
Nach dem Jamaika-Aus ist Barbara Stamm nachts um 2.30 Uhr in Berlin in ihren Dienstwagen gestiegen, um am Vormittag bei einem Termin im Juliusspital in Würzburg zu sein. Zum Schlafen sei sie während der Fahrt nicht gekommen, so die stellvertretende CSU-Parteivorsitzende. „Da war ich viel zu aufgewühlt“.
Dass die Verhandlungsbereitschaft der Liberalen auf der Kippe stand, habe man das Wochenende über gespürt, sagt die Landtagspräsidentin. Nachdem Christian Lindner und seine Mitstreiter aber aber auch nach 18 Uhr noch geblieben waren, habe niemand mehr mit einem Abbruch der Sondierung gerechnet. „Das war für uns alle ein Schock“, beschreibt Stamm die Gefühlslage am Verhandlungstisch.
Die Gespräche seien auch am Sonntag schwierig gewesen, so die erfahrene CSU-Politikerin. Allerdings habe sich selbst bei der umstrittenen Flüchtlingspolitik ein Kompromiss abgezeichnet. Die Grünen hätten weitere Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsstaaten anerkannt, im Gegenzug hätte die Union einer Regelung zugestimmt, die gut integrierten Flüchtlingen mit Ausbildungs- oder Arbeitsplatz die Möglichkeit zum Bleiben gegeben hätte. Abgesehen von Härtefällen hätte man den Familiennachzug für subsidiär geschützte Flüchtlinge für ein weiteres Jahr ausgesetzt.
Sie habe bis zum Schluss die Möglichkeit gesehen, dass sich die Partner zusammenraufen, sagt Stamm. Vertrauen sei gewachsen. Aber offenbar habe es nicht für die Regierungsbildung gereicht. Wie es nun weitergeht, darüber wollte sie am Montagmittag keine Prognosen abgeben.
In der CSU-Personaldebatte betont die Landtagspräsidentin derweil die Bedeutung von Parteichef Horst Seehofer. Er habe die Verhandlungen in Berlin für die CSU „sehr souverän“ geführt. Bei allen Themen habe er sich bis in die Details hinein ausgekannt. „Ich kann mir nicht vorstellen, auf ihn künftig zu verzichten“, so Stamm. Es stünden nun intensive Gespräche an. So wie sie sich bislang schon für den Zusammenhalt in der Gesellschaft einsetze, werde sie sich nun verstärkt um den Zusammenhalt in der CSU kümmern.