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WÜRZBURG
Standpunkt zum Bürgerentscheid: Schlingerkurs abgewählt
Beim Bürgerentscheid ging es nicht nur um mehr Grün, sondern auch um Richtungsentscheidungen für das Miteinander in der Stadt - und um politische Führung.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 06.07.2017 03:32 Uhr

Oberbürgermeister Christian Schuchardt und die Unterstützer des Ratsbegehrens dürften am Sonntag wohl schon kurz nach 18 Uhr den Eiseshauch der Niederlage gespürt haben – und das trotz schwüler Luft in der Würzburger Innenstadt. Denn schon in den ersten Minuten der Auszählung zeichnete sich jene Tendenz ab, die sich am späteren Abend als Ergebnis manifestieren sollte: ein klares Nein der Würzburger zur Tiefgarage mit aufgesetztem Grün am Faulhaber-Platz.

Damit ist in der Sache die Richtung klar: Eine Mehrheit derer, die ihre Stimme abgaben, hat offenbar genug vom Blech auf der Straße und Feinstaub in der Lunge. Doch das ist nur eine der Würzburger Wahrheiten dieses Sonntagabends im Rathaus.

Bürger wollen klaren Kurs

Zugleich nämlich honorierte die Wähler-Mehrheit die Entschlossenheit der Initiatoren des Bürgerbegehrens „Grüner Platz am Theater“, die sich in den vergangenen Monaten nicht aus dem Konzept bringen ließen – vor allem, weil sie eines hatten. Diese Klarheit ließ die Gegenseite vermissen. Die Annäherung des Ratsbegehrens an den „Grünen Platz“ war weniger gewollter Ausgleich der Positionen, sondern eher der Versuch, auf den letzten Metern das Projekt Tiefgarage doch noch zu retten.

In der Ähnlichkeit der Plakatierung und der Bezeichnungen, im fast schon peinlichen Nachzählen der Bäume auf dem Platz fand diese Strategie ihren äußeren Ausdruck.

Dass das durchsichtige Vorhaben scheiterte, lag nicht zuletzt an der Wut mancher Wähler, die aus dem Rathaus keine Achterbahnfahrten, sondern klaren Kurs erwarten. Und das nicht nur in der Frage, ob es in der Innenstadt ein paar Parkplätze weniger gibt oder nicht. Der Bürgerentscheid war die Folie, auf der sich unübersehbar abbildet, worum es geht: eine grundlegende Verständigung darüber, wie wir künftig in dieser Stadt miteinander leben wollen. Doch dazu bedarf es eben politischer Führung. Schlingerkurse belohnt der Wähler nicht – er wählt sie ab.

 
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Kommentare
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  • meeviertel
    Der Schlingerkurs ist der Führungsschwäche des OB Schuchardt geschuldet. Wenn die Bürger nach den Kommunalwahlen alle Jahre wieder zur Wahl schreiten müssen, um den Ratsherren und Ratsdamen Entscheidungen abzunehmen, dann kann man sagen, das ist halt Demokratie, ist aber in Wahrheit Führungsschwäche. Eine richtige Opposition hat dieses Stadtparlament nicht vorzuweisen. Wäre die vorhanden, dann müssten nicht die Bürger per Bürgerentscheid Entscheidungen durchsetzen. Durchsetzungsvermögen ist notwendig um Politik zu gestalten. Der OB ist ein Verwalter aber kein Gestalter. Der Bürgermeister Bauer ist ein prima Festleseröffner und 2. Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake wirkt derweil nur noch wie eine Platzhalterin. Die Älteren um Erich Felgenhauer schlafen den Schlaf der Gerechten und die Jungen passen sich derer an. Gute Nacht Stadtrat! Nicht Würzburgs Bürger schlafen, nein, nur die gewählten Stadträte feiern Jahr für Jahr Siebenschläfer als ihren Feiertag.
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  • rid.cully
    Was für ein Gesülze! "Eiseshauch der Niederlage" - hallo, das ist ein demokratischer Prozess, in dem Interessen in einer Mehrheitsentscheidung abgewogen werden und kein mythischer Endkampf! Sie tun dem Demoktrie-Erleben keinen guten Dienst, wenn solche absonderlichen Fronten aufgebaut werden. Insofern Respekt an Herrn Schuchardt, der auch in-der-Minderheit-Sein bisher gelassen und letztlich als Auftrag angenommen hat. Das ist demokratisch verstanden, und nicht das aufgegeilte Aufteilen in Sieger und Verlierer - egal aus welcher Sicht.
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  • Arcus
    Schlingerkurs abgewählt? Vor allem wollen die Bürger eine saubere, grüne, Lebenswerte Stadt für sich und ihre Besucher. Die Zeiten des alles dominierenden Autos, die, entgegen den Werbesprüchen permanent giftiges Abgas ausströmen sind vorbei.
    OB, Stadtrat und Verwaltung müssen begreifen, dass sie in der innerstädtischen Verkehrsplanung schon lange nicht mehr die Bevölkerung hinter sich haben.
    Insofern muss jetzt nicht nur der Kardinal-Faulhaberplatz nach dem Bürgerwillen neu gestaltet werden sondern auch ein Verkehrskonzept her, dass deutlich stärker auf ÖPNV, Fahrrad und bedingt auch auf Elektomobilität (Zweirad/Pedelec/Innerstädtische Leihwägen) setzt. Und ja, wenn möglich, auch mal in die dritte Dimension (Seilbahn) geht.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Seh ich ähnlich - @ Arcus -

    aber wenn von "der Stadt WÜ" irgendjemand Ihre Stellungnahme liest, der bzw. die findet darin vermutlich soviele "Fremdwörter" (w. z. B. "Verkehrskonzept"), dass ich ernsthafte Verständnisschwierigkeiten befürchte...
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