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WÜRZBURG
Stadtrat misstraut Lidl
Seit fünf Jahren warten die Bürger in der Lindleinsmühle darauf, dass Lidl in der Versbacher Straße einen Discounter baut. Aber das Grundstück liegt brach und könnte noch länger brach liegen.
Foto: Thomas Obermeier | Seit fünf Jahren warten die Bürger in der Lindleinsmühle darauf, dass Lidl in der Versbacher Straße einen Discounter baut. Aber das Grundstück liegt brach und könnte noch länger brach liegen.
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:51 Uhr

Der Stadtrat ist sauer auf Lidl. Vor fünf Jahren genehmigten die Räte dem Discounter, in der Versbacher Straße 75 einen Laden zu bauen. Die Stadtbau, eine 100-prozentige Tochter der Stadt, hatte dem Unternehmen zu diesem Zweck ein Grundstück verkauft. Den Laden aber gibt es immer noch nicht.

In der Sitzung des Bau- und Ordnungsausschusses vom vergangenen Mittwoch machten die Ratsmitglieder ihrem Ärger Luft. Lidl hatte zum zweiten Mal Änderungen der Baugenehmigung beantragt, eine davon empörte die Räte. Lidl will, anders als ursprünglich genehmigt, keine Bäckerei und keine Metzgerei im Laden einrichten. 150 Quadratmeter würden dadurch frei, mit denen der Discounter seine eigene Verkaufsfläche vergrößern will.

Der Stadtverwaltung zufolge hatte Lidl mitgeteilt, weder Bäcker noch Metzger gefunden zu haben, die mit einer Filiale in den Discounter einziehen wollten.

Die Ratsmitglieder glauben Lidl nicht ...

Kein Ratsmitglied im 16-köpfigen Ausschuss fand sich, das diese Begründung für bare Münze nahm. Josef Hofmann (FWG) erinnerte an einen „blühenden Marktflecken“ in der Lindleinsmühle, mit Bäckerei, Metzgerei und anderen frischen Lebensmitteln. Vor zehn Jahren, als zum ersten Mal die Kunde von einem künftigen Lidl-Discounter umging, habe der Niedergang dieses Fleckens begonnen. Die Ladenflächen, berichtete Hofmann, hätten sich wegen der drohenden großen Konkurrenz nicht mehr vermarkten lassen.

Weil der „Marktfleck“ eingegangen war, hatten die Räte einen Ausgleich in die Baugenehmigung aufgenommen.

Hofmann glaubt nicht, dass das Einzugsgebiet des Discounters – er zählte auf: Lindleinsmühle, Schwarzenberg, Uni-Klinik, bis nach Versbach und Rimpar – unattraktiv für Metzger und Bäcker ist. Er vermutet, es „muss andere Parameter geben, an denen geschraubt und gedreht wurde“.

... und bestehen auf frischer Wurst und frischem Brot

Kämmerer Robert Scheller, der Vertreter von Stadtbaurat Christian Baumgart, warnte, Lidl könnte gar nicht bauen, sollte auf ein „Frische-Angebot“ bestehen. Karl Graf (FDP) entgegnete, „dann ist das genau die Erpressung, die immer bei diesen Unternehmen passiert“.

So sahen es die anderen Ratsmitglieder auch, erpressen lassen wollten sie sich nicht. Sie genehmigten Lidl Änderungen wie einen größeren Personalraum. Aber den Wunsch, anstelle von frischer Wurst und frischem Brot „noch mehr Toilettenpapier“ (Christine Bötsch, CSU) zu verkaufen, lehnten sie einstimmig ab.

 
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