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Standpunkt: Vertrauen verspielt
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 19.12.2013 09:54 Uhr

Die große Zuschauerkulisse hätte sich für publicity- und wahlkampfwirksame Schaufensterreden förmlich angeboten. Insbesondere für Kulturreferent Muchtar Al Ghusain und Finanzreferent Christian Schuchardt, die beide im nächsten Jahr den Chefsessel im Rathaus erobern wollen.

Doch dazu kam es nicht. Denn beide mussten sich unbequemen und unangenehmen Fragen aus den Reihen des Stadtrats stellen. Und das völlig zu Recht.

Wie konnte es passieren, dass Schuchardt und Al Ghusain sowie Baureferent Christian Baumgart und der damalige OB Georg Rosenthal im Frühjahr 2013 von der enormen Kostenexplosion für die Theatersanierung wussten, diese aber dem Stadtrat bis zur Sondersitzung am Montag verschwiegen?

Das ist nicht nur schlechter Stil, sondern schlicht undemokratisches Verhalten. Wie soll der Stadtrat zu sachgerechten Entscheidungen kommen, wenn ihm wesentliche Entscheidungsgrundlagen seitens der Verwaltung vorenthalten werden? Dass sich der oftmals gescholtene Stadtrat jetzt von der Verwaltung hinters Licht geführt sieht, ist nur allzu verständlich.

Und wie möchte man eigentlich die Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit einer kostenträchtigen Theatersanierung überzeugen, wenn damit der Verdacht der Trickserei und Geheimnistuerei einher geht?

Die Kostensteigerung für die Sanierung der Theatertechnik von fünf auf 20 Millionen mag die Verantwortlichen in eine Schockstarre versetzt haben. Doch statt sich in Schweigen zu hüllen und auf Nichtstun zu setzen, wäre dies der Augenblick gewesen, für klare Verhältnisse zu sorgen und die Reißleine zu ziehen – und zwar gemeinsam mit dem Stadtrat. Durch das Verschweigen ist viel Vertrauen zwischen Rat und Verwaltung verspielt worden, das nun mühsam wieder aufgebaut werden muss.

Gerade in Wahlkampfzeiten kein leichtes Unterfangen. Erst recht dann, wenn die Parteien und Gruppierungen in OB-Kandidaten-Koalitionen verfangen sind. Da ist Taktieren angesagt, damit der jeweils eigene Bewerber einigermaßen ungeschoren davonkommt. Das ist bei der Sondersitzung immerhin einigermaßen gelungen.

Nur einer brachte am Montag den Mut auf, zumindest eine Kollektivschuld der Referenten und des früheren OB einzugestehen: Stadtbaurat Christian Baumgart. Der will aber auch nicht Oberbürgermeister werden.

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    schon zu meiner Schulzeit vor nunmehr über 30 Jahren bestand ein erheblicher Instandhaltungsrückstand am Damals-noch-Stadttheater. Auch nach dem Auf-neue-Füße-Stellen zum Mainfranken-Theater hat man es weiter unterlassen, die wirklich großen Brocken in Sachen Technik anzugehen - mehr als ein bisschen "Kosmetik" hat sich da soviel ich weiß nie getan.

    Dass das jetzt kostenmäßig (mindestens; bitteres gg) in Richtung eines Neubaus geht, wundert mich also überhaupt nicht. Es stellt sich wirklich die Frage, ob man den Kasten so wie er jetzt ist aufgibt und sich "irgendwo" ein neues Theater nach aktuellem Stand der Technik hinbaut.

    Irgendwie hab ich so das Gefühl, die Würzburger Stadträt/innen (incl. Bürgermeister/innen) zumindest der letzten 30 Jahre haben sich stets auf irgendwelchen Nebenkriegsschauplätzen (z. B. Kulturspeicher) verlustiert statt sich zu überlegen, wo man Schwerpunkte setzen kann bzw. muss, damit die ganze Chose bezahlbar bleibt.

    Irgendwann rächt sich sowas mal.
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  • Alle OB-Kandidaten sind schwach! Die Stadt braucht jetzt endlich mal jemand der ohne Parteientaktik gradlinig und sauber analysiert und ein klar verständliches Konzept für Würzburg hat. Keiner von den Kandidaten hat dazu die Kompetenz und die Persönlichkeit. Und die Frau Schlossareck mag ja im Stadtrat den Stuhl wärmen, aber eine OB ist sie auf gar keinen Fall.
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  • Danke dass es mal einer auf den Punkt bringt! Danke!
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  • evi.schmitt@gmx.de
    Der Kommentar hat es auf den Punkt gebracht! - Jetzt kann sich allerdings auch Herr Rötter endlich von seinem journalistisch über Wochen gehätschelten Findelkind "Frankenhalle" verabschieden ... zwinkern
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