67 Menschen und Institutionen sind es inzwischen, die seit 1995 für ihr Engagement in der lokalen Kulturszene mit einer Kulturmedaille geehrt wurden. Tänzerin und Choreografin Lisa Kuttner, der Verein für kreative Inklusion "Rollywood" und der "DenkOrt Deportationen e.V." erhielten Medaillen und Urkunden jetzt mit Verspätung aus den Händen von Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Die Preisträgerinnen und Preisträger aus dem Jahr 2021 mussten wegen der Corona-Pandemie fast ein Jahr lang auf die Verleihung im Ratssaal warten. "Würzburg kann stolz sein und sich glücklich schätzen, so ein reichhaltiges kulturelles Angebot zu haben", betonte der OB zur Begrüßung und gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern, die sich "mit höchstem Engagement für die Kultur unserer Stadt mit ganz unterschiedlichen Facetten eingesetzt haben."
Zu den versilberten Bronzemedaillen gibt es jeweils ein kleines Preisgeld, das für kulturelle Zwecke verwendet werden muss, erläuterte Kulturreferent Achim Könneke. Kuttner und die beiden Vertreter der beiden Vereine seien Vorbilder für andere und mit ihren Themen am Puls der Zeit: "Kulturarbeit ist Arbeit für eine lebenswerte Stadtgesellschaft."
Kreativität ausleben und Spaß haben
Zum Beispiel beim Thema Inklusion: Der 2017 gegründete Verein "Rollywood" arbeitet mit Menschen aus dem Förderzentrum für körperliche und motorische Entwicklung und will mit seinen Projekten vor allem dafür sorgen, dass sie ihre Kreativität ausleben und dabei Spaß haben können.
Dabei wird auch schon mal zusammen mit einem Würzburger Getränkehersteller ein eigener "Lachsaft" kreiert, im Mittelpunkt stehen aber die Produktion von Filmen - vom Musikvideo über Portraits bis hin zu einem aktuellen Projekt in Spielfilmlänge: Die Produktion des Films "Wüzard – Was man in seinem Herzen trägt" begann bereits vor vier Jahren. "Es verspricht ein regelrechtes Epos zu werden", sagte die stellvertretende Landrätin Karen Heußner in ihrer Laudatio.
Lisa Kuttner leitet das von ihr gegründete Studio "Tanzraum Würzburg" und steht mit ihren Kursen und Projekten ebenfalls für Inklusion, die sie aber lieber als "Differenz" bezeichnet: "Ich möchte alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestärken, sich in ihrer Einzigartigkeit zu zeigen", zitierte Laudatorin Bettina Schmitz. Den Tanzraum bezeichnete Schmitz als Ort der Begegnung und Inspiration. Kuttner sei nicht nur Teil der Würzburger Kulturlandschaft, "du prägst diese auch ganz entscheidend!"
Wachsendes Netzwerk von Gedenkorten
Das gilt auch für den Verein "DenkOrt Deportationen", der für die Errichtung der gleichnamigen Gedenkstätte, entworfen vom Würzburger Architekten Matthias Braun, am Bahnhofsvorplatz gesorgt hat. Dort symbolisieren zahlreiche Gepäckstücke die Deportation der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus ganz Unterfranken in die Vernichtungslager im Osten durch die Nationalsozialisten in den Jahren 1941 bis 1944. Jeder Koffer oder Rucksack hat ein passendes Gegenstück in einer Gemeinde, so dass ein immer weiter wachsendes Netzwerk von Gedenkorten entstanden ist.
Im kommenden Jahr soll die zentrale Gedenkstätte bereits zum zweiten Mal um neue Gepäckstücke erweitert werden. Das Denkmal mitten im Stadtbild sei Zeichen einer äußerst gelungenen Erinnerungskultur in Würzburg, hieß es dazu in der Laudatio von Barbara Bily: "Diese Art Erinnerung ist nicht nur dringend notwendig, sie stärkt auch auch unser Demokratieverständnis und das Bewusstsein für die Notwendigkeit, sich einzumischen."