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WÜRZBURG
Standpunkt: Eine Klatsche für die Kommunalpolitik
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 05.07.2015 21:52 Uhr

Klarheit hatte sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt vom Bürgerentscheid zum Mozart-/Faulhaber-Areal erhofft. Und jetzt? Nicht einmal jeder fünfte Wahlberechtigte hat sich an der Abstimmung am Sonntag beteiligt. Da lässt sich leicht die Hitze verantwortlich machen – aber das wäre zu kurz gesprungen.

Offenbar ist es dem OB und der Stadtratsmehrheit nicht gelungen, die Bürger von ihrer Idee für das Gelände im Herzen der Stadt zu begeistern. Dass das Ratsbegehren nicht einmal das Zustimmungsquorum erreicht hat, ist eine fast peinliche Niederlage für Christian Schuchardt und die unterstützenden Parteien.

Während die Bürgerinitiative und die Abriss-Gegner mit Leidenschaft und Emotion für den Moz-Erhalt stritten, haben die „Neugestalter“ zu wenig Enthusiasmus für das Konzept entwickelt. Vielleicht, weil man im Stillen doch mehr Zweifel hat, als man öffentlich zugeben könnte? Oder weil es einfach noch zu viele Fragezeichen in der Planung gab? Wie unentschlossen wirkte schon die Fragestellung des Ratsbegehrens! Trotz der mageren Beteiligung hat der Bürgerentscheid Klarheit geschaffen – er hat ein Ergebnis, auch wenn es knapp ist. Das war es auch beim Arcaden-Entscheid 2006, gleichwohl stellte es danach niemand ernsthaft in Frage.

Die Stadtspitze muss dieses Ergebnis nun respektieren und umsetzen. Der Stadtrat hat seinen eigenen Abrissbeschluss von 2007 zu kassieren und für das prominente Gelände neu zu denken. Dies heißt auch, dass großer Aufwand – ob finanziell oder personell – umsonst war. Investor Strabag kann einpacken und man darf davon ausgehen, dass Würzburg am gestrigen Sonntag wieder einiges für seinen Ruf als Investorenschreck getan hat.

Der Bürgerschaft oder der BI freilich ist dies nicht anzulasten. Sie haben ein demokratisches Mittel legitim genutzt und die Weichen zwischen Hofstraße und Mainfranken Theater neu gestellt. Ihr Erfolg ist ein Zeichen für eine wache, kritische Stadtgesellschaft – und eine Klatsche für die Kommunalpolitik, die seit 20 Jahren in der Moz-Frage herumeiert.

 
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  • E. S.
    Zunächst gratuliere ich der Bürger-Initiative "Rettet das MOZ!" zum gewonnenen Bürgerentscheid! - Ob es ein Gewinn für Würzburg ist, wird sich weisen, da der Erhalt bzw. die Sanierung des Gebäudes Mittel bindet, die für andere Vorhaben im Haushalt der Stadt nicht mehr zur Verfügung stehen. Das gilt auch und gerade für den Unterhalt der städtischen Schulen, wo in den letzten Jahren gute Fortschritte gemacht worden sind. Auch wenn ich für das Ratsbegehren gestimmt habe - eines geht nicht: Dass man das Gebäude jetzt weiter verfallen lässt. Das Ergebnis des Bürgerentscheids sollte als Auftrag verstanden werden, das beste aus der Situation zu machen.
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  • H. H.
    das haben Sie schön gesagt.

    Man muss sich tatsächlich mal die Frage stellen, ob solche "Klatschen" nicht am Ende dafür verantwortlich sind, dass es in WÜ eigentlich bei jeder größeren Entscheidung zu einer (derart schrecklichen) "Lösung" kommt, mit der sich die "Provinz auf Weltniveau" einmal mehr bestätigt...

    Na schön, im Ergebnis werden sicherlich im Außenbereich wieder mal ein paar Quadratkilometer mehr versiegelt (s. "Weinbergbebauung am Neuberg"), die Innenstadt weiter abgewertet und den Leuten insgesamt mehr Geld zur Finanzierung dieser "alternativen Projekte" abgenommen als anderswo, womit sich WÜ weiter uninteressant macht.

    (Ein irgendwie geartetes "Innenstadtkonzept" braucht man da ja wohl auch nicht zu erwarten, oder? Was man wo eigentlich will und wie ggf. die Leute da hin- bzw. wegkommen? Gibts eigentlich so einen Wettbewerb wie "die kleinkarierteste Großstadt Deutschlands - oder wie man am besten wieder zur Kleinstadt wird"? Mann-mann-mann...)
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  • P. S.
    wäre doch mal interessant zu wissen, woher die Mittel stammen, aus denen die BI mitsamt ihrer aufwendigen Werbekampagne finanziert wurde....
    Die Stadt wird sich jetzt sicher mehr anstrengen müssen bei der Neugestaltung. Leider werden auf uns Steuerzahler wohl auch erheblich höhere Kosten zukommen. Aber ändern kann man das tatsächlich nicht mehr. Die Bürger der Stadt haben eine Chance verpasst wie damals 2006 ,als ein EKZ und eine Veranstaltungshalle (die im Übrigen jetzt dringend benötigt würde) abgelehnt wurden...
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  • v. b.
    Sehr geehrtes Es,

    bitte seien Sie nicht beunruhigt, die BI hat ihre "aufwendig Werbekampagne" aus eigener Tasche bezahlt, Unterstützung gab es durch Spenden sowie freiwilligen Personeneinsatz von engagierten Mitbürgern. Sorgen Sie sich also nicht, dass unsere Steuergelder angetastet wurden, sollten Sie das mit Ihrem Kommentar impliziert haben.

    Anders verhält es sich freilich mit der Werbekampagne des Ratsbegehrens ... von den städtischen Angestellten mal ganz abgesehen, die viermal die Woche an den Infoständen in der Stadt standen.

    Schön zu sehen, was Herzblut und freiwilliger Arbeitseinsatz alles schaffen können. Und bitte haben Sie Vertrauen in die BI und alle unterstützenden Vereinigungen, sie werden der Stadt sicher gerne helfen, wo sie dürfen, ein gutes Konzept für die Gesamtheit zu entwickeln (falls sie denn erhört werden).
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  • P. S.
    Ihre Anrede diskriminierend gemeint sein geehrter Herr Zeitungserpel, darf ich jetzt schon darauf hinweisen, dass Ihr Beitrag an die Antidiskriminierungsstelle gesendet wurde mit der Bitte ihren Namen zu ermitteln. Ansonsten glaube ich nicht dass die BI Steuergelder verwendet hat, wohl aber Gelder von "interessierter" Seite. Vertrauen in solche BIs habe ich nie, ich vertraue nur mir selbst.
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  • v. b.
    Lieber Steve67,

    die fehlerhafte Anrede war nicht absichtlich gewählt, sondern ist dem neuen Layout und dem Kommentarprogramm geschuldet ("Ihre Antwort auf "Es""). Sollten Sie sich durch diesen Fauxpas angegriffen fühlen, so bitte ich Sie von ganzem Herzen um Entschuldigung!

    Zurück zum Thema:
    Die Unterstellung, die BI hätte wohl Gelder von "interessierter Seite" (Wen meinen Sie damit? Politik?) bekommen, entbehrt jeglicher Grundlage.
    Ich darf jetzt schon darauf hinweisen, dass Ihr Beitrag eventuell, nach Rücksprache mit der BI, an die "Antibehauptungsstelle" gesendet werden wird...

    Nochmal für die, die nur sich selbst vertrauen: Die BI hat ihre Werbemittel durch Spenden von Mitgliedern und Unterstützern finanziert (größtenteils durch eine Versteigerung von Kunstwerken fränkischer Künstler; eine tolle Sache!). Ansonsten durch die Mitarbeit vieler Einzelpersonen, wodurch die Kosten gering gehalten werden konnten.

    MfG
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  • S. K.
    Vorweg Herrn Jungbauer besten Dank für diesen klaren Standpunkt. Bisher dachte man, dass alle vorherigen OB und Stadträte nichts auf die Reihe gebracht haben, aber mit den neuen läuft auch nichts. Hätte man von 15 Jahren gleich das MOZ abgerissen und auf das Gelände ein neues Theater gebaut, wäre schon alles erledigt. Diese Variation kann ja jetzt wieder ins Gespräch gebracht werden, weil die Plänen mit einem Investor jetzt zunächst nicht mehr gelten.
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  • B. E.
    ich bin auch für den Erhalt (zumindest Teilerhalt) und stirkt gegen die Bebauung des K-F-Platzes. Aber Klatsche ist schon wohl arg überzogen ausgedrückt. Ein Klatsche ist es im Grunde fast schon eher für die BI. Denn für das Engagement der BI ist der Unterschied arg gering.
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  • J. S.
    Glaube die Bürgerinitiative und alle die sich für den Erhalt eingesetzt haben, sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Es hätte auch anders ausgehen können. Die Arbeit der BI war im Vorfeld sehr engagiert und gut - man sollte dieses Potential auch für die weitere Planung nutzen.

    Eine Watschen ist es vor allem für die, die im Vorfeld mit Lügen und "Schätzungen" ihr Vertrauen verspielt haben. Oder wie im Falle der FWG mit billigster Polemik die Würzburger Briefkästen gefüllt haben. Auch der OB sollte eingestehen, dass er Fehler gemacht hat. Leider stehen keine Wahlen an, sonst würde es für den ein oder anderen Stadtrat noch eine persönliche Klatsche geben, die sich gewaschen hat.
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