreative Buchhaltung grinsen grinsenKein Wunder wenn dann die Linie 6 als wirtschaftlich angesehen wird. Zum Kommentar von Herrn Jungbauer bleibt nur zu sagen: Wenn er gern einen Großteil der Linie 6 zahlt und für die nächsten Jahre in die Nähe der Großbaustellen zieht, kann er sie haben.
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  • H. H.
    mit den relativ niedrigen Spritpreisen wird Ihrer Meinung nach auch die nächsten Jahrzehnte so bleiben? Trotz steigenden weltweiten Bedarfes? Na dann schau mer mal... ich sag Ihnen aber ehrlich, den Optimismus teil ich nicht!

    Imho wird innerhalb der nächsten 15 - 20 Jahre eine Landflucht einsetzen, die sich gewaschen hat. Die Probleme von z. B. Meck-Pomm dürften wir dann auch in Franken kriegen. Gewinner werden die gut ausgebauten großstädtischen Regionen sein (ich nenne mal exemplarisch Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg und - natürlich - München).

    Wett mer was? Ein oder zwei Weizen in 20 Jahren (wenn wir wissen wer Recht hatte und beide das Leben noch genießen dürfen) in einer Wirtschaft Ihrer Wahl?
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  • H. H.
    hatte ich schon mal gelästert, die Straba fahre in WÜ überhaupt nur noch deswegen, weil man damals den Entschluss nicht fassen konnte, sie komplett rauszureißen wie das anderernorts en vogue war. Leider schlägt jetzt das Pendel mit der mangelnden Entschlusskraft in die andere Richtung zurück - die LGS wird deshalb wahrscheinlich in die Annalen eingehen wegen des Rekordes an mit der Anbindung unzufriedenen Besucher/innen - entweder stundenlang im Stau gestanden, lange keinen Parkplatz gekriegt und dann auch noch abgezockt oder stundenlang auf den Bus gewartet und dann im überfüllten Shuttle geknufft und gepufft und nochmal gefühlt stundenlang im (Auto-)Stau gestanden - am besten bei 30 Grad im Schatten... das wird lustig. Eins weiß ich heute schon: der Besuch steht bei mir auf der Liste "auf jeden Fall auslassen"... ! (Aber mit verbaselter Organisation kennt man sich ja in WÜ aus - selber schuld wer was anderes erwartet - grumblbrumblisdochwahr...)
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Würzburg ist ja nun nicht der einzige Ort, der eine Straßenbahnlinie bauchen möchte - allein Augsburg hat in den letzten Jahren vier (!) neue Strecken gebaut, München drei, Nürnberg ebenfalls. Das war jeweils in 3, 4 Jahren erledigt - positiv. Und Würzburg? Eine Pleite nach der anderen. Dreimal gescheiterte Versuche, nach Versbach / Lengfeld zu kommen, seit 1975!!! Planungen fürs Frauenland, alle immer wieder krachend an die Wand. Das ist kein Zufall: die Verantwortlichen können es einfach nicht. Dem OB ist es komplett wurscht, WVV und WSB habens einfach nicht drauf - die Menschen erfahren aus der Zeitung!!!! dass man ihnen über die Grundstücke fahren will - und dann wundern sie sich 450 Einwendungen? Andere Städte sprechen VORHER mit den Menschen - der Lohn: nach 4 Jahren wird gefahren. Wie haben nach 7!!! Jahren noch nicht mal Baurecht.

    Insbesondere der OB hat total versagt, er hätte das Verfahren an sich ziehen müssen. Aber er hat die WVV munter vor sich hin dillettieren lassen.
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