In seiner jüngsten Sitzung hat sich der Stadtrat erneut mit dem derzeit intensiv diskutierten Thema Straßennamen beschäftigt. Ein Antrag der Grünen, ein allgemein gültiges Konzept für die Benennung von Straßen nach verdienten Würzburger Persönlichkeiten zu erarbeiten, wurde dabei ebenso weiterverfolgt wie das Anliegen der CSU-Fraktion, die grundsätzliche Eignung des verstorbenen Alt-Oberbürgermeisters Klaus Zeitler als Namensgeber zu überprüfen.
Einen entsprechenden Antrag der beiden AfD-Stadträte hatte der Hauptausschuss Mitte Mai mit Mehrheit nicht weiterverfolgt. Diese Entscheidung ging der CSU allerdings nicht weit genug: Sie möchte überprüft haben, ob der Ex-OB – unter anderem wegen seiner Mitgliedschaft bei den Republikanern in den 1990er Jahren – „ein würdiger Kandidat für eine Straßenbenennung" ist. Neben Ludwig Mechler und Wolfgang von Eyb von der AfD waren nur die beiden WL-Stadträte Jürgen Weber und Willi Dürrnagel gegen eine solche Überprüfung. Eine Straßenbenennung wäre frühestens Ende 2023, drei Jahre nach Zeitlers Tod, möglich.
Nach einer internen Richtlinie zur Straßenbenennung kommen dafür nur Personen in Frage, "deren Geschichtsbild nach Persönlichkeit, Verhalten und Nachwirkung abgeklärt ist und die überwiegend positiv bewertet sind“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Über die grundsätzliche Eignung befragt werden nach aktuellem Stand das Stadtarchiv und der Ältestenrat, bevor der Stadtrat entscheidet.
Dieses nach ihrer Auffassung wenig transparente Prozedere wollen die Grünen ändern: Sie haben die Aufstellung eines umfassenden Konzepts „zur Benennung von Straßen, Plätzen, Wegen, Brücken und Grünanlagen sowie das Errichten von Stelen und Gedenktafeln“ beantragt. Bei den verschiedenen Vorschlägen und Umbenennungen in der Vergangenheit habe es kein vergleichbares Verfahren und keine vergleichbare Zeitschiene gegeben, sagte Stadträtin Silke Trost: „Wenn man das wirklich ernst nimmt, bezieht man viele Menschen und gesellschaftliche Gruppierungen mit ein.“
Die Verwaltung hält ein neues Konzept aber „nicht unbedingt für besser“, wie Oberbürgermeister Christian Schuchardt betonte. Eine knappe Mehrheit des Stadtrats von 24 zu 20 Stimmen war anderer Meinung und beauftragte die Verwaltung, die Arbeit an einem neuen Straßenbenennungskonzept aufzunehmen.