
Eine weiter verschärfte Situation auf dem Strommarkt trübt die Bilanz der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH für das vergangene Jahr. Trotzdem sieht Geschäftsführer Thomas Schäfer den städtischen Konzern gut aufgestellt. Am Freitag legte er bei einer Pressekonferenz die Zahlen für 2015 vor.
Danach machte die WVV GmbH als Muttergesellschaft im Ergebnis ein Minus von 1,1 Million Euro – trotz eines Konzerngewinns von 2,3 Millionen Euro, der sich aber auf weitere Miteigner verteilt. Längst vorbei sind die Zeiten, als die WVV noch mit mehreren Millionen Euro Gewinnabführung den städtischen Haushalt fütterte. Zuletzt war dies 2009 der Fall. Mit der Übernahme der defizitären Bäder von der Stadtbau GmbH im Jahr 2012 beschloss der Stadtrat, künftig die WVV nicht mehr zu Gunsten des Stadtsäckels anzuzapfen. Immerhin hat der Konzern der Stadt im Bilanzjahr 8,8 Millionen Euro an Konzessionsabgaben überwiesen.
Zu schaffen macht der WVV der der Energiemarkt. Hier hatten die Stadtwerke noch 2013 gut verdient und rein rechnerisch mit einem Plus von 16,3 Millionen Euro das Defizit der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) praktisch ausgeglichen. Mittlerweile aber herrscht laut Schäfer ein teils „ruinöser Wettbewerb“ auf dem Strommarkt. Hierauf wolle sich die WVV nicht um jeden Preis einlassen.
Stadtwerke verdienten noch 11,1 Millionen Euro
Die rückläufigen Erlöse auf dem Energiemarkt haben sich in der Bilanz der Stadtwerke niedergeschlagen: Sie erzielten 2015 nur noch ein Jahresergebnis von 11,1 Millionen Euro – sind aber weiterhin mit Abstand die wirtschaftlichste Tochter im Konzern. „Unsere Gewinn- und Verlustbringer in einer guten Balance zu halten – das ist die Kunst“, meinte WVV-Chef Thomas Schäfer vor der Presse.
Zu den Verlustbringern zählt mit einem Minus von zuletzt 2,3 Millionen die Bäder GmbH – und dies, obwohl im schönen Sommer 2015 im Vergleich zum Vorjahr fast doppelt so viele Gäste (rund 145 000) ins Dallenbergbad kamen. Insgesamt zählten die Bäder und die Eisbahn 600 000 Besucher. Im Ertrag schlägt sich der stärkere Zuspruch aber nicht nieder. „Es gibt kein Bad, das Sie rentabel betreiben können“ ist Schäfer überzeugt. Hier – wie auch in anderen Bereichen – versteht sich die WVV als städtischer Konzern nicht nur als Wirtschaftsbetrieb, sondern sieht sich in der Verantwortung für Infrastruktur und Daseinsvorsorge.
ÖPNV-Verlust 16,6 Millionen Euro
Das gilt auch für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Traditionell fahren Busse und Straßenbahnen den größten Verlust für den Stadtkonzern ein – auch wenn es 2015 „nur“ 16,6 Millionen Euro Miese waren. Zur Begrenzung haben laut Schäfer vor allem die günstigen Dieselpreise bei den Bussen beigetragen. Umgekehrt dürfte dies Auswirkungen auf die Zahl der Fahrgäste gehabt haben, die um rund 500 000 auf 30,5 Millionen zurückgegangen ist. „Wenn der Sprit billig ist, steigen manche halt doch wieder ins eigene Auto“, so Schäfers Einschätzung.
Ein wichtiges Thema für die WVV bleibt neben der Energieversorgung auch das Trinkwasser. Der Spitzenwert 2015 wurde an einem warmen Sommertag erzielt: Da gab man laut Schäfer 40 Millionen Liter Trinkwasser an einem einzigen Tag ab. Gefördert wurden über das ganze Jahr 7,7 Millionen Kubikmeter. Um den Betrieb zu sichern, hat die Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV) 6,3 Millionen Euro in ihre Anlagen gesteckt, unter anderem in den Hochbehälter am Katzenberg 1, in das Pumpwerk Hubland, in die neue Aufbereitungsanlage für die Bahnhofsquellen sowie in eine Wasserleitung für das Pumpwerk Grombühl 2/Oberdürrbach.
Fünf Millionen Euro mehr investiert
Weitere größere Investitionen waren der Neubau der Kaimauer im Alten Hafen und der Wiederaufbau eines Gebäudes im Neuen Hafen (zusammen 2,1 Millionen Euro), für 2,9 Millionen wurde die Busflotte der WSB modernisiert. Insgesamt 33,3 Millionen Euro hat die WVV 2015 investiert – rund fünf Millionen mehr als im Jahr davor.
Es sind in erster Linie die niedrigeren Erlöse aus dem Strom- und Erdgasgeschäft, die zu einem Umsatzrückgang von 543 auf 481 Millionen Euro geführt haben. Das „klassische“ Geschäft verliert für den Konzern an Bedeutung, während Dienstleistungen für andere Unternehmen immer wichtiger werden. Bestes Beispiel: die Parkraumbewirtschaftung. In Würzburg selbst verwaltet die Stadtverkehrs-GmbH (SVG) 7000 Parkplätze – verteilt über das ganze Bundesgebiet sind es aber stolze 107 000. Schäfer zufolge wurde ein System für zwei Kliniken in München aufgebaut, auch für eine Nürnberger Klinik bewirtschaftet die SVG die Parkplätze.
„Wir haben den Schritt vom reinen Versorgungsunternehmen zum lösungsorientierten Dienstleister bereits gemeistert“, so der WVV-Chef. Anderes Beispiel dafür: das so genannte „virtuelle Kraftwerk“.
Unter Leitung des Würzburger Heizkraftwerkes – drittgrößter kommunaler Energieerzeuger in Bayern – wird die eigene Kraftwerksleistung zusammen mit der von aktuell rund 260 Anlagen in ganz Deutschland gesteuert und vermarktet.
Fürs laufende Jahr ist Schäfer auch deshalb optimistisch, weil über drei Millionen Euro an jährlicher Förderung für die Gas-und-Dampf-Anlage im Heizkraftwerk in Aussicht stehen. Zugelegt hat der Konzern weiter als Arbeitgeber: Die Zahl der Mitarbeiter ist um 42 auf 1454 gestiegen – wobei es immer schwieriger wird, guten Nachwuchs zu finden. Im Bilanzjahr 2015 hatte die WVV 61 Azubis in neun Ausbildungsberufen.
@ high noon.....hast ja sicher gar kein ticket wenn du fährst
Warum berichtet die MP nicht darüber - Sperrvermerk?