Die Überraschung kam zum Schluss der jüngsten Stadtratssitzung in Uffenheim: Heiko Maar (Bürgerliste) erklärte seinen Rücktritt als Stadtrat.
Bürgermeister Wolfgang Lampe wollte die öffentliche Sitzung schon schließen, als sich Stadtrat Heiko Maar zu Wort meldete. Sein erster Satz saß: "Heute ist meine letzte Stadtratssitzung als Stadtrat." Ungläubige Blicke schossen in seine Richtung. Nachdem sich überraschtes Gemurmel gelegt hatte, konnte Maar sein vorbereitetes Schreiben verlesen, anschließend überreichte er das Rücktrittsgesuch schriftlich an die Verwaltung.
"Die Entscheidung ist innerhalb der letzten drei Jahre gereift und schließlich vor einem Jahr von mir getroffen worden", erklärte Maar. Zu seiner Zeit im Stadtrat sagte er, dass diese Jahre zweifellos von Herausforderungen geprägt gewesen seien.
"Als ich in den Stadtrat gewählt wurde, träumte ich von Gestaltungsmöglichkeiten und positiven Veränderungen für unsere Gemeinschaft. Leider musste ich jedoch feststellen, dass die Spielräume für wirkliche Gestaltung oft begrenzt waren." Entscheidungen schienen oft von Bürokratie und langwierigen Prozessen, aber auch finanziellen Zwängen blockiert gewesen zu sein, was die Umsetzung von dringend benötigten Maßnahmen und vor allem von neuen Ideen erschwert hätte.
Zunehmende Klima des Misstrauens unter den Mitgliedern
Als ernstes Problem sieht er das seiner Wahrnehmung nach "zunehmende Klima des Misstrauens unter den Mitgliedern des Stadtrats". Statt konstruktiver Zusammenarbeit dominiere oft ein gegeneinander gerichtetes Handeln, meinte er. Die ursprüngliche Vision, als Team für das Wohl der Stadt zu arbeiten, sei durch persönliche Differenzen und politische Spielchen überschattet worden. Dies habe nicht nur den Fortschritt behindert, sondern auch "das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in unsere Fähigkeit, positive Veränderungen herbeizuführen, erheblich erschüttert".
Statt vereint nach Lösungen zu suchen, seien die Sitzungen des Stadtrats oft zu Schauplätzen politischer Manöver und Grabenkämpfe geworden. Dieses mangelnde Zusammenwirken habe die Handlungsfähigkeit des Gremiums erheblich beeinträchtigt und die Frage aufgeworfen, "ob wir wirklich die Interessen der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger vor unsere persönlichen Ambitionen gestellt haben". Es sei an der Zeit, ehrlich über diese Herausforderungen zu sprechen und nach Wegen zu suchen, wie der Stadtrat wieder zu einer effektiven, vertrauenswürdigen und zielgerichteten Institution werden könne.
Kritik als konstruktiver Appell, um nötige Veränderungen herbeizuführen
Seine Kritik will er als einen konstruktiven Appell verstanden wissen, um die dringend benötigten Veränderungen herbeizuführen, betonte Maar. Er dankte für die Momente, "in denen wir erfolgreich gemeinsam gearbeitet, sachlich und durchaus kontrovers diskutiert haben und wir unsere Meinung offen gebildet haben".
Zunächst möchte er nun eine bewusste Pause einlegen und seine Kraft anderen Dingen widmen. Seine Kraft sei in den vergangenen Jahren durch berufliche Belastungen und auch private Herausforderungen geschwunden.
Er hofft, dass irgendwann ein Stadtrat in Uffenheim aktiv sein werde, der sich komplett auf die Belange Uffenheims – ohne Rücksicht auf Partei, Gruppierung oder vergangene persönliche Auseinandersetzungen – konzentriert. "Da bin ich auch gerne wieder bereit mitzuwirken, sofern es meine Kraft zulässt", schloss Maar.
In der nächsten Stadtratssitzung behandelt der Rat das Rücktrittsgesuch. Nachrücker für die Bürgerliste wäre Welbhausens Ortsteilbeauftragter Uwe Strebel.