Wildgänse beeinträchtigen die Badefreuden am Erlabrunner Baggersee, Kaninchen fressen Gräber am Hauptfriedhof kahl und vor einiger Zeit hat sich ein Fuchs in einer Buchhandlung in der Sanderstraße versteckt. Jetzt ist sogar der streng geschützte Biber am Stadtrand heimisch geworden. Wildtiere kommen Menschen wieder näher. Das freut Naturliebhaber, führt zu Konflikten und macht auf menschgemachte Missstände aufmerksam.
Dass der Biber auf der Suche nach einem Revier in die Stadt kommt, hat ja eine Ursache. Die einst in Bayern ausgerottete Tierarten, zählt heute wieder rund 20 000 Exemplare – weit weniger, wie es einst waren. Doch in der dicht bebauten und stark bewirtschafteten Kulturlandschaft gibt es für sie zu wenig Platz. Bäche sind verrohrt, Teiche ausbetoniert und weil Äcker bis an die Bäche reichen, verursachen ihre Bautätigkeiten manchmal Schäden. Der Bauernverband fordert bereits Abschuss.
Gleichzeitig steht der Biber für viele andere Tierarten, die nicht so auffälliger sind, wie er. Amphibien-, Insekten-, Vogelarten . . . sterben aus, weil ihnen die Lebensgrundlage fehlt. Laut einer wissenschaftlichen Studie diesen Jahres setzen Spritzmittel Bienen auf dem Land so zu, dass sie in Städten mittlerweile bessere Überlebenschancen haben.
Ob es an der Kürnach einen Biber gibt oder nicht, ändert an dieser Problematik natürlich nichts, aber es schafft Bewusstsein: Die Erde gehört uns nicht alleine. Außerdem faszinieren die erfolgreichen Damm- und Tunnelbauer durch ihre gestalterische Kreativität und vermitteln einen Eindruck davon, was „Wildnis“ bedeutet. Der Lengfelder Biber ist eine örtliche Attraktion _ vielleicht gibt es ja hier eines Tages den ersten Biberlehrpfad in einer Großstadt.
Deshalb ein dickes Lob ans Rathaus: Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat die Stadtverwaltung schnell reagiert und unterstützt die Teichbesitzer. Diesen steht ein noch größeres Lob zu, denn sie suchen mit Fingerspitzengefühl eine Lösung, die auch dem Biber gerecht wird.